Nach Großeinsatz und Toten in München: Wiesn läuft, aber bleibt ungewöhnlich leer

München - Nach einem Brand in einem Einfamilienhaus im Norden von München und gefundenen Sprengfallen starben zwei Personen, darunter der Täter. Das Oktoberfest konnte nach vorübergehender Schließung wieder öffnen, doch die Besucher feiern verhalten.

Die Polizei sperrte einen weiträumigen Bereich in der Lerchenau ab.
Die Polizei sperrte einen weiträumigen Bereich in der Lerchenau ab.  © Roland Freund/dpa

In den frühen Morgenstunden kam es im Münchner Norden, nahe der Glockenblumenstraße im Lerchenauer Viertel, zu mehreren Explosionen und Schüssen.

Nach Angaben der Polizei soll der 57-jährige Deutsche Martin P. das Haus seiner Eltern mithilfe von Sprengstoff in Brand gesetzt haben.

Zudem brannte vor dem Haus der Transporter des Täters – wenige Straßen weiter standen zwei weitere Autos in Flammen.

München: Mehr als 900 Einsätze auf dem Oktoberfest: Feuerwehr zieht Bilanz
München Feuerwehreinsatz Mehr als 900 Einsätze auf dem Oktoberfest: Feuerwehr zieht Bilanz

Nach seiner Flucht nahm sich der 57-jährige Täter in der Nähe des Lerchenauer Sees das Leben.

Die Einsatzkräfte fanden einen Brief, welcher auf eine mögliche Bombendrohung gegen das Münchner Oktoberfest hindeutete.
Die Folge: Die Theresienwiese wurde großräumig für mehrere Stunden abgeriegelt. Erst nachdem keine konkrete Gefahr festgestellt werden konnte, durfte die Wiesn um 17.30 Uhr wieder öffnen.

Im Haus fanden die Einsatzkräfte die 90-jährige Mutter und die 21-jährige Tochter des Täters mit Verletzungen – beide kamen ins Krankenhaus. Im Obergeschoss entdeckten sie zudem eine weitere Leiche, vermutlich den Vater von Martin P.

Update 1. Oktober, 21.52 Uhr: Oktoberfest nach Sperrung so leer wie nie

Damit haben wohl die wenigsten Wiesn-Besucher gerechnet: Statt dicht gedrängten Bänken und vollem Trubel herrscht in vielen Bereichen ungewohnte Leere.

Wo sonst um jeden Platz gerungen wird, bleiben heute ganze Reihen unbesetzt. Die langen Schlangen am Eingang ließen zwar auf großen Andrang schließen – doch wer sich dann über die Festwiese bewegt, erlebt eine Überraschung: Im Biergarten gibt es freie Platzwahl.

Auch aktuelle Fotos vom Gelände bestätigen den Eindruck: So wenig Besucher hat man auf dem sonst so gut besuchten Volksfest selten gesehen.

Nach Oktoberfest-Sperrung dürfen die Besucher wieder auf das Gelände.
Nach Oktoberfest-Sperrung dürfen die Besucher wieder auf das Gelände.  © Daniel Karmann/dpa

Update 1. Oktober, 21.47 Uhr: Wiesn-Wirte müssen auf Klassiker verzichten

Wer sich heute auf die ganz großen Schmankerl der Wiesn gefreut hat, dürfte enttäuscht worden sein: Das kulinarische Angebot in den Festzelten ist nach der Pause stark eingeschränkt.

Wegen fehlender Vorbereitungszeit mussten viele Klassiker von der Speisekarte gestrichen werden. Die Wiesn-Wirte stehen unter Druck, improvisieren und arbeiten mit Hochdruck daran, den Betrieb dennoch am Laufen zu halten.

Update 1. Oktober, 18.24 Uhr: Anwohner dürfen in ihre Häuser zurück

Die ersten Anwohner dürfen in ihre Häuser zurückkehren. Nach Angaben der Polizei wurde der ursprüngliche Evakuierungsradius verkleinert.

Weiterhin betroffen ist jedoch der Bereich der Glockenblumenstraße zwischen Waldmeisterstraße und Adlerfarnstraße. Alle anderen Anwohner können in ihre Wohnungen zurückkehren.

Update 1. Oktober, 18.12 Uhr: Verdächtiger zweifelte Vaterschaft an

Im Fall des Großbrandes mit Explosionen in München hat der Tatverdächtige nach Angaben des Bayerischen Innenministeriums seine Vaterschaft zu seiner Tochter angezweifelt – und sich deshalb auch an verschiedene Behörden gewandt.

Obwohl ein medizinisches Gutachten seine Vaterschaft bestätigte, behauptete der Mann, das beauftragte Analyseinstitut sei bestochen worden, erklärte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Aus Sicht des Verdächtigen sei das Gutachten daher nicht korrekt gewesen.

Wie Herrmann weiter ausführte, wandte sich der 57-Jährige mit einer Petition an den Bayerischen Landtag und nahm auch Kontakt zum Bundesjustizministerium auf. Der Landtag befasste sich im Jahr 2024 mit dem Anliegen, erklärte die Petition jedoch – auf Grundlage der Stellungnahmen zuständiger Staatsministerien – für erledigt.

Offenbar konnte sich der Mann mit diesem Ergebnis aber nicht abfinden.

Update 1. Oktober, 17.47 Uhr: Nach Wiesn-Drohung ist das Festgelände wieder offen

Die Münchner Theresienwiese ist nach einer Bombendrohung wieder für Besucher geöffnet. Um Punkt 17.30 Uhr strömten die wartenden Massen auf die Wiesn, wie dpa-Reporter vor Ort berichteten.

Nach der Nachricht, dass das Oktoberfest noch geöffnet werden kann, hatten sich am Mittwochnachmittag die Menschen an den Eingängen gesammelt.

Menschenmengen wollen nach Oktoberfest-Schließung wieder auf die Theresienwiese.
Menschenmengen wollen nach Oktoberfest-Schließung wieder auf die Theresienwiese.  © Christoph Trost/dpa

Update 1. Oktober, 17.33 Uhr: Neue Erkenntnisse nach der Pressekonferenz

Um 17 Uhr trafen sich Bayerns Innenminister Herrmann und Münchens Polizeipräsident Hampel zu einer Pressekonferenz und sprachen über die bisherigen Erkenntnisse.

So handle es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 57-jährigen Deutschen, der polizeilich unbekannt ist. Der Mann steckte das Haus seiner Eltern im Brand. Nach Eintreffen der Polizei flüchtete der Täter und wurde von Einsatzkräften und Hubschraubern verfolgt.

In der Nähe des Lerchenauer Sees nahm sich der Mann dann vor den Einsatzkräften das Leben. Laut Polizei führte die Verfolgung dazu, dass der Täter keinen weiteren Schaden anrichten konnte.

Im Haus selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt noch seine 21-jährige Tochter, die mithilfe einer Leiter aus dem ersten Stock befreit werden konnte. Die Mutter des Toten wurde mit Schussverletzungen im Garten entdeckt. Beide Personen befinden sich derzeit in einer Klinik.

Im Obergeschoss wurde ein weiterer Toter gefunden. Laut Polizeipräsident Hampel könnte es sich dabei um den vermissten 91-jährigen Vater des Täters handeln.

Solltet Ihr selbst von Suizid-Gedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge, bundeseinheitliche Nummer: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Update 1. Oktober, 17.15 Uhr: Ermittler entdecken weiteren Toten

Bei dem Feuer und den Explosionen in München ist nach Polizeiangaben eine weitere Person ums Leben gekommen. Das ergaben Drohnenaufnahmen, wie die Polizei mitteilte.

Bei dem Toten handle es sich vermutlich um den 90 Jahre alten Hausbesitzer, den Vater des Tatverdächtigen.

Spuren wurden im Laufe des Tages rund um den Tatort gesichert.
Spuren wurden im Laufe des Tages rund um den Tatort gesichert.  © Roland Freund/dpa

Update 1. Oktober, 16.46 Uhr: Pressekonferenz in München

Um 17 Uhr informieren die Ermittler in einem Update über den aktuellen Stand der Lage im Zusammenhang mit dem Großeinsatz und dem Oktoberfest.

Update 1. Oktober, 16.26 Uhr: Nach Wiesn-Sperrung bieten Wirte Umbuchungen an

Nach der mehrstündigen Schließung des Münchner Oktoberfests zeigen sich die Wiesnwirte kulant und bieten ihren Gästen Umbuchungen an.

"Mittagsreservierungen können je nach Verfügbarkeit auf die kommenden Tage umgebucht werden", teilten die Wirtesprecher Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel mit.

"Wichtig ist jetzt erst einmal, dass die Zelte innerhalb von so kurzer Zeit wieder geöffnet werden können, um die Gäste wieder bewirten zu können." Wer umbuchen will, solle sich im jeweiligen Festbüro des Zeltes melden.

Update 1. Oktober, 15.39 Uhr: Oktoberfest öffnet wieder

Erleichterung für alle Wiesnbesucher: Nach der Schließung wegen einer Bombendrohung wird das Münchner Oktoberfest um 17.30 Uhr geöffnet.

Das teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter auf Instagram mit.

Update 1. Oktober, 15.35 Uhr: Behörden konnten Tatverdächtigen identifizieren

Nach "Spiegel"-Informationen handelt es sich bei dem Toten um einen 57-jährigen Werkzeugkonstrukteur aus Starnberg. Dort betrieb er seit 2007 eine Handwerksfirma, die auf Bauarbeiten in Haus und Garten spezialisiert war.

Auf einem Foto, das auf der Website des Unternehmens veröffentlicht wurde, ist der Inhaber mit Werkzeug vor einem roten Mercedes-Transporter zu sehen. Bei dem abgebildeten Fahrzeug dürfte es sich um denselben Transporter handeln, der am Morgen unweit des Tatorts im Münchner Stadtteil Lerchenau in Flammen aufging.

Nach offiziellen Angaben wurde bei dem Toten ein mutmaßliches Bekennerschreiben entdeckt, das inhaltliche Bezüge zum Oktoberfest aufweist. Welche Art von Verbindungen darin genannt werden und ob eine konkrete Bombendrohung gegen das Volksfest vorlag, ist bislang unklar.

Titelfoto: Daniel Karmann/dpa

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