Radstreifen, den kaum einer nutzt! Neuer einspuriger Dittrichring wird zur täglichen Staufalle

Leipzig - Sicherer sollte er den Fahrradverkehr in der Leipziger Innenstadt machen, Autofahrer zum Umstieg auf den Drahtesel animieren, die Straßen ein Stück autofreier machen. Der neue Radstreifen auf dem Dittrichring sorgt aber derzeit für noch mehr Rush-Hour-Frust - und wird obendrein (noch) nicht mal ordentlich genutzt.

Viele Autos, keine Fahrräder: Die aktuelle Situation auf dem Dittrichring.
Viele Autos, keine Fahrräder: Die aktuelle Situation auf dem Dittrichring.

2018 hatte das Oberverwaltungsgericht Bautzen das Radfahrverbot auf dem Leipziger Innenstadtring gekippt. Ein Urteil mit weitreichenden Folgen für die Messestadt, seine Bewohner und Besucher.

Es bedurfte akribischer Planungen unter Einfluss zahlreicher Faktoren, um ein Miteinander von motorisiertem Verkehr und Zweirädern - eine weitere Stufe in der Umsetzung der Leipziger Mobilitätsstrategie 2030 - zu ermöglichen.

Bei einer Demo zum Weltfahrradtag im Juni 2019, an der sich auch Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) beteiligt hatte, wurde eindrucksvoll auf die sich bis dato nicht veränderte Situation aufmerksam gemacht. In den vergangenen Wochen hat sich dafür einiges getan.

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OB Jung: "Wir nehmen es mit der Verkehrswende in Leipzig ernst und zeigen nun auf diesem Ringabschnitt, dass der Straßenraum allen Verkehrsteilnehmern gehört. Die Dominanz des Autos wirkt hier aus der Zeit gefallen."

Zunächst wurde dem motorisierten Verkehr ab der Einmündung Käthe-Kollwitz-Straße in Richtung Neues Rathaus bis zur Gottschedstraße eine Spur weggenommen, die fortan Radlern zur Verfügung steht. Daran anschließend folgte ein weiterer Abschnitt bis zum Bundesverwaltungsgericht.

Während sich zu den Stoßzeiten von der Kreuzung Goerdelerring/Höfe am Brühl täglich eine Blechlawine bis zum Bundesverwaltungsgericht schiebt, wird die seit Kurzem weggefallene zweite Spur kaum von Fahrradfahrern genutzt.
Während sich zu den Stoßzeiten von der Kreuzung Goerdelerring/Höfe am Brühl täglich eine Blechlawine bis zum Bundesverwaltungsgericht schiebt, wird die seit Kurzem weggefallene zweite Spur kaum von Fahrradfahrern genutzt.

Dittrichring in Leipzig: Viel Farbe, neue Symbole, aber (bislang) nur wenig Nutzung

Bislang wird das Angebot so wenig angenommen...
Bislang wird das Angebot so wenig angenommen...

Es folgte eine großflächige grüne Bemalung des Radfahrstreifens, der durch eine durchgehende weiße Linie vom Kfz-Verkehr abgegrenzt ist und regelmäßige Fahrradsymbole aufweist.

Von der Rudolphstraße bis zur Karl-Tauchnitz-Straße wurde schon vor einiger Zeit die rechte Spur ausschließlich für die Rechtsabbieger in Richtung Johannapark geändert, wodurch nur noch eine Geradeausspur stadtauswärts bestanden hatte.

Diese Rechtsabbiegerspur müssen sich motorisierte Vehikel nun mit Radlern teilen, die geradeaus fahren wollen - ebenfalls mit neuartigen grünen Symboliken gekennzeichnet.

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Bislang wird die separate Radspur aber nur vereinzelt genutzt. "Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich neue Wegeverbindungen etabliert haben", sagte ein Sprecher des Verkehrs- und Tiefbauamtes zu TAG24: "Der Effekt der neuen Radfahrstreifen wird sich erst über einen längeren Zeitraum einstellen."

Viele Radler nutzen derzeit (noch?) die deutlich weniger frequentierte Fahrradstraße auf dem inneren Dittrichring.

Fest steht für die Behörde: "Die Trennung des Kfz- und Radverkehrs verhindert Unfälle im Längsverkehr. Außerdem steigert die getrennte Führung das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden."

Einen Unfall, der eindeutig auf den neuen Radstreifen zurückzuführen ist, gab es nach Angaben von Polizeisprecher Olaf Hoppe bislang nicht. Lediglich aufgrund der Verkehrsdichte habe es einen Crash auf dem Ring gegeben.

...dass der Radstreifen sogar als Abbiegespur für die Otto-Schill-Straße missbraucht wird.
...dass der Radstreifen sogar als Abbiegespur für die Otto-Schill-Straße missbraucht wird.

150.000 Euro für noch mehr Stau, aber: "Es ist mit einer deutlichen Entspannung zu rechnen"

Wegen der Sperrung der Käthe-Kollwitz-Straße verlagert sich noch mehr Verkehr auf den Ring.
Wegen der Sperrung der Käthe-Kollwitz-Straße verlagert sich noch mehr Verkehr auf den Ring.  © Nico Zeißler

Das allein durch den Wegfall einer der beiden Fahrspuren optisch erhöhte Stauaufkommen in den Rush-Hour-Zeiten am Morgen und Nachmittag ist auch auf die Vollsperrung wegen Gleisbauarbeiten in der Käthe-Kollwitz-Straße nahe dem Westplatz zurückzuführen.

Nach voraussichtlicher Beendigung der Sperrung am 16. Mai sei dann auch auf dem Dittrichring "mit einer deutlichen Entspannung zu rechnen", so das Verkehrs- und Tiefbauamt: "Für den Dauerbetrieb wird sich also eine andere Verkehrssituation einpendeln, als es derzeit der Fall ist."

Dennoch werde man die Verkehrssituation auch weiterhin beobachten und möglicherweise Anpassungen der Ampelregelungen vornehmen.

Im nächsten Schritt soll auch eine Fahrspur des stadteinwärtigen Verkehrs des Dittrichrings weggenommen und für Radfahrer umfunktioniert werden. Insgesamt rechnet die Stadt für die Markierungs- und Beschilderungsarbeiten mit Kosten von rund 150.000 Euro.

2023 sind dann Planungen für eine innere Rad-Fahrspur vom Augustus- bis Rossplatz geplant.

Titelfoto: privat

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