Bewegender Abschied vom verstorbenen Peter Schreier in der Kreuzkirche

Dresden - In einem bewegenden Gottesdienst in der Kreuzkirche nahmen Familie, Freunde, Weggefährten und viele Dresdner Bürger am Mittwochnachmittag Abschied von Peter Schreier, der am 25. Dezember 2019 nach schwerer Krankheit verstorben war. Der Kreuzchor sang; Markus Deckert, Pfarrer aus Peter Schreiers Loschwitzer Heimatgemeinde, hielt die Ansprache.

Die Träger bringen den Sarg hinaus.
Die Träger bringen den Sarg hinaus.  © Oliver Killig

Nicht ganz ein Jahr ist es her, dass Schreiers Freund und Kollege Theo Adam († 92) beerdigt wurde. Adams Tod nach langer schwerer Krankheit habe ihn und seine Frau nicht unvorbereitet getroffen, aber doch überrascht, sagte Peter Schreier damals.

Nun kam auch sein Tod für die Öffentlichkeit überraschend. Wer ihn kannte, war wohl vorbereitet. 84-jährig war der Sänger am ersten Weihnachtstag verstorben.

Das Zentrum der Trauerbekundungen war am Mittwoch die Dresdner Kreuzkirche, doch nimmt die Trauer ihren Weg um den Globus.

Dresden: Bundeskanzler Olaf Scholz heute in Dresden zu Besuch
Dresden Bundeskanzler Olaf Scholz heute in Dresden zu Besuch

Auf Youtube hinterlassen viele Schreier-Verehrer(innen) in vielen verschiedenen Sprachen in den Kommentaren zu den Musik-Clips, die ihn zeigen und hören lassen, Botschaften der Betroffenheit, Ruhewünsche ("Rest in Peace") oder schlichte Bewunderung für seine Kunst.

Annähernd 3 000 Trauergäste in der Kreuzkirche, nur wenige Plätze blieben frei. An vorderster Stelle die Familie - die Witwe Renate Schreier, die mehr als 60 Jahre an der Seite ihres Mannes war, die Söhne Torsten und Ralf, die Enkelkinder und andere Angehörige. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) war gekommen, für die Stadt Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke).

Unter den Kulturprominenten waren unter anderem der Dirigent Hartmut Haenchen und der frühere Direktor der Gemäldegalerie, Harald Marx. Auch Semperoper-Intendant Peter Theiler kam, ebenso Vertreter von Staatskapelle und Philharmonie.

Peter Schreiers Karriere begann bei den Kruzianern

Der Sarg des Verstorbenen, eine Fotografie, Blumen, Pfarrer, Kreuzchor und eine vollbesetzte Kreuzkirche - es war ein würdevoller Abschied für Peter Schreier (†84).
Der Sarg des Verstorbenen, eine Fotografie, Blumen, Pfarrer, Kreuzchor und eine vollbesetzte Kreuzkirche - es war ein würdevoller Abschied für Peter Schreier (†84).  © Oliver Killig

Superintendent Christian Behr rühmte den verstorbenen Sänger eingedenk seiner Partien in Bachs Passionen als "Verkünder des Evangeliums". Pfarrer Deckert ging noch einen Schritt weiter: Wenn Bach als fünfter Evangelist bezeichnet werde, "wäre nun zu zählen, an welcher Stelle Peter Schreier einzuordnen ist".

Ein Großer sei von uns gegangen, sagte Kreuzkantor Roderich Kreile in seiner Würdigung und sprach seine Kruzianer direkt an: "Ihr Lieben, lernt, ihn als einen Lehrer zu sehen!"

Peter Schreier war in den Jahren 1945 bis 1954 selbst Kruzianer. Ein Lieblingsschüler Rudolf Mauersbergers, weil er der talentierteste von allen war.

Dresden: Geibeltbad in Pirna bleibt länger geschlossen als geplant
Dresden Geibeltbad in Pirna bleibt länger geschlossen als geplant

Schreiers große Karriere begann Mitte der 60er-Jahre bei den Salzburger Festspielen, als er in der Rolle des Tamino aus der "Zauberflöte" die Fachwelt ebenso wie das Publikum verblüffte.

Wie Theo Adam wurde auch er zum gefeierten Star, der auf allen berühmten Bühnen der Welt zu Hause war, der mit den besten Instrumentalisten, Dirigenten, Orchestern musizierte. Oft hätte er Gelegenheit gehabt, der DDR fernzubleiben, doch kam das für ihn, wie auch seinen Freund Adam, nicht infrage. Die Bindung beider Sänger an Dresden war ungleich stärker als der Drang einer Abkehr von der DDR hätte sein können. Der Staat nutzte beide als Aushängeschilder des Systems.

Doch ließ ihre Musik die harte Grenze ein kleines bisschen weicher erscheinen.

Sechs Träger brachten den Sarg des Sängers hinaus

Der Trauergottesdienst begann um 16 Uhr. Lange Schlangen Trauernder warteten auf den Einlass.
Der Trauergottesdienst begann um 16 Uhr. Lange Schlangen Trauernder warteten auf den Einlass.  © Ove Landgraf

Annähernd 50 Jahre lang war Schreier als Sänger unterwegs. Im Juli 2000 beendete er in Berlin seine Opernkarriere, 2005 ganz und gar seine Sängerlaufbahn. Allein als Dirigent blieb er aktiv.

Sechs Träger brachten den Sarg nach dem Gottesdienst hinaus. Ein Transporter stand dort, der mit ihm davonfuhr. Nicht wenige Besucher hatte Tränen in den Augen. "Er war einer von uns", sagte eine trauernde Besucherin.

Wer an Peter Schreier denkt, mag das vornehmlich in Tönen tun. Den Tönen eines der schönsten Schubert-Lieder vielleicht, das durch seine Stimme zusätzlich geadelt wurde - "Wandrers Nachtlied II" (nach Goethe). "Über allen Gipfeln ist Ruh'", heißt es dort, "In allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch / Die Vögelein schweigen im Walde / Warte nur, balde ruhest du auch."

Die Beerdigung soll im engsten Familienkreis stattfinden.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (44, CDU) kommt an.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (44, CDU) kommt an.  © Ove Landgraf

Titelfoto: Oliver Killig

Mehr zum Thema Dresden: