Nach Eklat um Stellen-Ausschreibung: Bildungsministerin Feußner trennt sich von Staatssekretär

Magdeburg - Welche Absprachen und Versprechungen gab es noch vor einer Ausschreibung für einen Topjob? Einen Tag nachdem die Bildungsministerin erklärt hat, sich von ihrem Staatssekretär zu trennen, werden Details erwartet.

Das Bildungsministerium um Eva Feußner (60, CDU) veröffentlichte im vergangenen Jahr eine fragwürdige Intel-Stellenausschreibung.
Das Bildungsministerium um Eva Feußner (60, CDU) veröffentlichte im vergangenen Jahr eine fragwürdige Intel-Stellenausschreibung.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Bildungsministerin Eva Feußner (60, CDU) hat bereits personelle Konsequenzen gezogen und ihren Staatssekretär Frank Diesener (46, CDU) entlassen: Der Bildungsausschuss des Landtags wartet unterdessen auf Erklärungen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Auswahlverfahren für einen hochrangigen Posten im Bildungsministerium.

Am Donnerstag (10.15 Uhr) kommen die Bildungspolitiker zusammen. Feußner will laut einem Sprecher Details aus dem internen Ermittlungsverfahren zu den Vorgängen nennen.

Am Mittwochabend hatte Feußner erklärt, dass sie sich von ihrem Staatssekretär trennen wird. "Die Vorgänge, die sich vor dem Ausschreibungsverfahren ereignet haben, waren aus meiner Sicht nicht ausreichend professionell." Sie wolle mit dem Schritt ein deutliches Zeichen setzen, um weiteren Schaden vom Ministerium für Bildung abzuwenden.

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Feußner hatte zuletzt Vorwürfe aufarbeiten und prüfen lassen, die mit Blick auf die geplante Besetzung einer Stelle für die fachliche Begleitung der Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg aufgekommen waren.

Rausschmiss vom Staatssekretär: Diesener soll Topjob einem Schulleiter versprochen haben

Diesen Posten soll Staatssekretär Diesener dem Schulleiter des Gymnasiums "Pierre Trudeau" in Barleben (Landkreis Börde), Michael Kleinen, im Herbst 2022 angeboten haben - mehrere Wochen vor der offiziellen Stellenausschreibung. Diese wurde erst wenige Tage vor Weihnachten im Dezember 2022 mit sehr kurzer Bewerbungsfrist veröffentlicht. Besetzt wurde die Stelle bislang nicht.

Die Grünen hatten vorab gefordert, die Absprachen von Staatssekretär Diesener müssten aufgearbeitet werden. Es sei zu klären, wann und mit wem es Gespräche zur Stellenbesetzung gab, sagte die bildungspolitische Sprecherin, Susan Sziborra-Seidlitz (45, Grüne), der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Kenntnisse von Bildungsministerin Feußner zu den Abläufen des Stellenausschreibungsverfahrens müssten offengelegt werden.

Bewerber "verarscht": Linken-Abgeordneter Lippmann zweifelt an Feußners Glaubwürdigkeit

Von der Veröffentlichung der Ausschreibung habe sie am 23. Dezember aus den Medien erfahren, sagte Feußner.

Er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Ministerin davon aus der Zeitung erfahren habe, entgegnete der Abgeordnete Thomas Lippmann (61, Linke) und kritisierte, dass der angesprochene Bewerber "verarscht" worden sei. Feußner hingegen betonte, das Ergebnis der Ausschreibung mit vier Bewerbern widerlege die Annahme, dass der Bewerberkreis habe eingeschränkt werden sollen.

Die neue Stabsstelle "Intel Bildungsland 2035" soll sich unter anderem um die Organisation des Unterrichts für die Kinder künftiger Mitarbeiter des Unternehmens kümmern. Damit sind aber auch weitere Aufgaben verbunden. Besetzt wurde der Posten bislang nicht.

Die Grünen erklärten nach der Sitzung, es sei zu vermuten, dass Diesener nur ein Bauernopfer sei. Feußner habe nicht erklären können, warum sie ihn entlassen habe, "obwohl laut ihrer eigenen Aussage das Bewerbungsverfahren vorschriftsmäßig verlief", sagte die bildungspolitische Sprecherin Susan Sziborra-Seidlitz.

Für die vollumfängliche Aufklärung sei es notwendig, dass Diesener seine Version selbst vor dem Bildungsausschuss darstelle.

Originalmeldung vom 14. Juni um 21.43 Uhr, aktualisiert am 15. Juni um 19.04 Uhr.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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