Schöne Leipzigerin hat dunkle Vergangenheit: Sekten-Aussteigerin Sophie will Miss Germany werden

Leipzig - Bibelstudium, Predigtdienste und gesellschaftliche Isolation: Sophie Jones (25) ist bei den Zeugen Jehovas in der Nähe von Zwickau aufgewachsen. Vor sieben Jahren wagte die Wahl-Leipzigerin den Ausstieg aus der größten Sekte der Welt. Heute möchte sie anderen Menschen Mut machen, eben diesen Schritt zu wagen. 

Sophie Jones (25) ist unter den Top 5 von Sachsens Miss Germany Anwärterinnen.
Sophie Jones (25) ist unter den Top 5 von Sachsens Miss Germany Anwärterinnen.  © Miss Germany Corporation/Tobias Dick

Auch dafür hat sie sich für den Titel der Miss Germany beworben. "Ich dachte einfach immer, ich wäre eine normale Christin", sagt Sophie Jones. 

Sophie wurde in die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas hineingeboren. Zeuge Jehovas zu sein, bedeutet weder Geburtstag noch Ostern zu feiern, Weihnachtslieder gab es in ihrer Kindheit nie. Die Zeugen sahen es nicht gerne, wenn Sophie mit sogenannten "Weltmenschen" befreundet war. Sie leben bis zur Ehe enthaltsam, Küsse oder Umarmungen sind bis zur Hochzeit tabu. 

Als Sophie Jones zehn war, ließ sich ihr Vater von der Mutter scheiden. Ein absolutes No-Go, Scheidungen werden in der Gemeinschaft nur bei Ehebruch akzeptiert. 

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Weil ihr Vater sich aber nichts dergleichen zu Schulden kommen ließ, wurde er von den Zeugen Jehovas verstoßen, verlor sein komplettes soziales Umfeld und seine Familie. 

"Was verliere ich?" Sophie Jones' Freunde wurden von den Zeugen Jehovas verstoßen

Heute hat Sophie Jones nicht mehr viel mit Religion am Hut.
Heute hat Sophie Jones nicht mehr viel mit Religion am Hut.  © privat

"Ich bin als die perfekte Christin aufgewachsen", sagt Sophie. "Allerdings hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, denn bei den Zeugen muss jede Sünde sofort gestanden werden. Man durfte also nie Geheimnisse haben, du wirst dir selbst zum größten Feind gemacht." Als auch eine ihrer liebsten Freundinnen von den Zeugen verstoßen wurde, fragte sich Sophie: "Was soll ich denn später im Paradies, wenn alle Leute, die ich liebe, nicht da sind?"

Sophie Jones suchte sich schon vor ihrem Ausstieg "normale" Freunde, führte ein Doppelleben. Sie fragte sich: Was verliere ich, was gewinne ich? "Ich bin dann einfach nicht mehr zu den Treffen gegangen", sagt die 25-Jährige. Wenn Sophie heute vom Paradies, Gott und dem Weltuntergang erzählt, muss sie manchmal selbst ein wenig schmunzeln. "Ich bin nicht religiös, aber ich glaube, dass da etwas existiert."

Am Freitag hat es Sophie übrigens in die Top 5 der sächsischen "Miss Germany"-Anwärterinnen geschafft. Ihr Traum vom Titel lebt weiter.

Titelfoto: Miss Germany Corporation/Tobias Dick

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