Spitzenkandidat geht zum Angriff über: Özdemir wirft CDU Wortbruch vor

Von David Nau & Katharina Kausche

Stuttgart - Mit einer kämpferischen und angriffslustigen Rede hat Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir (59) seine Partei auf den Wahlkampf für die Landtagswahl am 8. März 2026 eingestimmt. Özdemir skizzierte seine Pläne für eine mögliche Regierungszeit nach dem Ende der Ära von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (77) - und griff die Konkurrenz teils scharf an.

Cem Özdemir (59) geht als Spitzenkandidat der Grünen in den Wahlkampf im Ländle.
Cem Özdemir (59) geht als Spitzenkandidat der Grünen in den Wahlkampf im Ländle.  © Bernd Weißbrod/dpa

Der CDU warf Özdemir in seiner Rede Wortbruch vor. So habe das zentrale Versprechen der Union bei der Bundestagswahl gelautet, keine neuen Schulden zu machen, sagte Özdemir beim Parteitag in Ludwigsburg. Nach der Wahl habe die Union dann "der Bevölkerung rotzfrech ins Gesicht gelogen", kritisierte Özdemir.

Auch im Landtagswahlkampf verfahre die CDU nach dieser Methode. Je nachdem, wo man gerade sei, verspreche man den Leuten alles. Wer Beliebigkeit wolle, finde also bei der Konkurrenz das bessere Angebot, so Özdemir.

"Wer dagegen einen Ministerpräsidenten möchte, der das sagt, was geht und das nach der Wahl auch hält, findet bei mir ein gutes Angebot."

Im VfB-Fanschal: Özdemir im Ländle unterwegs!
Cem Özdemir Im VfB-Fanschal: Özdemir im Ländle unterwegs!

Inhaltlich will Özdemir bei der Wahl vor allem auf Wirtschaft und Innovation setzen. Wirtschaft sei nicht alles, aber ohne Wirtschaft komme alles ins Rutschen, sagte Özdemir. Mit Blick auf die Automobil-Industrie forderte Özdemir vor allem Ruhe. Man dürfe in einer ohnehin verunsicherten Branche nicht ständige Kurswechsel machen, die die Branche aus dem Tritt bringe.

"Bitte keinen Kulturkampf mehr ums Auto, liebe CDU." Bei Chips und Batterien müsse die EU ihre Kräfte bündeln, denn das Rennen um die Technologien der Zukunft sei noch nicht entschieden.

Cem Özdemir will Jugendliche besser einbinden

Abbau von Bürokratie, Stärküng grüner Technologien: Die Pläne von Spitzenkandidat Özdemir sind keine große Überraschung.
Abbau von Bürokratie, Stärküng grüner Technologien: Die Pläne von Spitzenkandidat Özdemir sind keine große Überraschung.  © Bernd Weißbrod/dpa

Zudem will Özdemir grüne Technologien stärken.

"Lasst uns zum Beispiel gebrauchte Akkus aus E-Mobilität zur Rohstoffbank machen. Lasst uns Phosphor aus Klärschluss zurückgewinnen, Lithium am Oberrheingraben in Kombination mit Wärmeerzeugung im Geothermiekraftwerken gewinnen", sagte er.

Jugendliche will Özdemir etwa besser in die Politik einbinden und sich sogar von ihnen beraten lassen, sollte er Ministerpräsident werden. Er wolle einen Jugendberaterkreis im Staatsministerium einsetzen. Schülerinnen und Schüler an Startchancen-Schulen sollen ein kostenloses Mittagessen bekommen.

Kandidatur offiziell! Özdemir will Ministerpräsident werden!
Cem Özdemir Kandidatur offiziell! Özdemir will Ministerpräsident werden!

Beim Abbau von Bürokratie setzt Özdemir auf ein Effizienzgesetz, bei dem der Staat begründen muss, ob eine Berichtspflicht noch nötig ist. Tut er das nicht, fällt sie automatisch weg.

Bereits am Freitag hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Parteifreunde auf den Wahlkampf eingeschworen - und zur Gelassenheit beim Blick auf die Umfragen geraten. "Wir liegen gerade in den Umfragen nicht vorn. Aber lasst Euch davon nicht kirre machen", sagte Kretschmann.

Winfried Kretschmann schätzt Erfahrung Özdemirs

"Bei Dir ist mein Erbe in guten Händen", sagte Amtsinhaber Winfried Kretschmann (77, rechts) zu Cem Özdemir.
"Bei Dir ist mein Erbe in guten Händen", sagte Amtsinhaber Winfried Kretschmann (77, rechts) zu Cem Özdemir.  © Bernd Weißbrod/dpa

Solche Umfragewerte seien nichts Neues und in der Vergangenheit ähnlich gewesen, sagte Kretschmann.

Bei der vorletzten Wahl sei im Dezember 2015 der Abstand mit zwölf Prozentpunkten sogar noch deutlich größer gewesen als heute - trotzdem habe man am Ende vorn gelegen.

In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sei es keine Nebenfrage, wer Ministerpräsident werde, sondern es sei die Hauptfrage.

Dafür brauche es jemanden mit "Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung". Und das sei Özdemir.

"Bei Dir ist mein Erbe in guten Händen", sagte Kretschmann in Anspielung auf eine Äußerung des CDU-Spitzenkandidaten Manuel Hagel, der nach seiner Wahl zum CDU-Landeschef gesagt hatte, das Erbe von Winfried Kretschmann sei bei der CDU in guten Händen.


Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa

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