Dieser Deutsche bereitete das Grab für Fidel Castro vor

Havanna/Küllstedt - Wenn Michael Diegmann restauriert, freuen sich Kubaner und Touristen. Ob Capitolio und Kathedrale in Havanna, Heldenfriedhof und Castro-Grab in Santiago oder Che-Monument in Santa Clara: Der Deutsche und sein Team bekommen viel Lob.

Michael Diegmann lebt mittlerweile in Havanna, ist nur noch einige Wochen im Jahr in seiner Heimat in Thüringen.
Michael Diegmann lebt mittlerweile in Havanna, ist nur noch einige Wochen im Jahr in seiner Heimat in Thüringen.  © DPA

Sein Unternehmen liegt im beschaulichen Eichsfeld in Thüringen. Die spektakulärsten Aufträge erledigt der Chef persönlich - in Kuba. Blaues Polo-Shirt, weiße Arbeitshose, so arbeitet Michael Diegmann (46) auf allen Baustellen quer durch die sozialistische Insel, auch im Kapitol oder Capitolio, dem Sitz des Parlaments und Wahrzeichen Havannas.

"MD Projektmanagement GmbH" steht auf dem Shirt des Thüringers. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter des Betriebs in Küllstedt. Etwa 20 renommierte Sanierungs-Aufträge in Kuba hat das Thüringer Unternehmen bereits erhalten. Pünktlich zum 500. Geburtstag Havannas am 16. November sollen die Arbeiten am Capitolio vollendet sein.

Seit 2014 arbeitet das deutsch-kubanische Team, zeitweilig verstärkt durch spezialisierte Restauratoren aus Thüringen, an Fassade, Eingangstreppe, Kuppelteilen und einigen Salons. Allein die Fassade des dem Kapitol in Washington in Teilen nachempfunden Baus, der 90 Jahre alt ist, misst 30.000 Quadratmeter. Viel Arbeit für Diegmanns Crew, 12 bis 20 Mann, meist Kubaner.

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Diegmann kennt Kuba schon länger. Ihn schmerzt der andauernde Zerfall der Bausubstanzen auf der Insel. "Meist wird nur überpinselt. Das hält nicht lange." Deshalb schätzt der Deutsche besonders die Arbeit des Stadthistorikers Leal Spengler. Der ist ein einflussreicher, cleverer Geschäftsmann und bekam vor knapp 30 Jahren von Fidel Castro Grünes Licht, die verfallende Altstadt Havannas mit Devisen aus dem Tourismus zu restaurieren. Diegmann und Spengler lernten sich vor knapp zehn Jahren kennen. Spengler spricht von einer "vertrauensvollen und freundschaftlichen Zusammenarbeit".

Auf der kurzen Autofahrt vom Capitolio zur Kathedrale in der Altstadt erzählt Katholik Diegmann kurz von seiner Heimat. Auch zu DDR-Zeiten war das Eichsfeld bekannt für seine stabile katholische Gemeinde, quasi ein Fels in der Brandung. Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus in Kuba im September 2015 erstrahlten Barockfassade und Altar in neuem Glanz.

Er restaurierte schon die Gräber der Castro-Familie

Das Grab von Fidel Castro in Santiago.
Das Grab von Fidel Castro in Santiago.  © DPA

Das Monument von Che Guevara in Santa Clara hat Diegmann gratis restauriert, als Dank für das Vertrauen für seine Arbeit in Kuba. "Besonders herausfordernd" war die Reinigung der Che-Bronzestatue auf einem hohen Sockel in 20 Metern Höhe bei starkem Wind.

Auch Teile berühmter Friedhöfe Kubas und Gräber der Castro-Familie hat Diegmann verschönert. Ganz kurz nach dem Tod von Fidel Castro (25. November 2016) ist der Eichsfelder gut 1000 Kilometer Richtung Osten nach Santiago gefahren. Mit Helfern hat er dann auf dem Friedhof Santa Ifigenia vor der Beisetzung die Bereiche um das Grab des Revolutionsführers bearbeitet. Und in der Nähe auf dem Heldenfriedhof Segundo Frente hatte das Diegmann-Team das Grab von Vilma Espín (1930-2007), Ehefrau von Fidel-Bruder Raúl, gereinigt und saniert.

Der Thüringer mag die Insulaner, generell und im Speziellen. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin Anabel zusammen in Havanna. Sie spricht sehr gut Deutsch, hatte ein Stipendium an der Humboldt-Uni in Berlin. Ein paar Wochen im Jahr ist Diegmann im Eichsfeld.

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Für seinen Betrieb in Küllstedt, um den sich auch sein Bruder Marcel kümmert, sucht er wie viele andere Unternehmen auch dringend qualifizierte Fachkräfte, vor allem Montagearbeiter. Derzeit hat er nur gut ein Dutzend. Denn wichtiges Standbein ist auch der Aufbau von Messeständen und Laden-Inneneinrichtungen.

Baustellen hatte er schon viele, nicht nur in Deutschland. Restauriert wird derzeit allerdings nur auf Kuba. "Aber es gibt dazu interessante Anfragen aus anderen Teilen der Erde", freut sich der 46-Jährige.

Titelfoto: DPA

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