Kolumne: Hat Deutschland bald kein Wasser mehr?

Frankfurt am Main - Vertrocknete Wiesen, sterbende Bäume und ausfallende Ernten. Wenn man so durch die Gegend fährt, könnte man denken, Deutschland sei am Verdursten. In den letzten Wochen war die Wasser-Versorgung bereits in mehreren Orten Deutschlands bedroht. Wie steht es um das Wasser in Deutschland?

Bei Temperaturen über 36 Grad stieg in den vergangenen Jahren der Wasser-Verbrauch tagesbezogen um 40 bis 60 Prozent. Das ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass viele Leute gleichzeitig ihre Gärten bewässern und die Pools aufgefüllt werden. (Symbolbild)
Bei Temperaturen über 36 Grad stieg in den vergangenen Jahren der Wasser-Verbrauch tagesbezogen um 40 bis 60 Prozent. Das ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass viele Leute gleichzeitig ihre Gärten bewässern und die Pools aufgefüllt werden. (Symbolbild)  © unsplash.com@methi_somcag

Bei Temperaturen über 36 Grad stieg in den vergangenen Jahren der Wasser-Verbrauch tagesbezogen um 40 bis 60 Prozent. Das ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass viele Leute gleichzeitig ihre Gärten bewässern und die Pools aufgefüllt werden.

In Rheinland-Pfalz und Niedersachsen führte das in den letzten Wochen sogar soweit, dass der Wasser-Verbrauch in einzelnen Gemeinden reduziert werden musste.

Der derzeitige Wasser-Verbrauch pro Kopf liegt bei durchschnittlich 123 Litern pro Tag. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass herkömmliche Duschköpfe 12 bis 15 Liter pro Minute abgeben.

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Nach 10 Minuten Duschen sind demnach schon 120 bis 150 Liter den Abfluss runter. Damit ist das Duschen vor der Toiletten-Spülung der größte Wasser-Verbraucher im Haushalt. Sparen kann man hier natürlich durch kürzere Duschgänge, aber auch durch sogenannte Sparduschköpfe.

Doch neben dem direkten gibt es noch den virtuellen Wasser-Verbrauch. Dieser setzt sich aus den Wasser-Mengen zusammen, die für die Herstellung von Konsum-Gütern benötigt wird.

Beispielsweise stecken in einem Kilo Rindfleisch 15.000 Liter Wasser. Zur Herstellung eines Autos werden sogar 400.000 Liter benötigt. Demnach verbrauchen wir in Deutschland im Schnitt täglich 5288 Liter Wasser. Das entspricht 25 vollen Badewannen.

Regen-Mangel stellt auch die Bauern vor erhebliche Herausforderungen

Schon die letzten zwei Jahre war es sehr trocken und landwirtschaftliche Erträge fielen stellenweise aus. (Symbolbild)
Schon die letzten zwei Jahre war es sehr trocken und landwirtschaftliche Erträge fielen stellenweise aus. (Symbolbild)  © dpa/Boris Rössler

Doch wie steht es denn nun um Deutschland? Jährlich werden rund 13 Prozent des gemittelten Wasser-Dargebots von 188 Milliarden Kubikmeter in Deutschland entnommen.

Da das entnommene Wasser, welches die Abflüsse wieder hinabfließt, gereinigt und aufgearbeitet wird, kann es somit wieder zurück in den Wasser-Kreislauf geführt werden.

Aufgrund dessen und der Einsparungen in der öffentlichen Wasser-Versorgung ist die Wasser-Entnahme über die letzten Jahre sogar deutlich zurückgegangen. Deutschland als Ganzes muss also keine Angst vor dem Verdursten haben. Jedoch sind die Wasser-Vorräte nicht immer dort, wo sie am meisten gebraucht werden.

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So sind unsere Wiesen und Wälder auf den Regen angewiesen, doch dieser fiel in den vergangenen Jahren sowie auch 2020 gebietsweise nur sehr gering aus. Wenn der Boden extrem trocken ist, kann das Wasser nur schwer in den Boden eindringen, bleibt auf der Oberfläche liegen und verdunstet wieder.

An den heißen Sommertagen können bis zu sechs Liter Wasser pro Quadratmeter verdunsten. Vor allem in Thüringen und Teilen von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg sind die Wasserspeicher im Boden am Limit. Regionen mit leichtem, sandigem Boden wie in Teilen Ostdeutschlands und im Rhein-Main-Gebiet sind besonders mit der Abnahme der Boden-Feuchtigkeit konfrontiert.

Der Regen-Mangel stellt auch die Bauern vor erhebliche Herausforderungen. Schon die letzten zwei Jahre war es sehr trocken und landwirtschaftliche Erträge fielen stellenweise aus. Das Problem dabei: Durch die Trockenheit und Ernte-Ausfälle kommt es zu hohen Nährstoff-Überschüssen von Stickstoff und Phosphor.

Die Dünge-Mengen können einfach nicht vollständig von den Kulturpflanzen aufgenommen werden und bleiben im Boden. Dort sorgen sie für eine Beeinträchtigung der Wasser-Qualität, wirken sich negativ auf die Arten-Vielfalt aus und es kommt zu erhöhten Treibhausgas-Emissionen.

Was kann denn jeder einzelne von uns tun?

Nach 10 Minuten Duschen sind schon 120 bis 150 Liter den Abfluss runter. (Symbolbild)
Nach 10 Minuten Duschen sind schon 120 bis 150 Liter den Abfluss runter. (Symbolbild)  © 123rf/alexsejzhagunov

Die Kommunen, Land- und Forstwirtschaft sind am stärksten von der Problematik betroffen. Aber was kann denn jeder einzelne von uns tun?

Wir als Bürger können nicht für mehr Regen sorgen, aber wir können dafür sorgen, dass unser Wasser weniger verschmutzt wird und somit besser im Kreislauf gehalten werden kann.

Das können wir beispielsweise durch den Kauf von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft erreichen, denn bei diesen ist der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel verboten.

Auch die intensive Tierhaltung in Deutschland sorgt dafür, dass das Grundwasser Nitrat-belastet ist und Antibiotika-Reste in den Boden gelangen (mal ganz abgesehen von den erheblichen Wasser-Mengen, die zur Herstellung von Fleisch selbst benötigt werden).

Eine ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen ist auch entscheidend. So sollte niemals etwas in den Abfluss oder die Toilette geschüttet werden, das da nicht reingehört.

Aber auch Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetik-Artikel oder Shampoo werden alle den Abfluss heruntergespült und fordern unsere Wasser-Reinigungsanlagen heraus.

Bevor Du Dir also die nächste Mikroplastik-belastete Chemie-Keule holst, überlege, ob es eine nachhaltigere Alternative gibt. Für noch mehr Tipps, schau doch einfach mal >> hier nach.

Obwohl Deutschland genügend Wasser hat und wir keine Angst vor dem Verdursten haben müssen, ist es sinnvoll, mit dieser wertvollen Ressource sorgsam umzugehen. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass der Regen unsere Boden-Speicher wieder auffüllt, damit wir für die kommenden Trocken-Zeiten vorbereitet sind.

Über die Autorin

TAG24-Kolumnistin Gina Gadis.
TAG24-Kolumnistin Gina Gadis.  © Gina Gadis

Gina Gadis (25) wurde in Dresden geboren und studierte in Freiberg Wirtschaftsingenieurwesen. Zwischen ihrem Bachelor und dem Master ging sie auf Reisen.

Knapp zwei Jahre bereiste Gina die Welt, zehn Monate davon war sie in Asien unterwegs.

Hier kam es zu der Initialzündung. Denn vielerorts in Asien sind die Menschen nicht mehr Herr über die Vermüllung ihrer Orte.

Gina sammelte schon auf ihrer Reise Müll ein, öffentlichkeitswirksam begeisterte sie auch immer mehr Menschen in ihrer Heimat für das Thema.

Als sie zurück nach Deutschland kam (aktuell Masterstudentin in Darmstadt), verfolgte sie weiter die Müll-Thematik. Sie schreibt nun unter anderem diese Kolumne für TAG24.

Titelfoto: Bild-Montage: unsplash.com@methi_somcag/Gina Gadis

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