Leipzig - Das neue Online-Stadtlogo wird auch einige Tage nach der offiziellen Einführung noch stark diskutiert. Vor allem der Preis für die neue Corporate Identity ist für viele Stadtbewohner nicht nachvollziehbar. Benedict Rehbein (44), Geschäftsführer und Gründer der Leipziger Marketing- und Werbeagentur "PIO", kritisiert eher, dass eine Berliner Firma den Auftritt gestaltete.
"Das ist wirklich sehr bedauerlich und hat uns auch wirklich beschäftigt. Es ist ja eine Frage der Ehre, sich mit der Identität der eigenen Stadt und dem Auftreten beschäftigen zu dürfen", erklärte Rehbein auf TAG24-Anfrage.
Mehrere Leipziger Agenturen hatten sich auf das Angebot aus April 2024 beworben - auch "PIO" hat es probiert. Die Bewerbung wurde abgelehnt.
"Wir haben gemeinsam mit Deutschlands größter unabhängiger 360 Grad Designagentur & Markenberatung, MUTABOR aus Hamburg, angeboten", erklärte der Geschäftsführer und verwies auf die gebündelte Kompetenz beider Unternehmen.
Voraussetzung für die Bewerbung waren Nachweise von vorherigen Aufträgen. Insgesamt sechs Stück sollten es sein. Kein Problem für "PIO", die bereits vorher Corporate Designs überarbeitet haben, zum Beispiel für das Energieunternehmen "VNG AG".
"Abgelehnt wurden wir, weil unsere eingereichten Referenzen für die Stadt Leipzig nicht klar in 'Website Referenz' und 'Corporate Design Referenz' unterteilt waren. Damit wurden wir mit null Punkten bewertet und ausgeschlossen." Rehbein ärgert sich, dass es nicht an der eigentlichen Leistung, sondern der Form scheiterte.
Benedict Rehbein findet die Kosten für Leipziger Logo nicht zu viel
Benedict Rehbein stört nicht, dass der Auftrag letztendlich nach Berlin an die Agentur "Edenspiekermann" ging. "Schmerzhaft ist, dass kein Lokalmatador überhaupt antreten durfte", fuhr er fort.
Die Diskussionen über das neue Logo und den oftmals als abgemagert bezeichneten Löwen stört ihn dabei nicht so sehr. Seiner Erfahrung nach würde sich die Aufregung darüber schnell wieder legen "und an einem schwachen Design ist noch keine Stadt gescheitert".
Auch die Kosten, die sich von ursprünglich maximal 400.000 Euro auf letztendlich 665.000 Euro steigerten, seien laut dem Geschäftsführer nicht verwunderlich. "Wer jetzt sagt 'Viel Geld für eine Strichzeichnung', der umfasst den Auftrag und Umfang dieses Projektes nicht", erklärte er.
"Ein Gesamtdesign plus umfangreichem Web-Relaunch kann eine solche Summe schon verschlingen und ist deshalb auch nicht zwingend zu viel", so Rehbein gegenüber TAG24.
Corporate Identities müssten ganzheitlich gedacht werden. Hätte "PIO" den Auftrag bekommen, hätte der Chef vermutlich vier bis fünf seine 60 Mitarbeitenden dauerhaft dafür eingebunden.
Die Ausschreibung für das neue Stadtlogo wurde vor über einem Jahr veröffentlicht und hat nichts mit der jetzigen Haushaltssperre zu tun.
Neben einem neuen Logo wurden auch neue Farben im Design eingeführt und eine eigene Schrift kreiert. Auch die Webseite hat ein neues Auftreten.