Verband sieht Jugendschutzarbeit in Sachsen-Anhalt gefährdet

Magdeburg - Probleme mit Bildern in Gruppenchats, Schulung von Lehrern und Polizisten - bei Themen des Kinder- und Jugendschutzes hilft in Sachsen-Anhalt häufig eine Servicestelle. Diese sieht nun den Fortbestand ihrer Arbeit gefährdet. Warum?

Durch eine geplante Änderung von Förderungen könnte der Jugendschutz in Sachsen-Anhalt benachteiligt werden. (Symbolbild)
Durch eine geplante Änderung von Förderungen könnte der Jugendschutz in Sachsen-Anhalt benachteiligt werden. (Symbolbild)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Es steht im Kleingedruckten zum Haushaltsentwurf 2024 - doch es könnte größere Auswirkungen auf die Beratungslandschaft in Sachsen-Anhalt haben: Wegen einer geplanten Veränderung der Förderung fürchtet die Servicestelle Kinder- und Jugendschutz um den Fortbestand ihrer Arbeit.

Zu den Details habe man bislang keine Kenntnis, sagte der Geschäftsführer des Trägervereins fjp-media, Olaf Schütte, der Deutschen Presse-Agentur. Das Sozialministerium und das Landesjugendamt schwiegen dazu bislang trotz schriftlicher Nachfrage.

Die Servicestelle übernimmt mit dem erzieherischen Kinder- und Jugendschutz auf Landesebene eine gesetzliche Aufgabe. Sie berät Familien und Jugendämter, schult beispielsweise Lehrer, Schüler, Sozialarbeiter und Polizisten.

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Dabei kann es um Probleme mit Bildern in Gruppenchats gehen oder auch den Umgang mit Kindeswohlgefährdungen.

Für diese Aufgaben wird die Einrichtung in Magdeburg bisher vom Land gefördert, zuletzt mit knapp 480.000 Euro pro Jahr.

Keine Förderung mehr ab 2025

Sachsen-Anhalt wäre das erste Bundesland, welches den Jugendschutz auf Landesebene über Dienstleistungsverträge abwickelt. (Symbolbild)
Sachsen-Anhalt wäre das erste Bundesland, welches den Jugendschutz auf Landesebene über Dienstleistungsverträge abwickelt. (Symbolbild)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Im Entwurf des Landeshaushalts 2024 ist jedoch festgehalten, dass es diese Förderung ab 2025 so nicht mehr geben soll.

Stattdessen sollen die Aufgaben mit einem "Dienstleistungsvertrag" vergeben werden. Das könnte mit einer Ausschreibung kombiniert werden.

"Unserer Kenntnis nach wird nirgendwo anders der Kinder- und Jugendschutz auf Landesebene über Dienstleistungsverträge abgewickelt", sagte Schütte.

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"Vor dem Hintergrund der zunehmenden Jugendgewalt, steigender Zahlen sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und einer großen Problematik im Medienkonsum Heranwachsender ist es sicher nicht die klügste Idee, einer etablierten Einrichtung in diesen Themenfeldern die Mittel zu streichen."

Schütte befürchtet, dass die Beratungs- und Schulungsangebote bei einer Vergabe an eine andere Institution vorerst wegbrechen würden. "Niemand kann das so ab Jahresanfang 2025 anbieten", sagte der Geschäftsführer.

Thema ist im Landtag angekommen

Für eine solche Arbeit brauche es nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch ein entsprechendes Netzwerk. Der Aufbau dessen dauere Jahre. Insgesamt sind in der Servicestelle aktuell neun Personen beschäftigt.

Das zuständige Sozialministerium äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den geplanten Veränderungen. Im Landtag, wo der Etat 2024 aktuell in den Ausschüssen behandelt wird, ist das Thema aber bereits angekommen.

CDU-Sozialpolitiker Tobias Krull sagte, man werde das im Rahmen der Haushaltsberatungen besprechen.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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