Bestechung im Rathaus? Immobilien-Chefin wegen Taschentüchern vor Gericht

Dresden - Ein kleines Päckchen Taschentücher zieht großen Ärger nach sich: Ende 2015 übergab die Immobilienunternehmerin Silke B. (52) die Tücher an Sven Mania (49).

Immobilienunternehmerin Silke B. (52) hatte einem städtischen Projektleiter heimlich 500 Euro zugesteckt.
Immobilienunternehmerin Silke B. (52) hatte einem städtischen Projektleiter heimlich 500 Euro zugesteckt.  © Norbert Neumann

Der ehemalige Chef des Sportamts leitete damals eine Projektgruppe, die Asylunterkünfte organisieren sollte, hatte gerade einen Mietvertrag mit Silkes Firma abgeschlossen. Doch am Abend entdeckte er im Päckchen noch einen 500 Euro-Schein.

Silke B., mittlerweile in London wohnend, zeigt sich entrüstet: "Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben jemanden bestochen", sagt sie vor dem Dresdner Amtsgericht.

Die Geschäftsfrau hatte der Landeshauptstadt 2015 ein Haus in der Dölzschener Straße als Flüchtlingsheim angeboten, der Mietvertrag war bereits unterschrieben und die weiteren Planungen liefen. Dafür traf sich Silke B. am 16. Dezember 2015 mit Mania vor dem Rathaus, um ein paar Unterlagen zu überreichen. Dieser hatte kurz zuvor erst eine Weisheitszahn-Operation gehabt.

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"Ich hatte zuvor selber Zahnschmerzen", so die Angeklagte. "Deshalb habe ich ihm ein paar Schmerztabletten in der Taschentuchpackung gegeben." Mania wunderte sich später darüber: "Als ich mir das Päckchen näher nachgeguckt habe, war da noch etwas drin", sagt er. "Ein 500 Euro-Schein! Da habe ich erstmal nachgedacht was tun?"

Am Tag darauf informierte er seinen Vorgesetzte, erstattete Anzeige bei Oberbürgermeister Dirk Hilbert (47,FDP). Dass die 500 Euro ein anderer in die Taschentücher gesteckt haben könnte, hielt der Richter für abwegig: 70 Tagessätze zu je 100 Euro.

Das Haus in der Dölzschener Straße wurde übrigens nie zum Asylheim, das Vorhaben scheiterte an Genehmigungen.

Titelfoto: Norbert Neumann

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