Münchner U-Bahn befindet sich im "Tal der Tränen": Deshalb ist die Lage so schlimm
München - Dichtes Gedränge ist in der U-Bahn in München derzeit fast schon der alltägliche Normalzustand. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Das Team der Münchner Verkehrsgesellschaft hat in diesem Zusammenhang ein klares Ziel.

Bei der U-Bahn ist momentan ein knappes Drittel der Züge (!) nicht einsatzbereit - mit unangenehmen Folgen für die Fahrgäste in der Landeshauptstadt.
Kurzzüge und wenige Verstärker führen oftmals zu dichtem Gedränge, eine Linie wurde gar verkürzt.
Das soll sich ändern! "Das ist nicht unser Anspruch an unsere Performance", machte der für den Betrieb auf der Schiene zuständige Geschäftsführer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Oliver Glaser, mit Blick auf die aktuelle Situation deutlich.
Derzeit ballten sich gleich mehrere Probleme, gegen die sein Team vehement ankämpfe, führte Glaser weiter aus. "Unser großes Ziel ist, dass wir bis zur Fußball-EM wieder den regulären Fahrplan fahren."
"Im Endeffekt haben wir verschiedene Baustellen", schilderte er der Deutschen Presse-Agentur.
So werden derzeit zwei der vier im Einsatz befindlichen U-Bahn-Generationen entsprechend umgerüstet, weil ab dem Jahr 2026 sämtliche Züge Brandbekämpfungsanlagen an Bord haben müssen. Dadurch fielen die einzelnen Züge jeweils eine ganze Weile aus, außerdem gestalteten sich die komplexen Arbeiten schwieriger als im Vorfeld erwartet.
Oliver Glaser: "Zum Unglück kommt auch noch Pech"

In der Folge werde Personal gebunden, das im Tagesbetrieb fehle, erzählte Glaser, der ohnehin mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat. Und auch bei den Zügen der neusten Generation gebe es große Ausfallzeiten. "Damit ist meine Reserve bei den Fahrzeugen quasi bei null", bilanzierte Glaser und weiter: "Zum Unglück kommt auch noch Pech."
Denn bei bestimmten Witterungsbedingungen können sich die Räder der Züge auf Strecken im Freien "flachbremsen" - ähnlich einem Autoreifen, bei dem bei der Vollbremsung der Gummi abreibt.
Die Räder müssen dann aufwendig wieder abgedreht werden. "Wir hatten elf Fahrzeuge mit Flachstellen in wenigen Wochen. Das ist eine mittlere Katastrophe", so Glaser. Zumal derzeit wegen eines Umbaus nur eine einzige der dafür nötigen Unterflurdrehbänke in Betrieb sei.
"Wir haben jetzt wirklich die Katastrophe, dass alles zusammenkommt", fasste Glaser zusammen. Immerhin sollen Ende des Monats April die ersten nachgerüsteten Züge wieder fahren. Bis letztlich alles richtig rund läuft, wird es noch länger dauern.
"Es ist das Ziel, dass wir zur EM aus dem Tal der Tränen raus sind", sagte der MVG-Geschäftsführer. Pendler wie Fans sollen zum Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft Mitte Juni nichts mehr von den Problemen merken. Zumal nach der EM in München auch mehrere Großkonzerte geplant sind und zudem die Wiesn vor der Tür steht.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa