Schlammschlacht in der Linkspartei: Linksjugend-Bundessprecherin schaltet Anwalt ein

Wetzlar - Der Sexismus-Skandal der Linkspartei weitet sich offenbar zur juristischen Schlammschlacht aus: Die aus dem mittelhessischen Wetzlar stammende Bundessprecherin der Linksjugend Solid, Sarah Dubiel (27), hat nach eigenen Angaben einen Anwalt eingeschaltet.

Sarah Dubiel (27) ist eine von insgesamt acht gleichberechtigten Bundessprecherinnen und Bundessprechern der Linksjugend Solid.
Sarah Dubiel (27) ist eine von insgesamt acht gleichberechtigten Bundessprecherinnen und Bundessprechern der Linksjugend Solid.  © Screenshot/Instagram/sarah__dubiel

Zum Hintergrund muss erwähnt werden: Die 27-jährige Politikerin ist offizielle Ansprechpartnerin des Jugendverbandes der Linkspartei für Betroffene, die sexualisierte Gewalt oder Sexismus in der Partei Die Linke erlebt haben.

Dies geht aus einer im Twitter-Profil von Sarah Dubiel prominent angehefteten Kurzmitteilung hervor.

In einem Tweet vom Freitag berichtet die Stadtverordnete aus Wetzlar, dass "ein ehemaliges Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes der Linken Hessen" sie wegen Verleumdung angezeigt habe.

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Dazu veröffentlichte die 27-Jährige eine Presseinformation, die von einem Anwalt verfasst wurde. Darin heißt es unter anderem, dass der Vorwurf der Verleumdung zurückgewiesen werde.

Die Strafanzeige sei ein Versuch, die Arbeit der 27-Jährigen als Ansprechpartnerin für Betroffene des Sexismus-Skandals zu verhindern.

"Sämtliche Vorwürfe entbehren jeder Grundlage. Die Mandantin hat ausschließlich Erlebtes weitergegeben und über Tatsachen gesprochen", heißt es weiter in dem Text.

Vorwurf an die Jugendorganisation Solid: "Sie wollen zerstören"

Auch in ihren Instagram-Storys vom Freitag teilte Sarah Dubiel (27) die Presseinformation, welche ein Anwalt in ihrem Namen verfasst hat.
Auch in ihren Instagram-Storys vom Freitag teilte Sarah Dubiel (27) die Presseinformation, welche ein Anwalt in ihrem Namen verfasst hat.  © Screenshot/Instagram/sarah__dubiel

Die Anzeige gegen Sarah Dubiel wurde vermutlich von Marjana Schott erstattet.

Die 63-Jährige war stellvertretende Landesvorsitzende der Linkspartei in Hessen. Im Rahmen des Sexismus-Skandals trat sie sowohl von ihrem Amt zurück, wie auch aus der Partei aus.

Am Freitag waren vehemente Vorwürfe von Frau Schott öffentlich geworden. Darin hatte sie unter anderem die Echtheit einer E-Mail infrage gestellt, deren Inhalt den geschäftsführenden Landesvorstand der hessischen Linkspartei belastet.

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In einem Facebook-Eintrag vom Donnerstag hatte die 63-Jährige zudem schwere Vorwürfe gegen die Linksjugend erhoben: "Einige wenige Menschen in diesem Jugendverband wollen nicht aufklären, denn das geht anders. Sie wollen zerstören. Dabei sind ihnen ihre Opfer scheiß egal."

In dem Text hatte Marjana Schott auch angekündigt, Anzeige gegen Sarah Dubiel wegen Verleumdung stellen zu wollen.

Linksjugend Solid als "Werkzeug des Tiefen Staates" bezeichnet

Einige Gegner von Sarah Dubiel (27) und der Linksjugend Solid greifen offenbar bereits zu Verschwörungstheorien.
Einige Gegner von Sarah Dubiel (27) und der Linksjugend Solid greifen offenbar bereits zu Verschwörungstheorien.  © Screenshot/Instagram/sarah__dubiel

Die hessische Bundessprecherin der Linksjugend Solid teilte am Freitag auch eine Instagram-Story, aus welcher hervorgeht, dass einige Kritiker des Jugendverbandes inzwischen auch Verschwörungstheorien rund um den Sexismus-Skandal der Linkspartei spinnen.

Demnach wurde der Verband Solid als "Werkzeug des Tiefen Staates" bezeichnet.

Dieses politische Schlagwort, auch bekannt als "Staat im Staate" oder "deep state", wird in der Regel in Verschwörungstheorien verwendet. Es bezeichnet eine vermeintliche Untergrundorganisation, die im Geheimen die Politik eines Landes manipuliert.

Der Linksjugend wird damit also vorgeworfen, dass die Skandalisierung sexueller Übergriffe in der Linkspartei in Wirklichkeit im Auftrag ominöser, geheimer Gegner der Partei "Die Linke" erfolgt sei.

Der Vorwurf geht damit in eine ähnliche Richtung wie die Anschuldigung von Marjana Schott, dass es einzelnen Mitgliedern des Jugendverbandes nur um Zerstörung ginge.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Schlammschlacht bei der Linkspartei infolge des Sexismus-Skandals weiterentwickeln wird.

Klar ist aber jetzt schon: Die Partei "Die Linke" ist offenbar in ihren Grundfesten erschüttert. Ob sie diese multiple Krise – bestehend aus einem Sex-Skandal, ungeklärten Machtfragen und massiven Stimm-Verlusten bei wichtigen Wahlen – überstehen wird, ist gegenwärtig ungewiss.

Titelfoto: Montage: Screenshot/Instagram/sarah__dubiel

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