OB Jung macht sich für Radweg am Hauptbahnhof stark: "Ich stehe zu 100 Prozent hinter der Entscheidung!"

Leipzig - Die neue Radspur am Leipziger Hauptbahnhof sorgt für Furore - auch in der Ratssitzung am Mittwoch wurde die neue Maßnahme heiß diskutiert. Baubürgermeister Thomas Dienberg (59, Grüne) wurde dort von den Stadträten in einer Fragerunde ordentlich in die Mangel genommen - bis Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD) ein Machtwort sprach.

Zwei der vier Spuren am Hauptbahnhof wurden in einen Fahrradstreifen und einer daneben verlaufenden Einfädelspur für Taxen und den Wirtschaftsverkehr umgewandelt.
Zwei der vier Spuren am Hauptbahnhof wurden in einen Fahrradstreifen und einer daneben verlaufenden Einfädelspur für Taxen und den Wirtschaftsverkehr umgewandelt.  © Christian Grube

Knapp zwei Stunden prasselten die Fragen rund um das Thema Radstreifen am Hauptbahnhof auf Leipzigs Baubürgermeister ein. Damit handelten die Stadträte im Interesse der Bürger: Mehrere Tausend Menschen hatten bis dato eine Petition unterzeichnet, die die Bauarbeiten am Bahnhof stoppen sollte.

Immer wieder wurde nachgebohrt: Ist der Hauptbahnhof und Umgebung denn nun wirklich als Unfallschwerpunkt zu werten? Und inwiefern hätte die Stadt die Ratssitzung, Institutionen und Bürger mehr in den Prozess der Maßnahme mit einbinden können?

Wie genau ein Unfallschwerpunkt nach den Maßstäben der Stadt zu definieren ist, konnte Dienberg nicht beantworten - auch seine Unfall-Zahlen bezogen sich hauptsächlich auf eine Statistik von 2013, die den Willy-Brandt-Platz als "Massenunfallhäufungsstelle" deklarierte.

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"Auch beispielsweise 2016 wurde die Unfalllage entsprechend so klassifiziert und eine grundsätzliche Überarbeitung ist angezeigt worden", so der Baubürgermeister.

Das stellte die Ratssitzung nicht zufrieden - Sven Morlok von der FDP etwa forderte einen sofortigen Stopp der Maßnahme, AfD-Stadtrat Christian Kriegel stellte zur Frage, ob Thomas Dienberg überhaupt noch der richtige Mann an seinem Posten sei.

Die Fraktionen der Linken und Grünen positionierten sich hinter dem Radstreifen, äußerten trotzdem einen wichtigen Kritikpunkt. "Wir stellen den Radweg nicht infrage, aber Ihre Transparenz und die Kommunikation um die Maßnahme", bemängelte beispielsweise Franziska Riekewald von den Linken.

Radstreifen auf dem Innenstadtring soll bald erweitert werden

Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD) stärkte seinem Baubürgermeister am Mittwoch den Rücken.
Oberbürgermeister Burkhard Jung (65, SPD) stärkte seinem Baubürgermeister am Mittwoch den Rücken.  © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Oberbürgermeister Jung hielt sich bei der Debatte zunächst zurück, sprach dann aber ein Machtwort.

"Wir wollen bis 2035 klimaneutral werden, dazu haben wir alle abgestimmt. Da finde ich es nicht normal, dass wir eine vierspurige Autobahn vor dem Hauptbahnhof haben. Ich stehe zu 100 Prozent hinter der Entscheidung von Herrn Dienberg", stellte die Stadtspitze klar.

Der Hauptbahnhof fungiere schließlich auch als Aushängeschild der Stadt und der Lärm- und Abgaspegel sei kein guter Willkommensgruß für Gäste.

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Und: "Wir bauen diese Stadt für Menschen, die laufen. Und die werden am Hauptbahnhof jeden Tag gefährdet durch Radfahrer und Autofahrer, da ist Chaos. Ich bin dankbar für den Versuch und wir werden ihn nicht stoppen!" Fehler in der Kommunikation räumte der SPD-Mann allerdings ein: "Asche auf unser Haupt."

Während also noch fleißig diskutiert wird, gehen Markierungsarbeiten am Innenstadtring laufend weiter:

In wenigen Tagen soll der neue Radweg grün eingefärbt werden, weitere Markierungen im Bereich Kurt-Schumacher-Straße bis zur Löhrstraße sind bis zum Ende des Jahres geplant. Auch hierfür soll den Autofahrern eine Spur genommen werden.

Titelfoto: Christian Grube

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