Christian Lindner verabschiedet sich aus der Politik und dankt seiner Frau
Berlin - Seit dem Ausscheiden aus dem Bundestag ist es um die FDP ruhig geworden. Lediglich Parteichef Christian Lindner (46) geriet durch eher kuriose Umstände noch in die Schlagzeilen. Am Freitag verabschiedete sich der Ex-Bundesfinanzminister auf dem FDP-Bundesparteitag, bevor die Liberalen ihr neues Spitzenpersonal bestimmen.

Sichtlich gerührt trat Lindner zu seiner vorerst letzten Rede auf einem FDP-Parteitag ans Rednerpult, begleitet von Standing Ovations der Delegierten.
"Ich schaue auf eine großartige Reise mit euch zurück und dafür bin ich zutiefst dankbar", begann der FDP-Politiker. Seit ihm die Partei im Jahr 2013 zum ersten Mal das Vertrauen ausgesprochen habe, hätte man viele Erfolge errungen.
"Wir wären jedoch nicht hier, wenn wir nicht Rückschläge erlitten und Fehler gemacht hätten. Das werden wir unter einer neuen Parteiführung aufarbeiten, um daraus zu lernen", versprach der scheidende Parteichef.
Christian Lindner: Der Ampel aus "staatspolitischen Gründen" ein Ende gesetzt

Man sei 2021 aus "staatspolitischen Gründen" in die Ampelkoalition eingetreten. Man habe das Risiko gekannt, das man eingegangen sei. Am Ende habe man aus "staatspolitischen Gründen" das Ampel-Ende in Kauf genommen, da die Scholz-Regierung die Kraft dazu nicht mehr gehabt habe.
Doch auch sich selbst gegenüber übte Lindner Kritik: "Ich habe unserer Partei regelmäßig manches zugemutet." Schuld daran sei jedoch die Logik "Mediendemokratie". So habe er, um Aufmerksamkeit zu erhalten, "kantige Forderungen" vertreten oder provozieren müssen.
Dann wurde der 46-Jährige, der vor Kurzem zum ersten Mal Vater geworden war, persönlich und dankte seiner Familie: "Zu Hause schaut jetzt meine Frau mit meiner Tochter auf dem Arm zu. Franca, ich war sehr viel weg und wenn ich physisch da war, dann war ich oft gedanklich damit beschäftigt, Feuer zu löschen, oder ich war in Sorge wegen irgendeiner Landtagswahl."
Mit einem deutlich hörbaren Zittern in der Stimme sagte Lindner: "Wenn ich euphorisch war, dann hast du mich gebremst, und wenn ich deprimiert war, dann hast du mich aufgebaut."
Abschließend warnte Lindner seine Partei noch davor, ihre Grundwerte zu vergessen: "Die Zukunft der FDP liegt in der Erneuerung aus ihrer eigenen großartigen Tradition."

Lindner wurde 2013 zum FDP-Parteichef gewählt

Nach der Entlassung durch Olaf Scholz (66, SPD) und dem daraus resultierenden Platzen der Ampel-Koalition hatte Lindner den Parteivorsitz zunächst behalten und die Liberalen in den kurzen Bundestagswahlkampf geführt.
Mit lediglich 4,3 Prozent der Stimmen gelang der Wiedereinzug in das Parlament jedoch nicht. Noch am Abend hatte Lindner die Verantwortung für die schwere Niederlage übernommen und seinen Rückzug aus der Politik angekündigt.
Seit 2013 hatte der heute 46-Jährige das Amt des Parteichefs innegehabt. Kritiker hatten der Partei schon seit längerer Zeit vorgeworfen, die FDP zu sehr auf ihre Führungsperson zuzuschneiden. Am Nachmittag wählen die Liberalen dann ihre neue Parteiführung.
Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa