Kassenpatienten aufgepasst: Diese böse Überraschung droht Euch!

Deutschland - Das könnte teuer werden für alle gesetzlich Versicherten! Ein Ökonom schlägt Kassen-Alarm und fordert mehr Selbstbeteiligung von Kassenpatienten. Schlechte Nachrichten gibt es auch für Raucher und Skifahrer.

Gesetzlich Versicherte könnten künftig ordentlich zur Kasse gebeten werden. (Symbolbild)
Gesetzlich Versicherte könnten künftig ordentlich zur Kasse gebeten werden. (Symbolbild)  © Alexander Heinl/dpa

Wie der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen (65) von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg gegenüber der "Bild-Zeitung" erklärt, wird eine baldige Aufstockung der Krankenbeiträge für gesetzlich Versicherte unumgänglich sein. Die Rede ist von bis zu 2000 Euro Zusatzkosten pro Jahr.

"Wir können uns das System nicht mehr leisten. Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen", gibt sich Raffelhüschen pessimistisch über die Zukunft unseres Gesundheitssystems.

Der Grund hierfür ist einfache Mathematik: Die Krankenversicherung beklagt ein 17-Milliarden-Euro-Defizit.

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Wenn die Selbstbeteiligung gesetzlich Versicherter nicht steigt, würde sich der Beitragssatz im Jahr 2035 auf bis zu 22 Prozent erhöhen. Derzeit beträgt dieser je nach Krankenkasse - Zusatzbeitrag eingeschlossen - knapp 16 Prozent.

Der Ökonom fordert deshalb einen Sozialausgleich und spielt den Ball an den Bundeshaushalt weiter, der Geringverdienern besser unter die Arme greifen müsse.

Wenn es nach Raffelhüschen geht, müssen künftig auch Raucher und Skifahrer mehr zur Kasse gebeten werden. Im Falle von letzterer Gruppe gehe es darum, dass Versicherte Verletzungen nach selbstgewählten Risiken komplett selbst bezahlen sollten.

"Auch Raucher müssen sich an den Folgekosten von Behandlungen stärker selbst beteiligen", so die schonungslose Analyse des Hochschullehrers.

Historisches Ausmaß mit gravierenden Folgen

Schlechte Nachrichten für alle Raucher: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung könnten schon bald steigen. (Symbolbild)
Schlechte Nachrichten für alle Raucher: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung könnten schon bald steigen. (Symbolbild)  © Fabian Sommer/dpa

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) sieht das erwartete Defizit von rund 17 Milliarden Euro mit großer Sorge und bezeichnet diese Entwicklung als "historisches Ausmaß".

Konkret bedeutet das: In der Bundesrepublik werden rund 73 Millionen Versicherte von einer der 96 gesetzlichen Krankenkassen betreut, was einem Gesamtanteil von 90 Prozent der Bevölkerung entspricht.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, legt Raffelhüschen einen praktischen Plan vor. Dieser beinhaltet, dass Patienten nach dem Arztbesuch eine Rechnung erhalten und diese an die Krankenkasse, die einen Großteil der Kosten übernimmt, weiterleiten.

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Der Ökonom sieht für die Eigenbeteiligung der Patienten einen Stufenplan vor. Mit 1500 bis 2000 Euro sollten dem 65-jährigen Raffelhüschen zufolge die Kosten gedeckelt werden können.

Der seit 1995 an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg tätige Professor für Finanzwissenschaft ist Mitglied verschiedener Aufsichtsräte und tritt gegenüber der Öffentlichkeit unter anderem als Lobbyist für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und Politikberater auf.

Titelfoto: Alexander Heinl/dpa

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