"Schachnovelle" am Theater Magdeburg: Ein Mann, ein Abend, eine große Empfehlung!
Magdeburg - Am Donnerstagabend feierte das Ein-Personen-Stück "Schachnovelle" Premiere am Theater Magdeburg. TAG24 war vor Ort - was kann das Schauspiel?

Nach den beliebten und dauerhaft ausverkauften "Effibody's Darling" und "Nipple Jesus" prescht das Theater Magdeburg wieder mit einem neuen Monologstück nach vorn.
In "Schachnovelle" erzählt der ehemalige Anwalt Dr. B, gespielt von Michael Ruchter, von einer spannenden Kreuzfahrt. Auf dem Schiff befinden sich neben viele Emigranten auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus auch der Schachweltmeister Czentovic, der sich auf ein Spiel mit dem Amateur Dr. B einlässt.
Die spannende Schachpartie reist Dr B. hinab in eine Spirale aus Erinnerungen an seine Gefangenschaft, die er eigentlich bereits verdrängt hatte.
Regisseur Alejandro Vallejos inszeniert das Werk von Stefan Zweig als einen intimen Monolog mit nur einem Schauspieler auf der winzigen Kasino-Bühne im Schauspielhaus. Das Publikum beobachtet Michael Ruchters Schauspielgenie von gleich zwei Seiten.
Ruchter geht in dem Monolog von seiner Erzählerrolle als Dr. B nahtlos zu den anderen Charakteren über und wechselt manchmal halsbrecherisch schnell von charmantem Witz über bodenlose Verzweiflung bis hin zu absoluter Stille.
Ist "Schachnovelle" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?
Ruchters einzige Schauspielpartner: einige wenige Requisiten auf einer sonst kleinen und kargen Bühne. Er spielt die Erzählungen eines Geflohenen und Verfolgten aber so präzise und bildlich, dass man dennoch die Schachpartie bildlich vor Augen hat - auch wenn statt König, Dame, Springer und Bauer eine Stehlampe, eine Garderobe, ein Koffer und ein Klappbett herhalten müssen.
Vallejos wählt dramatische Klänge und Lichteffekte, um die Szenen- und Emotionswechsel besser zu verdeutlichen. Michael Ruchter schafft das aber auch ganz von selbst.
Für 70 Minuten hält er das Publikum in seinem Bann, mal mit Ernsthaftigkeit, Wahn, Verzweiflung und Traurigkeit, mal mit Witz, Charme und Leichtigkeit.

Erfolgsrezept Monolog: "Schachnovelle" bereits restlos ausverkauft

Trotz einer auf dem Papier eher trockenen Thematik - Schach und Verfolgung - ist das Monologstück zu keiner Sekunde langweilig, übertrieben oder eintönig. Im Gegenteil, "Schachnovelle" bietet einen kurzweiligen, fantastisch performten Abend, der den Zuschauer mit einem hoffnungsvollen Ende entlässt.
Fazit: Mit "Schachnovelle" setzt das Theater Magdeburg seine Erfolgssträhne der Monologstücke fort. Michael Ruchter war die einzig richtige Entscheidung für diese Rolle, er ist in seiner Facettenreichheit einfach unfassbar gut. Das Stück ist tiefgründig, wechselhaft, toll inszeniert.
Wer jetzt aber Lust auf "Schachnovelle" bekommt, der muss sich noch gedulden: Die bis Dezember geplanten Vorstellungen sind alle bereits restlos ausverkauft.
Bei so einem gelungenen Schauspiel ist aber zu erwarten und zu hoffen, dass es noch sehr viele Vorstellungen feiern und sehr viele Zuschauer begeistern darf.
Weitere Vorstellungen findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Dorothea Tuch