Emma (18) will die Welt dazu bringen, keine Kinder mehr zu bekommen

Ottawa (Kanada) - Aufgrund der Klimakrise will Emma Lim (18) die Jugendlichen auf der ganzen Welt dazu bringen, keine Kinder mehr zu bekommen. Als Druckmittel für Politiker hat sie eine Website erschaffen.

Emma Lim (18) möchte die Politik unter Druck setzen.
Emma Lim (18) möchte die Politik unter Druck setzen.  © Screenshot/nofuturepledge.ca

Auf diese Internetseite sollen Jugendliche und junge Erwachsene auf der ganzen Welt zugreifen und virtuell versprechen, dass sie keine Kinder bekommen wollen, solange das Thema Klimawandel nicht von der Politik angegangen wird.

Die 18-jährige Emma Lim stellte dafür am Freitag nicht nur der Öffentlichkeit diese Website vor, sondern erklärte auch, wie sie auf diesen Einfall kam.

"Ich verspreche, keine Kinder zu bekommen, bis ich sicher bin, dass meine Regierung für sie eine sichere Zukunft gewährleisten kann", soll sie auf einer Pressekonferenz in der kanadischen Stadt Ottawa laut Utopia gesagt haben.

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Auf ihrer Website führt sie weiter aus. "Ich möchte Kinder haben, mehr als fast alles andere sogar. Aber was für eine Mutter wäre ich, wenn ich ein Baby in eine Welt setzen würde, wo ich nicht garantieren könnte, dass meine Kleinen sicher sind?", schrieb sie dort.

"Ich habe letzten September den IPCC-Bericht gelesen - und er hat mich erschreckt. Wir sind in so viel größerer Gefahr, als ich es mir hätte vorstellen können", erklärt sie weiter. "Wir stehen vor vielen, nicht rückgängig machbaren Veränderungen: dem Verlust von Ökosystemen, dem Verlust von Süßwasser, dem Verlust sauberer Luft."

Virtuelle Unterschriften sollen Politiker zum Handeln gegen den Klimawandel auffordern

"Ich möchte, dass meine Kinder all die schönen Dinge sehen, die ich sehe. Ich möchte, dass sie mit mir im Meer schwimmen gehen. Ich möchte, dass sie im Sommer campen, und, dass Autofahrer im Herbst die wechselnden Blätter sehen. Ich möchte mit ihnen rodeln gehen. Ich möchte ihnen beibringen, wie man einen Garten baut", lauten die Wunschvorstellungen der jungen Kanadierin.

Emma Lim möchte also um wirklich jeden Preis sicherstellen, dass es ihren Kindern einmal gut gehen wird. Auch, wenn es ihr das Herz bricht, jetzt dieses Versprechen gegeben zu haben und erst einmal auf lange Sicht keine Kinder zu bekommen, wie sie schreibt. "Aber ich weiß, dass ich nicht allein bin", erklärt sie.

Am heutigen Freitag ging die Website online und Stand 16.30 Uhr haben bereits mehr als 2000 Menschen unterschrieben. Die Bewegung, die auf Twitter sogar als #NoFutureNoChildren trendete, hat also tatsächlich etwas angestoßen und das Zeug zur nächsten Aktion von Jugendlichen auf dem Niveau von Fridays For Future.

Weltweite Beachtung für Kinderlosen-Bewegung

Emma Lim (rechts) stellte ihre Idee in Ottawa vor.
Emma Lim (rechts) stellte ihre Idee in Ottawa vor.  © Screenshot/Twitter/SophiepriceCSC

Ursprünglich wollte Emma Lim mit dieser Website nur die kanadischen Politiker zum Umdenken anstoßen. Durch den Twitter-Hashtag-Trend gibt es nun jedoch weltweite Aufmerksamkeit.

Man kann auf Lims Internetseite auch einige Statements der unterzeichnenden Jugendlichen lesen. Und diese kommen nicht nur aus Kanada und den USA. Es finden sich genauso die Geschichten von jungen Menschen aus Venezuela, Kolumbien, Großbritannien, sowie Frankreich, Schweden oder auch Deutschland.

Jacob Diercks (18) kommt aus Schleswig-Holstein und verewigte sich mit folgenden Worten auf der Seite: "Ich lebe im Norden Deutschlands, direkt an der Nordsee. Vor zehn Jahren war es hier warm, aber nur um die 20 Grad und oft kälter wegen der arktischen Winde", erinnert er sich.

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"Heute sind es im Sommer mehr als 30 Grad und an manchen Tagen ist es extrem kalt. So wie es aussieht, wird es immer schlimmer. Im vergangenen Jahr haben die Bauern bereits 20 Prozent weniger als sonst geerntet. Ich finde es unverantwortlich, Kinder in solche Gefahren zu bringen. Unsere Regierung tut zu wenig, um das Klima und damit auch unsere Region zu schützen. Dort, wo ich wohne, wird alles bald überflutet sein und ich allein kann nichts tun, um diesen Ort für meine Kinder zu retten", schließt er ab.

Mit dem Versprechen auf ein kinderloses Leben übt nun auch er Druck auf die deutsche Regierung aus.

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