Linker Abgeordneter rappt gegen rechts und löst politischen Shitstorm aus
Berlin - Darf sich ein Politiker so präsentieren? Der Berliner Bundestagsabgeordnete Ferat Koçak (46, Die Linke) macht regelmäßig gegen Rechtsextremismus mobil - jetzt ist er nach Meinung seiner Kritiker einen Schritt zu weit gegangen.

Stein des Anstoßes ist ein Video bei TikTok, das den 46-Jährigen rappend vor dem Reichstag zeigt. Koçak bewegt dabei die Lippen zu dem Song "Rot" von den Deutsch-Rappern Dahabflex und Erzin. Dazu trägt er eine kurdische Puschi, ähnlich einer Kufiya.
"Siamo tutti antifascisti", zu Deutsch: "Wir sind alle Antifaschisten", heißt es zu Beginn des TikTok-Videos, während der Politiker beschwörend beide Arme in die Luft streckt.
Später reimt er: "Riechst Du den Dampf der Pyrotechnik, nieder mit Euren Führungsketten", "Hau' den Nazi" und "Alle zusammen auf die Barrikaden, Widerstand hisst die roten Fahnen". Es handle sich um seine Antwort auf die Angriffe der AfD gegen seine Person, betonte der Abgeordnete der Linken.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Beatrix von Storch (54), hatte Koçak zuvor in einer Rede im Bundestag als "den langen Arm der Hamas" bezeichnet und sah sich durch sein Video bestätigt.
In ihrer Reaktion nannte die 54-Jährige ihn "gefährlich" und "die Symbiose von gewaltbereitem Linksextremismus und terrorverherrlichendem Islamismus".
CDU-Kritik an Ferhat Koçak: "Polizeihass als pseudocooler Lifestyle"

Aber nicht nur aus den Reihen der AfD gab es Kritik an dem Abgeordneten aus Neukölln. Die Brandenburger FDP-Politikerin Linda Teuteberg (44) monierte in diesem Zusammenhang ein "Schadenspotential für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung".
Auch aus der CDU schlug dem Linken-Politiker heftiger Wind entgegen. Jens Spahn (45) sprach von einem "Beispiel für den linken Extremismus, der in den Reihen der Linken-Fraktion im Bundestag wie selbstverständlich Platz genommen hat" und Berlins CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein (41) bemängelte: "Polizeihass als pseudocooler Lifestyle".
Im Original rappen Dahabflex und Erzin nämlich unter anderem auch noch "Jedes Bullenschwein ist 'ne Missgeburt" und "Free Kongo, free Kurdistan und free Gaza".
Ferat Koçak lässt die Kritik derweil an sich abprallen und betont eine bewusste Übertreibung beim Rap als Kunstform: "Ich werfe dem Symphonie-Orchester doch auch nicht vor, wenn sie Mozart oder Wagner spielen, dass sie den Antisemitismus von Mozart und Wagner mittragen", verteidigte er sich.
Titelfoto: Hannes P Albert/dpa, Screenshot/TikTok/der_neukoellner (Bildmontage)