Gerichtsgebäude für Anschlag-Prozess ist fertig - aber wann beginnt die Verhandlung?
Von Dörthe Hein
Magdeburg - Endlich fertig: Für den Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt ist ein riesiges Interims-Gerichtsgebäude entstanden.

Hier habe das Gericht die Möglichkeit, Betroffenenbelange zusammenzubringen mit den rechtlichen Anforderungen an einen Strafprozess, sagte Justizministerin Franziska Weidinger (48, CDU).
Allein der Verhandlungssaal ist 65 Meter lang und 30 Meter breit. Er bietet etwa 450 Nebenklägern und Nebenklagevertretern Platz. Hinzu kommen 200 Plätze für Zuschauer und Medienvertreter.
Laut einem Sprecher des Landgerichts Magdeburg haben bislang etwa 150 Personen beantragt, als Nebenkläger zugelassen zu werden.
Die Prozessbeteiligten sowie die Öffentlichkeit haben separate Zugänge zu dem in Leichtbauweise entstandenen Gebäude. Auch im Innenbereich kreuzen sich die Wege von Vertretern des Gerichts und der Staatsanwaltschaft, Nebenklägern, dem Angeklagten sowie Besuchern und Medienvertretern nicht.
Der Angeklagte wird während der Prozesstage aus Sicherheitsgründen hinter Glas sitzen, hieß es.
Prozess-Beginn für Magdeburg-Attentäter Taleb A. bislang unklar

Eine Firma hat den Interims-Bau binnen weniger Monate auf einem landeseigenen Grundstück errichtet und auch mit Technik ausgestattet. Das Land Sachsen-Anhalt mietet das Interims-Gebäude für die Dauer des Prozesses. Das Justizministerium geht von einem mittleren einstelligen Millionen-Betrag aus, der am Ende fällig wird.
Eine Alternative gab es aus Sicht des Ministeriums nicht. Alle bestehenden Gerichtssäle im Land hätten nicht ausgereicht. Es handele sich um eines der größten Strafverfahren in der Nachkriegsgeschichte, das besonders hohe Anforderungen an Raum, Organisation und Sicherheit stelle.
Noch ist nicht sicher, wann der Prozess gegen den 50 Jahre alten Todesfahrer beginnt. Mitte August erhob die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg Anklage gegen ihn.
Sie wirft Taleb A. unter anderem sechsfachen Mord vor und versuchten Mord an 338 Personen, wie die Behörde in Naumburg mitteilte. Bei seinem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024 kamen fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren zu Tode sowie ein neunjähriger Junge. Zudem legt die Generalstaatsanwaltschaft dem Mann gefährliche Körperverletzung zur Last.
Die Hauptverhandlung könnte am 22. Oktober beginnen.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa