Leipzig feiert 20 Jahre BMW-Power - Ohne MP Kretschmer und seine Minister
Leipzig - In der Messestadt gab es am heutigen Donnerstag etwas zu feiern: 20 Jahre BMW-Werk Leipzig! Während die deutsche Konkurrenz schwächelt, Sachsen um die Zukunft seiner VW-Standorte bangt, steuert der weiß-blaue Gigant im Freistaat im Drei-Schicht-System das nächste Rekordjahr an.
Er könne sich noch ganz genau an den Freudensprung erinnern, den er am 18. Juni 2001 gemacht habe, erinnerte sich Leipzigs Alt-OB Wolfgang Tiefensee (70, SPD) beim Festakt in Leipzig. Es war der Tag, als BMW verkündete, sein neues Werk in der Sachsen-Metropole zu bauen.
"Ich hatte zuvor schon eine Schicht im Regensburger BMW-Werk mitgemacht", verriet der heutige Polit-Rentner seine damalige Lobby-Arbeit.
Am 1. März 2005 war es dann so weit - ein 320i lief als erster BMW vom Band des neuen Leipziger Werks, das zwei Monate später vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder (81, SPD) offiziell eröffnet wurde.
Entstanden war Europas modernste Autofabrik, für die Star-Architektin Zaha Hadid (†65) später sogar den Deutschen Architekturpreis bekam.
Sachsens BMW-Standort ist "Werk der Zukunft"
Gut 20 Jahre später ist Leipzig aus der BMW-Welt nicht mehr wegzudenken. Vor allem wegen seiner hohen Flexibilität. Heute laufen hier vier verschiedene Modelle zweier Marken (BMW 1er, 2er Active Tourer, 2er Gran Coupé, MINI Countryman) mit drei unterschiedlichen Antriebsarten (Verbrenner, Plug-in-Hybrid, Elektro) über ein Band.
Was gerade gebaut wird, entscheidet die Kundennachfrage. "Das Werk ist werteprägend für die ganze BMW Group", lobte der Münchner Konzern-Produktionsvorstand Milan Nedeljković (56). Und bezeichnete den Sachsen-Standort als "Werk der Zukunft".
Seit einem Jahr werde rund um die Uhr im Drei-Schicht-System gearbeitet, berichtete Werksleiterin Petra Peterhänsel (59). Und kündigte an: "Wir werden in diesem Jahr noch das 4-Millionste in Leipzig produzierte Fahrzeug vom Band rollen."
Insgesamt fünfeinhalb Milliarden Euro investierte der Münchner Autokonzern bisher in seinen sächsischen Standort.
Wenig Wertschätzung durch sächsische Staatsregierung
Angesichts der Dimension besonders peinlich: Aus Dresden fand weder Ministerpräsident Michael Kretschmer (50, CDU) noch irgendein Minister den Weg nach Leipzig zum Jubiläums-Festakt.
Als besondere Wertschätzung entsandte die Landesregierung die bereits ausgemusterte Staatssekretärin Barbara Meyer (63), die in wenigen Tagen in Ruhestand geht.
Als eine Videobotschaft von Kretschmer eingespielt wurde, in der dieser sein Fehlen damit begründete, dass er arbeiten müsse, entbrannte höhnisches Gelächter im Saal.
Und die Zukunft? Die deutete BMW am Donnerstag mit einem Kurzfilm an, in dem die Silhouette eines sportlichen Fahrzeugs auf die Zuschauer zufuhr.
Kurz zuvor hatte der im BMW-Aufsichtsrat sitzende Leipziger Betriebsratsvorsitzende Jens Köhler sich augenzwinkernd gewünscht, dass zukünftig auch ein "M-Derivat" hier vom Band laufen könnte - was für ein sportliches Serienmodell steht ...
Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa, Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

