Sohn von Hartz-IV-Paar reicht's: "Sie kriegen alles in den A** geschoben"

Chemnitz - Neues vom Chemnitzer Hartz-IV-Pärchen Simone M. (55) und Denis L. (33): Ihre nicht vorhandene Arbeitsmoral treibt einen Keil zwischen die beiden und Sohn Basti (17). In einer weiteren Folge der RTL2-Dokumentation "Armes Deutschland" war die Patchwork-Familie erneut zu sehen. Und wieder wurde heftig diskutiert.

Basti (17) ist frustriert über die Einstellung seiner Mutter und seines Stiefvaters.
Basti (17) ist frustriert über die Einstellung seiner Mutter und seines Stiefvaters.  © RTL2 Good Times Fernsehproduktion

Mehr als 20.000 Menschen sind in Chemnitz auf Hartz IV angewiesen. Simone und Denis nutzen das Sozialsystem ganz bewusst aus. Sie halten die Hand auf und rühren selbst keinen Finger.

Basti hat die Faulheit seiner Eltern richtig satt. Er kümmert sich selbst um seine Zukunft, geht zu einer privaten Arbeitsvermittlung. "Meine Schule habe ich nicht zu Ende gemacht, weil mir meine Eltern nie vermittelt haben, wie wichtig ist das", sagt der 17-Jährige. Nicht einmal die neunte Klasse hat er beendet. Nun hat er einen Job im Lager in Aussicht. "Ich hab’ da richtig Lust drauf. Ich hab’ Aussicht auf Arbeit und kann da gutes Geld verdienen. Damit habe ich nicht gerechnet ohne Ausbildung und Schulabschluss. Das fühlt sich richtig gut, richtig perfekt an."

Als Basti wieder zu Hause ist, kommen auch Simone und Denis gerade zurück. Sie waren bei Pfarrerin Hiltrud Anacker (50). Sie hatte Denis und einen speziellen Arbeitsvermittler zusammenbringen. "Ich wünsche den beiden, dass sie selbstständig werden. Dass sie die Erfahrung machen wie es ist, von niemandem abhängig zu sein."

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Das erste Angebot, in einem Callcenter zu arbeiten, lehnt Denis auch gleich ab. "Telefonieren ist nicht so eine Stärke", sagt er. "Und dafür braucht man ja auch zwei Hände."

Denis L. (33) und Simone M. (55) wollen partout nicht arbeiten gehen. Sohn Basti (17) schämt sich deshalb.
Denis L. (33) und Simone M. (55) wollen partout nicht arbeiten gehen. Sohn Basti (17) schämt sich deshalb.  © RTL II / Good Times Fernsehproduktion

Ach stimmt ja, wir erinnern uns: Aus Wut über das Jobcenter, weil dieses dem Hartz-IV-Pärchen die Bezüge gekürzt hatte, schlug der Langzeitarbeitslose eine Glastür kaputt und verletzte sich dabei schwer an der linken Hand. Seitdem hat er offensichtlich noch einen Vorwand mehr, weshalb er nicht arbeiten kann.

"Ist doch meine Entscheidung, ob ich mich bewerbe oder nicht. Ich mach’ das nicht", sagt Denis. "Ich schicke keine Bewerbung ab." Stiefsohn Basti ist da ganz anderer Meinung. "Doch, das machst du, weil du dann Arbeit hast."

Als der junge Mann seiner Mutter und seinem Stiefvater dann von seinem Gespräch beim Arbeitsvermittler erzählt, gibt es statt Lob für sein Engagement nur Häme. "Was kriegst du denn, wenn du dann dort arbeitest", fragt Mama Simone. Als sie Mindestlohn hört, winkt sie ab. Denis meint: "Arbeiten lohnt sich überhaupt nicht."

Basti setzt seinem baldigen Verdienst von 1.200 Euro die rund 360 Euro Hartz IV pro Person entgegen, die Denis und Simone seit Jahren jeden Monat bekommen. "Natürlich lohnt sich Arbeit. Geht einfach arbeiten, etwas dazuverdienen, ist immer gut."

Simone widerspricht ihrem Sohnemann vehement. "Guck mal, wir kriegen doch alles bezahlt. Sind wir eben faule Schweine, ist mir doch egal."

Basti ist sichtlich getroffen von der Reaktion seiner Eltern. "Ich bin sehr enttäuscht darüber", gibt er zu. "Dass es sowas in Deutschland gibt, Hartz IV sollte abgeschafft werden, dann müssten die arbeiten gehen, Miete zahlen. So kriegen sie alles in den Arsch geschoben."

Der 17-Jährige will unbedingt ausbrechen aus dem Hartz-IV-Kreislauf seiner Familie. Auch wenn er von seinen Eltern weder Verständnis für seine Wünsche bekommt, noch Unterstützung erfährt. RTL2 will weiterhin über die Chemnitzer Familie berichten.

Titelfoto: RTL II / Good Times Fernsehproduktion

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