Die Energiekrise und ihre Folgen: Leidet bald die Notfallversorgung in Kliniken darunter?
Leipzig - Die steigenden Energiekosten belasten auch die Krankenhäuser. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Benedikt Friemert, rechnet damit, dass sich dies auch in der Notfallversorgung bemerkbar machen wird.
"Es ist vorstellbar, dass sich die Notfallversorgung reduzieren und fokussieren wird", so der Mediziner. Die Notaufnahmen der Krankenhäuser würden ohnehin seit Jahren von zu vielen Patienten beansprucht. Es sei denkbar, dass man sich künftig auf echte Notfälle konzentriere.
Das Problem der Krankenhäuser seien die festgelegten Preise für ihre medizinischen Leistungen. Darin seien zwar auch Betriebskosten kalkuliert, die enormen Kostensteigerungen bei Strom und Gas seien dort aber bisher überhaupt nicht erfasst.
"Plötzlich geht die Schere auseinander und die Krankenhäuser haben ein finanzielles Problem", sagte Friemert. Wie während der Corona-Pandemie könnten die Häuser reagieren, indem sie bestimmte Leistungen einschränkten.
Dass Notaufnahmen komplett schließen, erwartet der Mediziner allerdings nichts. Sie gehörten zur Daseinsvorsorge.
Aus Sicht von Friemert ist es jetzt an der Zeit für Länder, Krankenkassen und Krankenhäuser, sich zusammenzusetzen. Man müsse gemeinsam nach einer Lösung suchen. Denkbar sei es zum Beispiel, dass die Länder die Energiekosten vorfinanzierten. "Die Politik darf die Krankenhäuser jetzt nicht allein stehen lassen."
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Dazu ist am Freitag an ihrem Gründungsort in Leipzig ein Festakt mit Gästen aus Medizin, Wissenschaft und Politik geplant.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa