Mit buntem Auto: Leipzigs wohl bekanntester Weihnachtsmann ist wieder unterwegs
Von Jörg Schurig
Leipzig - Die Weihnachtsmänner von heute können sich weder auf das Wetter noch auf öffentliche Verkehrsmittel verlassen. Der vielleicht bekannteste Weihnachtsmann von Leipzig plant seine Tour mit Google Maps.
Diesmal hat André Adelinia mehr als 40 Kinder an 24 Orten aufzusuchen. Die Dauer der Bescherung gilt es genauso zu berechnen wie die Zeit dazwischen. "Bis jetzt hat es immer gepasst", sagt der Mann, dessen langer Bart inzwischen "in Ehren ergraut" ist, wie er es ausdrückt.
Früher hat der 61-Jährige seinen Bart anmalen müssen, damit das Markenzeichen des Weihnachtsmannes wirklich weiß wurde. Heute reichen dazu ein paar Minuten Retusche.
Adelinia arbeitet als Ergotherapeut im Maßregelvollzug. Seine Berufung als Weihnachtsmann fand er 2008 eher zufällig. Die achtjährige Tochter seiner Schwester war damals vom Weihnachtsmannglauben abgefallen und drohte anderen Kindern die Freude zu nehmen.
Also musste ein "richtiger" Vertreter des Fachs her. Adelinia übernahm den Auftrag und überzeugte – auch die Achtjährige. Sie hatte den Bart als echt erkannt und wurde so wieder gläubig.
Sein Markenzeichen: Das bunte Auto
Seither schlüpft Adelinia alle Jahre wieder in die Rolle des Weihnachtsmannes. Mit seinem illuminierten VW Polo Harlekin, auf dessen Dach ein großer und ein kleiner Teddy mitfahren, ist er inzwischen bekannt wie ein bunter Hund.
Manchmal legt er spontan einen Zwischenstopp ein, wenn er Leute mit Kindern am Straßenrand sieht. "Ich habe natürlich immer ein paar kleine Sachen dabei."
Seit der Corona-Pandemie beschenkt er die Kinder nur noch vor der Haustür. Es sind Mädchen und Jungen aus Familien des Freundes- oder Bekanntenkreises. Die Geschenke sind in der Regel am Haus oder in der Nähe deponiert.
Adelinia hat einen alten Autoatlas als Weihnachtsmannbuch umfunktioniert. Daraus bezieht er sein Wissen über die Kinder, was bei ihnen in diesem Jahr gut geklappt hat und was besser sein könnte.
Weihnachtsmann-Sein ist am 24. Dezember ein Vollzeitjob
Adelinia ist als Weihnachtsmann ein lupenreiner Ehrenamtler. Geld nimmt er nicht. "Mein Lohn ist, die Freude in den Augen der Kinder zu sehen. Auch die Eltern sind happy", sagt der Leipziger.
Letztes Jahr habe er nachher eine Karte bekommen, auf der sich eine Familie noch einmal bedankte und mitteilte, wie viel Freude er bereitet habe. "Das hat mich berührt. Das bekommt man ja in diesen Zeiten auch nicht jeden Tag zu hören."
Ein "bisschen Sonnenschein in den Winter zu bringen", hält Adelinia gerade in Zeiten wichtig, in denen Menschen angesichts von Krisen verunsichert sind. Mit dem Auto an diesem besonderen Tag durch die Stadt zu fahren und in viele lachende Gesichter zu sehen, sei einfach schön, meint er.
Motivation genug für einen Vollzeitjob: Denn auch Heiligabend 2025 ist André Adelinia fast acht Stunden unterwegs – von 13 bis 20.30 Uhr. Erst dann wird Weihnachten so richtig zu Hause gefeiert.
Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Willnow/dpa

