Nach Schuss auf Soldaten wird klar: Bundeswehr hat gepatzt

Von Ute Wessels, Michael Donhauser und Marco Hadem

München/Niederaichbach - Nach dem Schuss auf einen Soldaten bei einer Großübung im Landkreis Erding nimmt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (69, CSU) die Polizei in Schutz und verweist damit indirekt auf die Bundeswehr.

Bei der Bundeswehr-Übung "Marshal Power" kam es in Erding zu einem Zwischenfall.
Bei der Bundeswehr-Übung "Marshal Power" kam es in Erding zu einem Zwischenfall.  © Armin Weigel/dpa

Es sei "bereits jetzt offenkundig, dass das Kommunikationsdefizit nicht bei der Regierung oder der Polizei lag", sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München. Derweil teilte die Bundeswehr mit, sie habe ihre Kommunikationswege überprüft und intensiviert.

Herrmann belegt seine Argumentation mit einer Nachfrage der Polizei beim Feldjägerregiment der Bundeswehr unmittelbar vor dem Schusswechsel: "Als dann am Abend des 22. Oktober über den Notruf die Mitteilung über eine bewaffnete Person in Altenerding einging, rief die Polizei beim zuständigen Feldjägerregiment der Bundeswehr an und erkundigte sich, ob dies Teil der Übung wäre. Dies wurde von dort zunächst explizit verneint. Somit musste die Polizei von einer echten Bedrohung ausgehen", sagte er.

Seitens der Bundeswehr sagte Oberst Marco Langhorst vor dem Abschluss der mehrtägigen Übung, dass in dynamischen Lagen – wie sie geübt werden sollten – das militärische Führungspersonal sehr schnell handeln müsse, ohne die Lagen vorher zu kennen.

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"Das führt auch dazu, dass ich nicht alle Ortsangaben, alle Zeitangaben, alle Straßen, alle Plätze im Vorfeld bekannt geben kann, weil der militärische Führer, das Führungspersonal, das dort eingesetzt ist, entsprechend reagieren muss."

Herrmann nimmt Polizei in Schutz, Bundeswehr-General: "Gott sei Dank glimpflich abgelaufen"

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (69, CSU) sieht die Schuld an der Panne nicht bei der Polizei.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (69, CSU) sieht die Schuld an der Panne nicht bei der Polizei.  © Arne Dedert/dpa

General Sandro Wiesner betonte bei einem Medientag in Niederaichbach (Landkreis Landshut) aber auch: "Wir haben ein ureigenes Interesse daran, dass so etwas nicht wieder passiert." Die Bundeswehr unterstütze die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in dem Fall, der "Gott sei Dank glimpflich abgelaufen" sei.

Im Landkreis Erding war der Start des ersten Übungsszenarios der Bundeswehr erst für den 23. Oktober angekündigt gewesen. Am Abend zuvor war es aber im Landkreis Erding zu Beginn der Großübung "Marshal Power" zum Zwischenfall gekommen.

Ein Bundeswehr-Angehöriger mit Schusswaffe war von einem Bürger als möglicher Gefahrenherd erkannt worden, er hatte die Polizei informiert. In der Folge kam es zu einem Schusswechsel, der Bundeswehr-Feldjäger wurde leicht verletzt.

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Ein Sprecher der Stadt Erding räumte im Gespräch mit der dpa ein, dass die Stadt grob darüber informiert worden war, dass eine Übung der Bundeswehr-Feldjäger bevorstehe. Es seien aber keinerlei konkrete Übungsinhalte und auch keine Örtlichkeiten bekannt gewesen. So habe sich das Geschehen in der vergangenen Woche unmittelbar neben einem Sportgelände zugetragen, auf dem Kinder trainierten. Sie hätten unter dem Eindruck von Schussgeräuschen in die Umkleidekabinen in Sicherheit gebracht werden müssen.

Aus Sicht der Stadt stelle dies eine völlig unnötige Verunsicherung dar.

Titelfoto: Armin Weigel/dpa

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