Wütende Eltern belagern Leipziger Rathaus, Oberbürgermeister lässt Vorhalle räumen
Leipzig - Dass es in der Leipziger Ratsversammlung mal laut wird, liegt in der Natur der Sache. Am heutigen Mittwoch erreichte die Lautstärke jedoch einen neuen Pegel, denn etwa 1000 Menschen hatten sich vor dem Neuen Rathaus versammelt, um gegen Kürzungen bei Kitas, Horten und Co. zu protestieren.

"Kinder brauchen Zuwendung, nicht nur Aufbewahrung", hatten sie auf Plakate geschrieben. Und: "Pädagogische Qualität ist kein Luxus". Zahlreiche Eltern waren am Mittwochnachmittag mitsamt ihren Kindern vor das Neue Rathaus gezogen, um ihren Unmut kundzutun. Dort tagte zu diesem Zeitpunkt die Ratsversammlung.
Als die Sitzung startete, waren die Debatten der Stadträtinnen und Stadträte zunächst jedoch kaum zu verstehen. Die Demoteilnehmer waren inzwischen in die Obere Wandelhalle des Rathauses geströmt. Neben ihrem Nachwuchs hatten sie auch Trillerpfeifen und jede Menge Wut mitgebracht - und sie waren vor allem laut.
Der Protest steht indirekt in Zusammenhang mit der aktuellen Haushaltskrise der Messestadt.
Die prekäre Finanzlage zwingt Leipzig nun zum Sparen - und dabei soll der Rotstift Berichten zufolge auch bei der Kinderbetreuung angesetzt werden.

Leipzig kündigte Vereinbarung zur Finanzierung der Kindertageseinrichtungen

Leipzigs Stadtverwaltung verhandelt bereits seit Längerem mit den Freien Trägern von Kitas, Krippen und Horten. Knapp drei Viertel der genannten Einrichtungen innerhalb der Messestadt werden laut "Leipziger Volkszeitung" von ihnen betrieben. Ihre Finanzierung ist per Vereinbarung mit der Kommune geregelt.
Berichten zufolge erhofft sich die Stadt, durch die Verhandlungen Einsparungen von bis zu 1,5 Millionen Euro pro Jahr zu erreichen. Doch eben diese sollen zuletzt ins Stocken geraten sein.
Ende Juni folgte dann der nächste Schritt: Leipzig kündigte die Vereinbarung zur Finanzierung der Kindertageseinrichtungen zum 31. Dezember 2025 auf. Laut "Leipziger Internetzeitung" eine Entscheidung, um Fristen einzuhalten. Für die Freien Träger erhöhte sich damit jedoch der Druck - und bei den betroffenen Familien stieg offenbar der Zorn.
Am Mittwoch stellte sich zunächst Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning den wütenden Eltern und bat um Ruhe, traf dabei jedoch auf taube Ohren. Oberbürgermeister Burkhard Jung ließ schließlich die Obere Wandelhalle räumen. Die Ratsversammlung wurde in der gewohnten Lautstärke fortgesetzt. Vor allem kleinere Träger fürchten derweil um ihre Zukunft.
Titelfoto: Montage: Christian Grube