Ganz Sachsen diskutiert über die Migrantenquote in der 117. Grundschule von Dresden

Dresden - Grundschulklassen mit bis zu 80 Prozent Migrantenanteil, geschlossene Schülergruppen, ratlose Eltern - das Beispiel der 117. Grundschule ist DAS Gesprächsthema in den Winterferien. Und die Enthüllung von "Morgenpost" und TAG24 sorgt für zahlreiche Reaktionen aus Politik und Lehrerschaft.

Jörg Meißner hat eine Tochter in der vierten Klasse der 117. Grundschule. Seinen Sohn, einen Erstklässler, schickte er bewusst an eine andere Schule.
Jörg Meißner hat eine Tochter in der vierten Klasse der 117. Grundschule. Seinen Sohn, einen Erstklässler, schickte er bewusst an eine andere Schule.  © Petra Hornig

"80 Prozent - mit so einem Verhältnis ist keine Integration mehr machbar. Die deutschen Kinder bleiben unter sich, die syrischen auch", schimpft Jörg Meißner (46), der selbst ein Kind an der Schule hat und im Elternrat sitzt.

Das ziehe sich bis in den Alltag: Einladungen von Flüchtlingskindern an deutsche gebe es nicht, die syrischen Kinder nähmen nicht an Wandertagen teil. In einer Klasse mit nur noch vier deutschen Grundschülern wollten drei wechseln! Meißner: "Das Sozialgefüge ist nicht mehr gegeben, am Ende verlieren alle."

Das sieht auch der Vorsitzende des Sächsischen Lehrerverbands, Jens Weichelt (55), so: "Integration läuft ins Leere, wenn die ausländischen Schüler unter sich sind."

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Die Dresdner Landtagsabgeordnete Sabine Friedel (44, SPD): "Mit der Schule sind wir und andere seit Längerem in Kontakt und haben viel Unterstützung organisiert. Was zu tun bleibt, ist mit einer sozialen Wohnungsbaupolitik dafür zu sorgen, dass sich Migranten nicht in wenigen Vierteln mit günstigen Mieten ballen und sich an allen Schulen einrichten."

Direktorin Anna-Maria Feig (37) hatte auf die Probleme in ihrer Schule aufmerksam gemacht.
Direktorin Anna-Maria Feig (37) hatte auf die Probleme in ihrer Schule aufmerksam gemacht.  © Steffen Füssel

Ihre Kollegin der Linksfraktion, Cornelia Falken (62), sagt: "Zweifellos stellt ein hoher Anteil ausländischer Kinder eine Herausforderung für eine Schule dar."

Jedoch zeichne sich dort, an der 117., Entspannung ab. "Das könnte die weltoffene Akademikerschaft zum Einlenken bewegen, dass sie ihre Kinder vielleicht doch an der 117. anmelden."

Die Grüne Christin Melcher (35) erklärt, sie habe selbst die Erfahrung gesammelt, dass unterschiedliche Herkunft von Schülern gleichermaßen Chancen und Herausforderungen mit sich bringen. "Mein Sohn geht auf eine Grundschule im Leipziger Osten mit Kindern, die zu über 70 Prozent Migrationshintergrund haben."

Kritik übt die Schulsprecherin der AfD-Fraktion, Karin Wilke (65): "Die fehlgeleitete Einwanderungspolitik der CDU hat dazu beigetragen, dass Sachsen als PISA-Vorzeige-Bildungsland auf dem schlechten Niveau von Berlin, Bremen und Hamburg ankommen wird."

Titelfoto: Petra Hornig, Steffen Füssel

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