Leipziger Krankentransport bangt um Existenz! "Unbegreiflich, dass wir so behandelt werden"

Leipzig - Die Messestadt baut ihren Rettungsdienst um. Bis 2030/31 sollen vier moderne Rettungszentren sowie neue Wachen entstehen. Zeitgleich greift Leipzig auch bei den Anbietern durch, will künftig nur noch vier statt der bisherigen fünf neben der Feuerwehr beauftragen. Der Krankentransport Ost-West muss deshalb nun um seine Existenz fürchten.

Seit 34 Jahren ist der Krankentransport Ost-West inzwischen in Leipzig unterwegs. Nun droht dem letzten in Sachsen verbliebenen Familienunternehmen im Rettungsdienst jedoch das Aus.
Seit 34 Jahren ist der Krankentransport Ost-West inzwischen in Leipzig unterwegs. Nun droht dem letzten in Sachsen verbliebenen Familienunternehmen im Rettungsdienst jedoch das Aus.  © Krankentransport Ost-West GmbH

In Leipzig müssen sich Rettungsdienste alle fünf bis sieben Jahre bei der Stadt bewerben, um von ihr beauftragt zu werden. Die aktuellen Verträge laufen im Juli aus. Die Krankentransport Ost-West GmbH hatte sich nun für den Bereich Nord beworben, war jedoch aufgrund von fehlender Eignung nicht berücksichtigt worden, wie Geschäftsführer Bernd Wickfelder gegenüber TAG24 erklärte. Ein Schock für das Unternehmen, das bereits seit 34 Jahren im Notfalldienst für die Stadt unterwegs ist.

"Dass wir in dem Verfahren aufgrund von angeblich fehlender Eignung rausfallen, davon sind wir nicht ausgegangen", so der Geschäftsführer.

Seit 1990 betreibt Wickfelder zusammen mit seiner Frau die Krankentransport Ost-West GmbH. Gestartet sind sie damals mit zwei Krankentransportwagen. Inzwischen ist auch die gemeinsame Tochter Teil der Geschäftsführung. Das Unternehmen ist auf 90 Mitarbeiter gewachsen und verfügt über 16 Fahrzeuge.

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Andrea und Christine Wickfelder, Bernd Wickfelders Frau und Tochter, sind auch heute noch regelmäßig auf den Fahrzeugen im Einsatz. "Wir haben immer versucht, uns auf der Straße zu engagieren. Wenn Hilfe gebraucht wurde, standen wir stets Gewehr bei Fuß. Wir haben selbst im Landkreis ausgeholfen, als dort Not am Mann war und selbst während Corona haben wir kein Auto abgemeldet. Es ist für uns alle unbegreiflich, dass wir so behandelt werden."

Petition will Krankentransport retten: "Können uns nicht leisten, diesen Rettungsdienst zu verlieren"

Der aktuelle Vertrag mit der Stadt läuft im Juli aus. Bei einer neuen Bewerbung wurde der Krankentransport aufgrund von fehlender Eignung nicht berücksichtigt. "Es ist für uns alle unbegreiflich, dass wir so behandelt werden", sagte Geschäftsführer Bernd Wickfelder.
Der aktuelle Vertrag mit der Stadt läuft im Juli aus. Bei einer neuen Bewerbung wurde der Krankentransport aufgrund von fehlender Eignung nicht berücksichtigt. "Es ist für uns alle unbegreiflich, dass wir so behandelt werden", sagte Geschäftsführer Bernd Wickfelder.  © Krankentransport Ost-West GmbH

Um das Unternehmen zu erhalten, wurde nun ein Nachprüfungsverfahren gestartet. "Wann dabei mit einer Entscheidung zu rechnen ist, können wir jedoch nicht einschätzen."

Doch die Familie kämpft nicht allein um ihre Existenz. Notärztin Daniela Filz hat inzwischen eine Petition ins Leben gerufen, um den Krankentransport Ost-West zu erhalten. "Als Notärztin in der Stadt Leipzig habe ich die hervorragende Arbeit des Krankentransports Ost-West aus erster Hand erlebt", schreibt sie darin.

Statistiken des Robert Koch-Instituts zufolge gäbe es jährlich rund 18 Millionen Notfalleinsätze in Deutschland, so die Notärztin. "Der Verlust eines so wichtigen Dienstes wie dem Rettungsdienst und Krankentransport Ost-West würde einen schweren Schlag für unsere Fähigkeit bedeuten, auf diese Notfälle zu reagieren."

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Die Qualität dieses Krankentransports sei unbestreitbar. "Aber jetzt steht er vor einer unsicheren Zukunft. Wir können es uns nicht leisten, diesen wertvollen Rettungsdienst zu verlieren."

Bernd Wickfelder versichert derweil, dass sich Leipzigs Bürger nicht sorgen müssen, auch wenn das letzte noch in Sachsen verbliebene echte Familienunternehmen im Rettungsdienst tatsächlich keinen neuen Auftrag bekommt. "Die Autos sind weiter in Betrieb. An der Zahl der Rettungsfahrzeuge ändert sich also nichts. Und auch die Mitarbeiter werden dann von einem anderen Anbieter übernommen."

Dennoch kämpft er weiter, um das Unternehmen, das er vor 34 Jahren gegründet hat, zu retten. "Ich hoffe, es bringt was. Ich hoffe, dass wir Recht bekommen."

Titelfoto: Krankentransport Ost-West GmbH

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