Stromausbau stockt: Söder will Industrie den Vorrang geben

Von Christoph Trost

München - Wichtige Industriebetriebe und Rechenzentren sollen nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung bei neuen Stromnetzanschlüssen Vorrang bekommen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) möchte bei neuen Stromnetzanschlüssen zuerst Industriebetriebe und Rechenzentren versorgen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) möchte bei neuen Stromnetzanschlüssen zuerst Industriebetriebe und Rechenzentren versorgen.  © Leonie Asendorpf/dpa

Die Unternehmen sollten nicht teils jahrelang darauf warten müssen, sagte Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) nach einem Spitzengespräch mit Wirtschaft und Netzbetreibern in der Staatskanzlei.

Derzeit erfolgten die Anschlüsse im Windhundverfahren – und da seien Betreiber von Batteriespeichern oftmals schneller.

Deshalb brauche es auf nationaler Ebene eine andere "Prioritätenliste", sagte Söder.

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Wichtige Unternehmen und Rechenzentren, die ganz entscheidend seien für das Herzstück der Digitalisierung, müssten eine "gewisse Priorisierung" erfahren.

Zudem betonte Söder, dass große Stromtrassen künftig nicht mehr unter der Erde, sondern überirdisch gebaut werden sollen – mit dieser Ankündigung hatte Söder mit einer jahrelangen CSU-Position gebrochen.

"Die Erdverkabelungen, die beschlossen wurden, bleiben alle", versicherte Söder. Bei neuen Trassen sei die bayerische Staatsregierung aber auch offen für Freileitungen, betonte er.

Söder: Netzausbau beschleunigen

Lange Leitung: Seit Jahren klagt die Wirtschaft über den schleppenden Netzausbau.
Lange Leitung: Seit Jahren klagt die Wirtschaft über den schleppenden Netzausbau.  © Silas Stein/dpa

Söders Vorgänger, Horst Seehofer, hatte darauf gedrängt, dass große Stromtrassen unterirdisch verlegt werden, um Widerstände in der Bevölkerung zu minimieren.

Das ist aber viel teurer und dauert länger. Andererseits häufen sich seit Langem Wirtschafts-Klagen wegen eines schleppenden Netzausbaus.

Söder bekräftigte nun, dass der Netzausbau weiter beschleunigt werden soll. Die Genehmigungsdauer solle bei maximal zwei Jahren liegen. Zudem habe Bayern eine "Überholspur" für große Projekte auf den Weg gebracht.

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Nun müssten aber auch die Verfahren für Instandsetzungen beschleunigt werden, betonte er. Außerdem betonten Söder und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (54, Freie Wähler) die Forderung nach neuen Gaskraftwerken.

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) und Vertreter der Netzbetreiber begrüßten die Initiativen und Vorschläge.

Der Hauptgeschäftsführer der vbw, Bertram Brossardt, nannte es insbesondere wichtig, dass Industrie und Rechenzentren bei neuen Anschlüssen priorisiert werden sollen.

Titelfoto: Montage: Silas Stein/dpa + Leonie Asendorpf/dpa

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