Plagiatsvorwürfe: CDU-Abgeordnete fordert Konsequenzen für Brosius-Gersdorf und gerät selbst ins Visier
Von Oliver von Riegen
Potsdam - Die CDU-Abgeordnete Saskia Ludwig (57) kritisiert die SPD-Richterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf (54) - als Plagiatsvorwürfe auftauchen, fordert Ludwig Konsequenzen. Nun gibt es Vorwürfe gegen sie selbst. Die Universität Potsdam geht diesen jetzt nach. Die Uni erhielt nach eigenen Angaben eine Verdachtsanzeige wegen Ludwigs Doktorarbeit.
Alles in Kürze
- CDU-Abgeordnete Saskia Ludwig kritisiert SPD-Richterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf.
- Ludwig fordert Konsequenzen wegen Plagiatsvorwürfen gegen Brosius-Gersdorf.
- Gegen Ludwig selbst gibt es nun Vorwürfe wegen ihrer Doktorarbeit.
- Die Universität Potsdam prüft Ludwigs Arbeit wegen ungekennzeichneter Textübernahmen.
- Ludwig bleibt bei ihrer Kritik an Brosius-Gersdorf trotz eigener Plagiatsvorwürfe.

In einem ersten Schritt führe die betroffene Fakultät eine Vorprüfung durch, sagte Universitätssprecherin Silke Engel der Deutschen Presse-Agentur. Eine Sprecherin von Ludwig erklärte auf Anfrage: "Die Angelegenheit liegt nun bei der Universität, die für die Prüfung und Stellungnahme zuständig ist."
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb, der Journalist Jochen Zenthöfer habe bei der Prüfung von Ludwigs Dissertation zahlreiche ungekennzeichnete Textübernahmen festgestellt.
Die Arbeit von 2007 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät mit dem Titel "Die Aufgabenauslagerung in Landesbetriebe im Bundesland Brandenburg und anderen ausgewählten Bundesländern" enthalte auf den ersten 113 Seiten mindestens 86 nicht gekennzeichnete Übernahmen.
Ludwig verwende die Gedanken Dritter, ohne auf die Quelle hinzuweisen, sagte Zenthöfer der Zeitung. Sie nenne meist die Originalquelle an einer späteren Stelle, allerdings nur als Fußnote, die sich auf einen einzigen Satz oder auch nur ein Wort beziehe. Zenthöfer prüfte laut Bericht auf eigene Initiative. Er ist auch freier Mitarbeiter der "FAZ".
Ludwig kritisiert Richterkandidatin Brosius-Gersdorf

Die Potsdamer CDU-Politikerin gilt als eine der größten Kritikerinnen der SPD-Verfassungsrichterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf (54, SPD).
In der Unionsfraktion gibt es Vorbehalte gegen Brosius-Gersdorf unter anderem wegen ihrer aus Sicht mancher Abgeordneter zu liberalen Haltung zu Abtreibungen und wegen einer positiven Haltung zu einer Corona-Impfpflicht. Die Wahl zweier neuer Richterinnen und eines Richters für das Bundesverfassungsgericht war im Bundestag kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden.
Kurz vor der Sitzung wurden Plagiatsvorwürfe als Argument gegen die Wahl der Potsdamer Juraprofessorin vorgebracht. Ein Kurzgutachten entlastete die Juristin aber vom Vorwurf wissenschaftlichen Fehlverhaltens.
Die CDU-Abgeordnete Ludwig hatte beim Portal X Konsequenzen gefordert: "Solange die Plagiatsvorwürfe gegen die Professorin aus Potsdam nicht restlos ausgeräumt sind, muss sie ihr Amt am Lehrstuhl für öffentliches Recht der Uni Potsdam ruhen lassen!"
Eine Sprecherin von Ludwig erklärte, die Abgeordnete halte an ihrer Aussage fest, dass Brosius-Gersdorf mit Veröffentlichungen zur Corona-Impfpflicht als Richterin für das Bundesverfassungsgericht unwählbar bleibe. Ludwig hatte sich mehrfach sehr skeptisch gegenüber Corona-Impfungen gezeigt.
Ludwig, die noch als Saskia Funck promovierte, war von 2010 bis 2012 Landesvorsitzende der CDU Brandenburg. Von 2004 bis 2025 war sie Abgeordnete des Landtags, seit 2025 ist sie Bundestagsabgeordnete. Von Dezember 2019 bis Oktober 2021 war sie Bundestags- und Landtagsabgeordnete zugleich.
Titelfoto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/dpa, Britta Pedersen/dpa