Jede zweite Frau mit Behinderung erlebt Gewalt: Leipziger Verein gibt Opfern eine Stimme

Von Anke Brod

Leipzig - Am europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung gab es am Montag auch in Leipzig-Connewitz eine Aktion. Vor der Wiedebach-Passage informierte der Verein "Bellis" über seine Arbeit.

Unter anderem Mitarbeiterin Ella setzt sich für das wichtige Thema ein.
Unter anderem Mitarbeiterin Ella setzt sich für das wichtige Thema ein.  © Anke Brod

Unter dem Motto: "Wir lassen Gewalt abblitzen!" machte das Team darauf aufmerksam, dass jede zweite Frau mit Behinderung von massiver Gewalt betroffen sei, meist im nahen Umfeld.

Betroffene machen derartige schlimme Erfahrungen demnach vielfach zu Hause oder in Einrichtungen der Behindertenhilfe.

Obwohl die meisten Fachkräfte in den Einrichtungen hochprofessionell arbeiten, komme es auch hier zu entsprechenden Übergriffen.

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Am Infostand in Connewitz sagte Doreen Graupner (47) zu TAG24: "Unser Schwerpunkt liegt bei sexualisierter Gewalt und Grenzverletzungen."

Angesprochen seien natürlich alle Opfergruppen, neben Frauen etwa queere Menschen oder auch Männer. Wobei allerdings überwiegend Frauen betroffen seien.

Nach individuellen Akut-Beratungen vermittelt das Bellis-Team, bestehend aus fünf psychologischen Kräften, einer Rechtsmedizinerin sowie drei Sozialarbeitern, den Betroffenen weiterführende Hilfen.

"Wir bieten zum Beispiel aber auch psychosoziale Prozessbegleitung an", so Graupner.

Den Verein Bellis gibt es in der Messestadt seit 2019. Der Name lehnt sich an das heilende Gänseblümchen an, wissenschaftliche Bezeichnung: bellis perennis.

Gewaltschutzkonzept seit 2021

Vor der Wiedebach-Passage informierte der Verein "Bellis" über seine Arbeit.
Vor der Wiedebach-Passage informierte der Verein "Bellis" über seine Arbeit.  © Anke Brod

Der Verein betreut vor allem Klienten im Landkreis Leipzig. Beratungen finden dort meist in den Räumen von Kooperationspartnern statt.

Gewalt-Opfer können sich aber auch direkt am Vereinssitz von Bellis in der Bornaischen Straße 18 in Leipzig Hilfe holen.

Um Gewalt - vor allem gegen Frauen und Kinder mit Behinderung - in Einrichtungen zu minimieren, gibt es seit 2021 eine gesetzliche Verpflichtung: Wohn- und Arbeitsstätten für Menschen mit Behinderungen müssen, zugeschnitten auf die jeweilige Einrichtung oder Dienstleistung, ein Gewaltschutzkonzept vorweisen und bei Bedarf umsetzen.

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Ein gutes Konzept greife auch bei den Fachkräften: So ließen sich Täterstrategien erkennen und bekämpfen.

Der Verein Bellis ein ist Modellstandort des bundesweiten Projekts "Suse: Gewaltschutz in Einrichtungen – sicher leben und arbeiten".

Das Team unterstützt Einrichtungen beim Erstellen, Einführen oder Überarbeiten ihrer Gewaltschutzkonzepte. Das Anliegen: "Wir schulen und empowern Frauen mit Behinderung zum Schutz vor Gewalt".

Kontakt zum Team könnt Ihr unter der Tel. 0341/39385560 sowie per Mail via kontakt@bellis-leipzig.de aufnehmen.

Titelfoto: Montage: Anke Brod

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