Lärm, Staub und Saufgelage auf der Karli: So denken Leipzigs Kneipen über die Großbaustelle
Leipzig - Wer derzeit in der Leipziger Südvorstadt unterwegs ist, muss viel Geduld mitbringen: Noch bis Ende September wird auf der Karl-Liebknecht-Straße an den Gleisen und Leitungen gebaut, sodass sie für den Durchgangsverkehr komplett gesperrt ist. Nicht nur nervig für die Anwohner und Passanten, sondern natürlich auch für die ansässigen Lokale. TAG24 hat mit der Firma dreiturmspringer gesprochen, die dort mehrere Restaurants betreibt.
Alles in Kürze
- Leipzig: Karl-Liebknecht-Straße gesperrt bis Ende September
- Baustelle verursacht Lärm und Staub in der Südvorstadt
- Dreiturmspringer-Geschäfte haben weniger Besucher und Umsatz
- Spontane Partys auf der Baustelle bringen gemischte Gefühle
- Kneipenbesitzer sieht Partys als positives Zeichen für Stadt

Wo bisher vor allem der Lärm der vorbeifahrenden Straßenbahnen für Unmut gesorgt hat, muss man entlang der Karli nun also stattdessen mit den Begleiterscheinungen einer Großbaustelle vorliebnehmen.
Die dreiturmspringer GmbH, die unter anderem das Killiwilly und den Feinkostladen Röseling betreibt, kann davon ein Lied singen: Wie Inhaber Carl Pfeiffer TAG24 erzählt, seien aktuell durchaus geringere Besucherzahlen und weniger Umsatz bemerkbar.
Dafür mache er aber nicht ausschließlich die Lärm- und Staubbelästigung der Baustelle verantwortlich - auch das derzeit regnerische Wetter und die Sommerferien würden hier eine Rolle spielen.
Dennoch wolle Pfeiffer auch inmitten des Bauschutts den Kopf nicht in den Sand stecken und positiv bleiben.
Denn: "Wir profitieren jeden Tag davon, dass wir in Leipzig Geschäfte machen und nicht in Primmelwitz. Große Städte, große Baustellen. Da gibt es kein Jammern und kein Klagen, und ganz bestimmt kein Fordern."

Großbaustelle auf der Karli: Spontane Partys sind ein zweischneidiges Schwert

Weitere - vielleicht eher unkonventionelle - Begleiterscheinungen der Karli-Großbaustelle stellen unterdessen vor allem die spontanen Open-Air-Partys zwischen Baugeräten und Zäunen. Insbesondere an den Wochenenden wird hier oft bis in die Morgenstunden gefeiert.
Pfeiffer und seine Angestellten blicken mit gemischten Gefühlen auf die aktuelle Situation. "Was oben in einen Körper reingeschüttet wird, muss unten wieder raus", erklärt er. "Und es wird recht viel oben reingeschüttet ..."
Und so kommt es, dass viele Partyfreudigen dann die umliegenden Kneipen aufsuchen, um sich zu erleichtern. Und auch der benachbarte Körnerplatz mit seinen Büschen und Bäumen werde momentan vermehrt aufgesucht. "Die Vegetation dort ist gelinde gesagt überrascht", weiß Pfeiffer.
Trotzdem empfinde er die Partysituation auf offener Straße größtenteils positiv: "Ich mag das Spontane, den Spaß und die Kraft, die damit zusammenhängt. Das ist ein sehr lebendiger Zustand und die paar Nachteile sind nicht der Rede wert."

Eine Umsatzsteigerung durch die nach Beendigung der Bauarbeiten verbesserten Straßenverfassung erwartet dreiturmspringer laut Pfeiffer übrigens nicht: "Ich habe die Hoffnung, dass die Karli danach so ist, wie sie war, nur etwas weniger rumpelig."
Titelfoto: TAG24/Jan-Gerrit Vahl