Nur noch Reiche im Viertel? Leipziger Bürger fordern "Südvorstadt für alle"

Leipzig - Die Mieten steigen überall in Leipzig - in manchen Vierteln sogar so sehr, dass man sich nur noch mit einem bestimmten Einkommen eine Wohnung leisten kann. Unter anderem die Südvorstadt ist von dem Verdrängungsdruck betroffen. Nach einer entsprechenden Petition machte sich nun auch mehrere Fraktionen im Stadtrat für eine "Südvorstadt für alle" stark.

Die Leipziger Südvorstadt, inklusive der Karl-Liebknecht-Straße, ist ein beliebtes Wohnviertel. Eine Wohnung kann sich dort aber schon lange nicht mehr jeder leisten.
Die Leipziger Südvorstadt, inklusive der Karl-Liebknecht-Straße, ist ein beliebtes Wohnviertel. Eine Wohnung kann sich dort aber schon lange nicht mehr jeder leisten.  © Ralf Seegers

"Nicht nur sogenannte Geringverdiener, Rentner, Studierende oder Alleinerziehende können sich das Leben in der Südvorstadt nicht mehr leisten. Sie müssen das Viertel verlassen, in dem sie verhaftet sind, um sich günstigen Wohnraum leisten können", beschrieb Stadtbezirksbeirätin Susanne Scheidereiter die Situation der Ratssitzung.

Vor allem nach Sanierungen steige der Mietpreis im Viertel bis auf wenige Ausnahmen eklatant an - ein Prozedere, dass auch drei Wohnhäusern in der Kochstraße 13 bis 15, Kochstraße 59 bis 63 und der August-Bebel-Straße 81 bis 83 drohend bevorsteht.

Die Initiative "Vernetzung Süd" startete deshalb eine Petition namens "Südvorstadt für alle", die mittlerweile von mehr als 3500 Unterstützern unterzeichnet und am Mittwoch an Baubürgermeister Thomas Dienberg überreicht wurde.

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Die Forderung, welche vom Antrag der Linken, SPD und Grünen in die Ratssitzung getragen wurde, lautet:

Die rund 105 Wohnungen sollen von der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) klimagerecht und denkmalgerecht saniert werden, wobei der Wohnraum für die Mieter bezahlbar bleiben soll. Das Ganze soll in Form eines Modellprojektes entstehen, anhand dessen man sich für weitere Bauprojekte "üben" könnte.

CDU kritisiert ungerechte Maßstäbe zwischen Stadtvierteln

"Eierlegende Wollmilchsau": Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD) sieht den Antrag kritisch.
"Eierlegende Wollmilchsau": Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD) sieht den Antrag kritisch.  © Sebastian Kahnert/dpa

"Die Rendite der LWB werden geringer sein. Die Erfahrung, die wir dabei sammeln können, wiegt dies jedoch auf. Das Projekt kann zur Blaupause für weitere Projekte werden", so Grünen-Stadtrat Dr. Tobias Peter.

Vor allem der finanzielle Aspekt und eine vermeintlich ungleiche Verteilung von Geldern stieß jedoch anderen Fraktionen übel auf.

"Wenn man gerecht zu einer gesamten Stadtgesellschaft sein möchte, dann kann man nicht für einen Bezirk ganz andere Maßstäbe anlegen als für den anderen, wo dann Gelder fehlen - wem soll es besser gehen, der Südvorstadt oder Grünau?", kritisierte CDU-Stadträtin Dr. Sabine Heymann.

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Auch Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD) hielt das Projekt in Summe für nicht ganz realistisch. "Der Beschluss fordert die eierlegende Wollmilchsau. Es will sozial, klimagerecht und wirtschaftlich sein, aber trotzdem alles bezahlbar", so der OB verärgert.

Nach Beschluss soll die LWB nun bis Ende 2023 ein Konzept für das geforderte Modellprojekt vorlegen.

Titelfoto: Ralf Seegers

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