Sie legte ihr Baby zum Sterben ins Gebüsch, dann ging sie auf Arbeit

Dresden - Es war eine dramatische Suche, die bis tief in die Nacht den Plattenbaubezirk Prohlis in Atem hielt: Zwischen Berzdorfer und Herzberger Straße durchwühlten Polizisten Müllcontainer, Altkleiderboxen wurden aufgebrochen, ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera kreiste über den Blöcken. Dann stand fest, dass ein Baby nur noch tot gefunden werden konnte (TAG24 berichtete).

In dieser Platte lebte Manja B. (36) bis zu ihrem Zusammenbruch mit ihrem Freund und drei Kindern.
In dieser Platte lebte Manja B. (36) bis zu ihrem Zusammenbruch mit ihrem Freund und drei Kindern.  © Ove Landgraf

Was trieb Manja B. (36) nur zu dieser Tat? Als die dreifache Mutter (zwei Söhne, eine Tochter) Donnerstag auf dem Weihnachtsmarkt am Kaufpark Nickern erzgebirgische Volkskunst verkaufte, wurde bereits getuschelt.

Eine Kollegin: "Sie sah sehr blass aus." Als sie gegen 16.30 Uhr auf dem Parkplatz zusammenbrach, ahnte noch keiner, was wirklich hinter dem Schwächeanfall steckte.

Erst im Krankenhaus stellten die Mediziner fest, dass die Frau wohl nur Stunden zuvor entbunden haben muss. Doch von einem Baby keine Spur. Die Großfahndung setzte ein. Wobei sich die Beamten auf das nähere Wohnumfeld konzentrierten.

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Erst bei Vernehmungen in den Nachtstunden gestand Manja B. schließlich. Gegen 23 Uhr entdeckten Polizisten die Leiche des toten Mädchens in einem Gebüsch nahe des Kaufparks.

Offenbar wusste niemand in ihrem Umfeld von einem möglichen Baby

Warum legte Manja B. (36) ihr Neugeborenes einfach in ein Gebüsch?
Warum legte Manja B. (36) ihr Neugeborenes einfach in ein Gebüsch?  © privat

Schockierend: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Kind bereits gegen 10.30 Uhr - sozusagen auf dem Weg zur Arbeit - dort abgelegt wurde.

In den frühen Morgenstunden hatte Manja B. das laut Ermittlern "lebensfähige Baby" vermutlich allein entbunden. Wo, ist noch unklar. Freitagnachmittag fuhr ein Haftrichter zu der Frau in die Klinik, überbrachte den Haftbefehl quasi am Krankenbett.

Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (44): "Der Beschuldigten liegt Totschlag durch Unterlassung zur Last."

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Im Lebensumfeld der Mutter schockiert die dramatische Nachricht so kurz vor dem Weihnachtsfest. "Sie hat im Vorfeld nichts von der Schwangerschaft gesagt", weiß eine Bekannte. "Ich glaube, sie hat das einfach verdrängt." Auch ein Nachbar, der sie noch am Mittwoch gesprochen hatte, ist perplex:

"Hier wusste niemand, dass sie wieder ein Baby erwartet." Was der Vater wusste, der mit ihr und den drei Kindern in einer Vier-Raum-Wohnung lebt, muss die Polizei noch ermitteln.

Nach der Niederkunft ging die gelernte Köchin einfach auf dem Center-Weihnachtsmarkt arbeiten.
Nach der Niederkunft ging die gelernte Köchin einfach auf dem Center-Weihnachtsmarkt arbeiten.  © PR
Erst spät in der Nacht konnten die Ermittler das kleine Mädchen finden.
Erst spät in der Nacht konnten die Ermittler das kleine Mädchen finden.  © imago images/xcitepress
Die Spurensicherung war noch bis weit nach Mitternacht im Einsatz.
Die Spurensicherung war noch bis weit nach Mitternacht im Einsatz.  © Roland Halkasch

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