Das Treffen der Reichen und Mächtigen: Kritik im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums

Davos - Am Montagabend startet in Davos das Weltwirtschaftsforum. Während Vertreter aus Politik und Wirtschaft in der Schweizer Gemeinde zusammenkommen, steigt die globale Ungleichheit zwischen Arm und Reich.

Zahlreiche ranghohe Vertreter aus der Finanzwelt, der Politik und der Wirtschaft treffen sich seit 2003 zum Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos.
Zahlreiche ranghohe Vertreter aus der Finanzwelt, der Politik und der Wirtschaft treffen sich seit 2003 zum Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos.  © Lian Yi/XinHua/dpa

Vor dem Start des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam mit Nachdruck vor steigender Ungleichheit in der Welt, aber auch in Deutschland gewarnt.

Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut zuletzt gleichzeitig zugenommen. Durch den deutlichen Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise im vergangenen Jahr seien Milliardäre noch reicher geworden.

"Während Millionen Menschen nicht wissen, wie sie Lebensmittel und Energie bezahlen sollen, bringen die Krisen unserer Zeit gigantische Vermögenszuwächse für Milliardär*innen", sagte Oxfam-Referent Manuel Schmitt.

Konzerne und Reiche haben von der Krise profitiert

Das Event wird natürlich auch von Protesten begleitet. Der Klimaschutz ist ebenfalls Teil der Agenda des diesjährigen Forums.
Das Event wird natürlich auch von Protesten begleitet. Der Klimaschutz ist ebenfalls Teil der Agenda des diesjährigen Forums.  © Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa

Wie aus dem Bericht der kapitalismuskritischen Organisation zur WEF-Jahrestagung in Davos hervorgeht, haben 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.

Sie erzielten demnach 306 Milliarden US-Dollar an Zufallsgewinnen und schütteten 257 Milliarden US-Dollar (84 Prozent) davon an Aktionärinnen und Aktionäre aus. Oxfam definiert hier Gewinne als Zufallsgewinne, wenn sie den Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um 10 Prozent oder mehr übersteigen.

Unter dem Strich seien Konzerne und Superreiche die Gewinner von Corona-Pandemie und Energiekrise, hielt Oxfam fest. So habe das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert.

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In Deutschland sei der Trend noch deutlicher: Vom Vermögenszuwachs, der 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, entfielen demnach 81 Prozent auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung.

Höhere Steuern oder soziale Absicherung?

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (54, SPD) will die Ungleichheit durch soziale Sicherungsnetze bekämpfen.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (54, SPD) will die Ungleichheit durch soziale Sicherungsnetze bekämpfen.  © Christophe Gateau/dpa

Auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze (54, SPD) hält diese Entwicklung für gefährlich. "Pandemie, Konflikte und nicht zuletzt der russische Angriffskrieg haben uns um Jahre zurückgeworfen bei Armut, Hunger, Gesundheit oder Bildung – während die Reichen noch reicher geworden sind", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

"Wenn wir die Ungleichheit weltweit nicht reduzieren, werden wir die Zeit der Krisen nicht überwinden können", warnte die SPD-Politikerin. Es sei wichtig, soziale Sicherungsnetze aufzubauen, die Menschen bei Verlust des Einkommens, des Zuhauses, bei Elternschaft und Arbeitsunfähigkeit auffingen.

Oxfam fordert als Weg aus der Krise vor allem höhere Steuern für Reiche. Jahrzehntelange Steuersenkungen für die Reichsten und für Unternehmen hätten die Ungleichheit zuletzt verschärft.

In manchen Ländern hätten die Ärmsten höhere Steuersätze als Milliardäre. Weltweit stammen laut Oxfam nur noch vier Prozent der Steuereinnahmen aus Steuern auf Vermögen. "Konzerne und ihre superreichen Haupteigentümer*innen müssen endlich ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten", forderte Schmitt.

Titelfoto: Lian Yi/XinHua/dpa

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