Wagenknecht nennt Ampel "dümmste Regierung Europas"

Berlin - Mit scharfen Attacken gegen die Ampel-Koalition hat Sahra Wagenknecht ihre neue Partei auf das Wahljahr 2024 eingestimmt.

Die Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht (54) spricht beim Gründungsparteitag der neuen Wagenknecht-Partei, dem "Bündnis Sahra Wagenknecht".
Die Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht (54) spricht beim Gründungsparteitag der neuen Wagenknecht-Partei, dem "Bündnis Sahra Wagenknecht".  © Kay Nietfeld/dpa

Beim ersten Parteitag des Bündnis Sahra Wagenknecht nannte die Gründerin die Ampel erneut "die dümmste Regierung Europas" und warf ihr vor, das Land in die Krise und schlimmstenfalls in einen Krieg zu führen.

"Unser Land, es braucht unbedingt einen politischen Neubeginn", sagte die 54-jährige frühere Linken-Politikerin am Samstag in Berlin.

Sie hatte Ende 2023 mit der Linken gebrochen und Anfang Januar die neue Partei mit ihrem Namen gegründet. Sie selbst ist Vorsitzende, gemeinsam mit der früheren Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali (44).

Zum ersten bundesweiten Parteitag versammelten sich etwa 380 Mitglieder im Berliner Kino Kosmos. Sie spendeten Wagenknecht begeisterten Applaus für die Rede, die die Parteichefin mit den Worten schloss: "Wir haben Großes vor für unser Land und für die Menschen, die große Erwartungen in uns setzen. Wir sind es ihnen schuldig, unsere Sache gut zu machen."

Nach innen mahnte Wagenknecht das BSW, an einem Strang zu ziehen. Die Parteimitglieder seien sehr unterschiedlich, darunter seien Gewerkschafter, Unternehmer, Krankenpfleger, Polizisten, Theologen, Großstädter und Dorfbewohner. Die Partei werde nur erfolgreich sein, wenn die Mitglieder diese Unterschiedlichkeit als Gewinn begriffen.

"Wir sind keine Linke 2.0, das muss auch für unseren Umgang miteinander gelten", sagte Wagenknecht. "Lasst uns pfleglich miteinander umgehen."

Was die Partei von Sahra Wagenknecht anpacken möchte

Amira Mohamed Ali (44, v.l.), Sahra Wagenknecht (54) und Oskar Lafontaine (80). Wagenknecht und Lafontaine sind seit 2014 verheiratet.
Amira Mohamed Ali (44, v.l.), Sahra Wagenknecht (54) und Oskar Lafontaine (80). Wagenknecht und Lafontaine sind seit 2014 verheiratet.  © Kay Nietfeld/dpa

Andere Parteien kritisierte Wagenknecht scharf, auch die Union und die AfD. Die AfD stehe für Rekordausgaben für Rüstung, und CDU-Chef Friedrich Merz (68) im Kanzleramt wäre "ganz sicher nicht das kleinere Übel".

Am härtesten griff sie jedoch die Ampel an und warf ihr Unfähigkeit und Abgehobenheit vor. Wegen der Waffenlieferungen an die Ukraine sprach Wagenknecht von "menschenverachtender Politik".

Als zentrale politische Themen nannte Wagenknecht neben Frieden einen Abbau sozialer Ungleichheit.

Sie nannte als Forderung einen höheren Mindestlohn von mindestens 14 Euro pro Stunde, bessere Renten auf dem Niveau wie in Österreich, ein Gesundheitssystem ohne Renditedruck, bezahlbare Energie, einen Mietendeckel, eine Abkehr von Wirtschaftssanktionen gegen Russland sowie "ein Ende der Hochrüstung".

BSW betont Abgrenzung zur AfD

Fabio De Masi (43) könnte für das "Bündnis Sahra Wagenknecht" als Kandidat zur Europawahl ins Rennen gehen.
Fabio De Masi (43) könnte für das "Bündnis Sahra Wagenknecht" als Kandidat zur Europawahl ins Rennen gehen.  © Kay Nietfeld/dpa

Zudem beklagte Wagenknecht zu wenig Aufmerksamkeit für Armut und fehlende Aufstiegschancen. Es gebe immer mehr Berufe, die früher einen bescheidenen Wohlstand ermöglicht hätten. Und in denen die Einkommen heute so seien, dass man mit ihnen nie die Chance auf ein halbwegs gutes Leben habe, auf ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit, auf eine solide Familienplanung oder gar auf ein eigenes Häuschen.

"Das muss sich doch wieder ändern in unserem Land", sagte Wagenknecht.

BSW-Generalsekretär Christian Leye (42) betonte die Abgrenzung zur AfD. Diese nähre sich von der Verzweiflung der Menschen, setze sich aber nicht für diese ein. Vom AfD-Programm würden am meisten Menschen mit Einkommen ab 300.000 Euro profitieren, meinte Leye. "Das ist doch keine Anti-Establishment-Partei."

Die AfD sei gegen Subventionen für Bauern und gegen höhere Mindestlöhne. An Menschen mit "Bullshit-Löhnen" gerichtet, sagte Leye: "Die AfD kümmert sich einen feuchten Kehricht um eure Probleme, und das ist die Wahrheit."

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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