Ein Jahr nach dem Magdeburg-Anschlag: Taleb A. "muss mit voller Härte bestraft werden"

Magdeburg - Am Samstag jährt sich der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zum ersten Mal. Doch wie sehr hat die Horror-Tat die Stadt und die Betroffenen erschüttert? ARD-Crimetime geht dieser Frage auf den Grund.

Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt jährt sich zum ersten Mal.
Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt jährt sich zum ersten Mal.  © Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Annekatrin H. war am Anschlagsabend mit ihrem Mann auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt und wurde durch die Todesfahrt verletzt. Sie verfolgt den Prozess gespannt.

"Wir erwarten ein gerechtes Urteil und er muss mit voller Härte bestraft werden", erklärt sie im ARD-Crimetime-Format "Deep Dive".

Frau H. sah sich am ersten Verhandlungstag den Prozess selbst an und war über die Stellungnahme des Angeklagten Taleb A. erschüttert.

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"Er hat eine Rede gehalten wie ein Prophet, das bringt uns das alte Leben nicht zurück, er hat uns das alles kaputt gemacht", schildert die Betroffene in der Doku, "der erzählt so eine Grütze."

Prof Dr. Florian Junne von der Uniklinik Magdeburg kommentiert, dass es für Betroffene helfen kann, einen gerechten Prozess anzusehen. Er betont aber auch, dass "keine Aussage der Welt" das Geschehene rückgängig machen kann.

"Insofern wird es für einige Betroffene besser sein, sich den Berichten [...] nicht auszusetzen, so gut es geht", schlägt der Arzt vor.

ARD-Crimetime zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt:

Gedenktag für Samstag geplant

Sechs Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, über 300 wurden verletzt.
Sechs Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, über 300 wurden verletzt.  © Heiko Rebsch/dpa

Aber nicht nur Menschen, die selbst beim Anschlagsabend vor Ort waren, haben mit dem Erlebten zu kämpfen. Seelsorger wie Doreen M. arbeiten seitdem auf Hochtouren. Wo man normalerweise abgehärtet ist, nimmt der Anschlag selbst die Betreuer mit, erklärt sie.

"Es hat uns alle bis ins Mark getroffen, es hat uns alle verändert, auch in unserer Arbeit", schildert Doreen M.

Prof Dr. Junne, der die Dokumentation mit interessanten Einblicken in die Psyche von Betroffenen und Methoden für die Bewältigung von traumatischen Gedanken kommentiert, zeigt großes Verständnis.

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"Wir mussten etwas Schreckliches als Stadtgemeinschaft erleben, aber gemeinsam zusammenkommen kann etwas sehr Hilfreiches sein", schlägt der Arzt abschließend vor. Am Samstag findet dafür ein Gedenktag in Magdeburg statt, um den Opfern des Horror-Anschlags zu erinnern.

Den kompletten "Deep Dive"-Beitrag könnt Ihr auf YouTube anschauen.

Titelfoto: Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

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