Weil Nachbarn dagegen sind: Pflegedienst kämpft seit über zwei Jahren um Bau eines Kinder-Wohnheims!

Leipzig - Der Blick ins Grüne, eine ruhige Gegend im Leipziger Nordosten, genau hier will der Pflegedienst Nicole Tobias seit zweieinhalb Jahren ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche nach dem Konzept der Bärenfamilie errichten. Mehr als der Keller ist bisher jedoch nicht zu sehen, denn seit dessen Entstehung gehen die unmittelbaren Nachbarn des Grundstücks juristisch gegen den Bau vor und verhindern das Weiterkommen.

Schöne Wohnlage am Rande Leipzigs: Hier möchte der Pflegedienst Nicole Tobias ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche errichten. Doch seit nunmehr zweieinhalb Jahren verhindern die Nachbarn ein Weiterkommen.
Schöne Wohnlage am Rande Leipzigs: Hier möchte der Pflegedienst Nicole Tobias ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche errichten. Doch seit nunmehr zweieinhalb Jahren verhindern die Nachbarn ein Weiterkommen.  © Christian Grube

"Wir haben es mehrfach mit Gesprächen versucht und auch die Bauplanung hier und da angepasst, um zu einer Einigung zu kommen", berichtet Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin Nicole Tobias bei einer Besichtigung der Baustelle.

"Wir verzichten sogar auf die Fenster in Richtung der Nachbarn, weil es hieß, dass sie sich dadurch geblendet fühlen. Trotzdem sind sie wieder in Widerspruch gegangen."

Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren kämpft Nicole Tobias bereits für den Bau eines Wohnheims für Kinder und Jugendliche im Leipziger Nordosten. Ihr Unternehmen kümmert sich um Kinder, die mit schweren Erkrankungen zur Welt kamen, Opfer von Missbrauch wurden oder im Laufe ihres jungen Lebens erkrankt sind und nun professionelle Pflege benötigen.

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Zwölf bis 14 ihrer Schützlinge sollen in Leipzig ein neues Zuhause finden, wären da nicht die Nachbarn, die immer wieder juristisch gegen das Projekt vorgehen.

Einrichtung wäre in Leipzig einzigartig

Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin Nicole Tobias besichtigte mit TAG24 die Baustelle. "Wir wollen den Kindern ein echtes Zuhause bieten", sagt sie.
Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin Nicole Tobias besichtigte mit TAG24 die Baustelle. "Wir wollen den Kindern ein echtes Zuhause bieten", sagt sie.  © Christian Grube

TAG24 hat sich an die Anwaltskanzlei der Nachbarn gewandt, um herauszufinden, warum sie gegen den Bau vorgehen. Eine Antwort erhielten wir jedoch nicht.

"Die Rede ist unter anderem von einem zu regen Verkehr, der durch den Pflegedienst oder Krankenwagen entstehen würde", erklärt Nicole Tobias. "Das wird ja aber keine Notaufnahme. Im Gegenteil, wir wollen den Kindern ein echtes Zuhause bieten."

Für die Messestadt wäre es die erste Einrichtung ihrer Art, sagt die Geschäftsführerin. In ganz Sachsen wäre es die zweite, neben einem Wohnheim, das der Pflegedienst bereits in Dresden betreibt.

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Mittlerweile gebe es auch Familien, die darauf warten, dass das Leipziger Haus fertiggestellt wird.

"Wir haben eine Familie aus Leipzig und eine Mutter aus Halle, deren Kinder aktuell noch in unserem Heim in Dresden leben. Sie fragen uns schon immer, wann wir fertig sind, denn sie würden ihre Kleinen natürlich gern näher bei sich haben, um sie auch öfter sehen zu können."

So machte der Pflegedienst bei Facebook auf seinen Kampf aufmerksam

Pflegedienst will runden Tisch anbieten

Und er würde gern dort einziehen: Der 16-jährige Oliver wartet zusammen mit mehreren anderen Kindern darauf, dass das Haus endlich fertiggestellt werden kann.
Und er würde gern dort einziehen: Der 16-jährige Oliver wartet zusammen mit mehreren anderen Kindern darauf, dass das Haus endlich fertiggestellt werden kann.  © Christian Grube

Einer, der ebenfalls auf den Umzug wartet, ist Oliver. Der 16-Jährige kam mit einer schweren Erkrankung zur Welt und benötigt deshalb professionelle Pflege. Auch er soll in Leipzig ein neues Zuhause finden.

"Aktuell haben wir für Olli und vier weitere Kinder eine vorübergehende Unterkunft, aber das ist natürlich keine dauerhafte Lösung. Es fehlt unter anderem am Platz", sagt Olivers Pflegerin Kathrin Meinicke. "Es wäre schon schön, einen großen Raum zu haben, um die Kinder unterzubringen." In dem neuen Wohnheim wäre dieser gegeben.

Nicole Tobias kämpft weiter für das Projekt. Darüber hinaus überlegt sie, die Anwohner rund um das geplante Wohnheim zu einem runden Tisch einzuladen.

"Wir haben in Gesprächen bemerkt, dass es derzeit noch einige Unsicherheiten darüber gibt, was wir hier tatsächlich machen wollen. Diese würden wir gern aus der Welt schaffen", so die Geschäftsführerin. "Wer darüber hinaus noch Fragen hat, kann sich jederzeit gern bei uns melden."

Titelfoto: Montage: Christian Grube

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