Wahre Kurz-Fans oder gekaufte Rezensionen? Irgendetwas stimmt hier nicht

Wien (Österreich) - Über den kontroversen Ex-Kanzler Österreichs, Sebastian Kurz (37), wurde kürzlich eine Dokumentation veröffentlicht. Der knappe Name: "Kurz". Auf dem Filmbewertungsportal IMDb erhielt der Film eine Top-Bewertung, aber irgendwas stimmte mit den Rezensionen nicht.

Sebastian Kurz (37) war zweimal Kanzler Österreichs, trat zuletzt aber 2021 wegen Korruptionsverdachts zurück. (Archivbild)
Sebastian Kurz (37) war zweimal Kanzler Österreichs, trat zuletzt aber 2021 wegen Korruptionsverdachts zurück. (Archivbild)  © GEORG HOCHMUTH / APA / AFP

Die Doku "Kurz" von Sascha Källnreitner (39) wird auf IMDb wie folgt beworben: "Nur wenige Persönlichkeiten haben in so kurzer Zeit die politische Landschaft Österreichs geprägt, Diskussionen polarisiert und Menschen emotionalisiert. Gefeiert, kritisiert, bewundert, verteufelt. Ein Porträt eines Mannes, dessen Name zum Synonym geworden ist."

Ein X-Nutzer (ehemals Twitter) wunderte sich jedoch, warum der Film eine so ungewöhnlich gute Bewertung hat. Durchschnittlich 9,6 von 10 Sternen wurden angezeigt.

Die Rezensionen, die zu dem Film geschrieben wurden, waren eigenartig. Sie waren zwar durch die Bank weg positiv, aber die Nutzer, die hinter diesen Kommentaren standen, hatten alle Folgendes gemeinsam:

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  • sie sind erst seit September auf IMDb angemeldet
  • sie haben nur einen einzigen Film kommentiert: "Kurz"
  • sie haben "Kurz" mindestens acht von zehn Sternen gegeben

Da liegt der Verdacht nahe, dass es sich entweder um Mega-Fans von Kurz handelte, die direkt nach Erscheinen der Doku Zeit hatten, einen Account bei IMDb anzulegen und ihren Liebling zu kommentieren, oder jemand hat entschieden, künstlich "etwas nachzuhelfen".

Der "Kurz"-Film hat mittlerweile nur noch einen von zehn Sternen

Der Film "Kurz" wurde intensiv beworben. (Archivbild)
Der Film "Kurz" wurde intensiv beworben. (Archivbild)  © Alex HALADA / AFP

Die Rezensionen waren auch zu schön, um wahr zu sein und über kurz oder lang war es klar, dass das auffallen wird.

"anne-23910", seit September auf IMDb aktiv, schrieb einen gar nicht mal so kurzen Aufsatz über "die Geschichte eines jungen Mannes, der in kürzester Zeit eine bemerkenswerte Karriere in der Politik machte" und stellte am Ende ganz unverfänglich die rhetorische Frage: "Ist er der Inbegriff einer neuen, selbst- und machtbewussten Generation von Politikern?"

Ein Anderer nannte den Dokumentarfilm "wahnsinnig objektiv" und verkündete weiter: "Neben seinem politischen Ehrgeiz zeigt die Reportage aber durchaus einen authentischen Hauptcharakter, und man kann gut verstehen, warum Kurz 2019 von 38 Prozent der Wähler zu einem glänzenden Wahlsieg getragen wurde."

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Die Top-Bewertung des Films konnte sich nicht lange halten.

Nachdem sich diese für einen sehr streitbaren Politiker bemerkenswert positiven Rezensionen auf Social-Media kurzfristig rumgesprochen hatten, hat der Film auf IMDb mittlerweile nur noch einen von zehn Sternen, was aber fairerweise wohl auch nicht "wahnsinnig objektiv" sein wird.

Titelfoto: Bildmontage: GEORG HOCHMUTH / APA / AFP, Alex HALADA / AFP

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