Katastrophale Bedingungen und fehlende Unterstützung: Leipziger Verein packt aus

Leipzig - Ärger im Leipziger Süden! In einem offenen Brief schildern die Angehörigen der Leichtathletikabteilung des SV Automation 61 Leipzig die miserablen Zustände der öffentlichen Sportplatzanlage in Lößnig. Sie fühlen sich vor allem vom Sportamt im Stich gelassen. TAG24 hat mit Betroffenen und der Stadt gesprochen.

Die Kinder und Jugendliche des SV Automation sind frustriert.
Die Kinder und Jugendliche des SV Automation sind frustriert.  © TAG24/Lisa Marie Peisker

Die Trainingsstätte der etwa 170 Kinder und Jugendlichen des SV Automation ist die sanierungsbedürftige öffentliche Sportplatzanlage in Lößnig. Diese wurde Mitte der 90er-Jahre erbaut und befindet sich nicht nur aufgrund ihres zunehmenden Alters in einem schlechten Zustand.

Besonders problematisch ist laut Leichtathletik-Abteilungsleiter Sven Leube, dass die Anlage regelmäßig von Jugendlichen zum Partymachen missbraucht wird.

Die Folgen dieser Nächte sind zurückgelassener Müll, zerbrochene Glasflaschen und mutwillige Zerstörung.

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Ihren Höhepunkt fanden die Eskapaden dann an Silvester: Als der Verein am 1. Januar sein traditionelles Neujahrestraining auf der öffentlichen Anlage antreten wollte, fanden die Sportler das reinste Chaos vor, das - wie so oft - vom Verein beseitigt werden musste.

Ohne ihre regelmäßigen Säuberungsaktionen ist ein sicheres Training oft nicht möglich.

Dieses Bild bot sich den Mitgliedern der Leichtathletikabteilung des SV Automation 61 Leipzig am 1. Januar.
Dieses Bild bot sich den Mitgliedern der Leichtathletikabteilung des SV Automation 61 Leipzig am 1. Januar.  © SV Automation 61 Leipzig

Leipziger Sportamt weiß von Vorfällen, verweist aber auf Ausweichanlage

Die Vereinsmitglieder kümmerten sich um das Aufräumen der Silvester-Hinterlassenschaften.
Die Vereinsmitglieder kümmerten sich um das Aufräumen der Silvester-Hinterlassenschaften.  © SV Automation 61 Leipzig

Was den SV Automation an der Situation am meisten verärgert, ist die fehlende Unterstützung der Stadt. David Quosdorf, der stellvertretend für Sportamtsleiterin Katja Büchel auf die TAG24-Anfrage antwortete, erklärte: "Die Vandalismus-Vorfälle sind dem AfSp [Amt für Sport] bekannt."

Seinen Angaben nach kümmert sich das Platzpersonal, welches für alle freien Anlagen im Leipzig zuständig ist, um die Beseitigung. Dass dieses damit jedoch oft nicht hinterherkommt, beweisen die Bilder des SV Automation.

Das Sportamt erklärt weiter, dass dem Verein, welcher vor allem aus Kindern der Altersklassen U10 bis U14 besteht, stattdessen Trainingszeiten auf der Nordanlage des Sportforums angeboten wurden, was jedoch auf Ablehnung stieß.

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SPD-Fraktionsgeschäftsführer Falk-Thoralf Günther, gleichzeitig engagierter Vater eines Vereinsmitglieds, erläutert, dass der Verein langfristig die logistische Herausforderung nicht hätte bewältigen können. Es wäre notwendig gewesen, nicht nur Sportgruppen dreimal pro Woche durch die halbe Stadt zu transportieren, sondern auch deren gesamte Leichtathletikausrüstung.

Und das, obwohl sie ja eigentlich eine Sportanlage vor der Nase haben. Doch dort bleiben dem SV Automation bevorzugte Trainingszeiten verwehrt.

Lange kämpfte der Verein für einen eigenen Container auf dem Platz, um ihre Utensilien nicht dreimal die Woche hin und her schleppen zu müssen. Im November 2023 wurde dieser dann aufgestellt. Es dauerte keinen Monat, bis er mit Graffiti beschmiert wurde.
Lange kämpfte der Verein für einen eigenen Container auf dem Platz, um ihre Utensilien nicht dreimal die Woche hin und her schleppen zu müssen. Im November 2023 wurde dieser dann aufgestellt. Es dauerte keinen Monat, bis er mit Graffiti beschmiert wurde.  © TAG24/Lisa Marie Peisker

Schwere Vorwürfe: Diskriminiert Leiterin des Leipziger Sportamts die Leichtathletik?

Selbst das winterliche Wetter hält die Mitglieder des SV Automation nicht vom Training ab.
Selbst das winterliche Wetter hält die Mitglieder des SV Automation nicht vom Training ab.  © TAG24/Lisa Marie Peisker

Darüber hinaus erschwert auch der schlechte Zustand der Anlage das Training. Die provisorischen Reparaturen verbessern die Situation auf dem Platz laut Trainer Ingolf Ziesecke nicht. "Da wird eben nur geflickt, [...] das bringt im Endeffekt nichts", erklärt er.

Eine Sanierung sei laut der Leiterin des Sportamts, Katja Büchel, zwar mittelfristig in Planung, erklärt Sven Leube. Was das aber genau bedeutet, konnte sie dem Verein bisher nicht beantworten.

Auch wenn der Platz dringend eine Sanierung nötig hat, ist Günther der Meinung, dass diese erst erfolgen sollte, wenn das Vandalismus-Problem auf dem Platz gelöst ist: "Das macht ja auch keinen Sinn, hier eine neue Bahn zu machen, wenn sowieso danach darauf gegrillt wird."

Offener Brief an die Stadt Leipzig: Das sind die Forderungen des SV Automation

Trainer Ingolf Ziesecke (l.), Falk-Thoralf Günther (M.) und Abteilungsleiter Sven Leube wollen, dass ihre Anliegen endlich ernst genommen werden.
Trainer Ingolf Ziesecke (l.), Falk-Thoralf Günther (M.) und Abteilungsleiter Sven Leube wollen, dass ihre Anliegen endlich ernst genommen werden.  © TAG24/Lisa Marie Peisker

In ihrem offenen Brief, der unter anderem an Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD), Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (49, Die Linke), die Sportamtsleitung und Vertreter der Stadtverwaltung geschickt wurde, fordert der SV Automation, dass sich nun endlich etwas ändert.

Die Mindesthoffnung des Vereins: Dass die Anlage wenigstens nachts abgeschlossen wird, um das Vandalismus-Problem unter Kontrolle zu bringen.

Zusätzlich wünschen sie sich, dass eine Sanierung des Platzes in Angriff genommen wird, damit alle, die ernsthaft darauf trainieren wollen, eine angemessene Grundlage haben.

Titelfoto: Bildmontage:SV Automation 61 Leipzig; TAG24/Lisa Marie Peisker

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