CDU im Wahlkampf: Doch plötzlich wirbt die Partei für Konkurrenten

Brüssel/Berlin - Wer sich für die anstehende Europawahl im Internet informieren möchte, besucht nicht selten auch die Webseiten der Parteien. Dass das nicht immer zielführend ist, zeigt dieser besondere Fall.

Die SPD hat eine Webseite im Namen der CDU angelegt - und auf die eigenen Inhalte umgeleitet.
Die SPD hat eine Webseite im Namen der CDU angelegt - und auf die eigenen Inhalte umgeleitet.  © Montage: dpa/Frank Hormann, dpa/Kay Nietfeld

Ruft man dieser Tage die Web-Adresse cdu.eu auf, lächeln einem Kanzler Olaf Scholz (65) und Katarina Barley (55) an. Doch stopp! Was haben die beiden SPD-Politiker denn mit der CDU zu tun, fragen sich Interessierte sicher. Die Antwort ist denkbar simpel: nichts.

"KEIN WEG FÜHRT AN UNS VORBEI" steht in großen Lettern unter den Gesichtern der zwei. Das verdeutlichen sie mit diesem Coup nur zu sehr.

Nach wenigen Sekunden – die Zeit reicht gerade so, um den Inhalt zu lesen und sich zu fragen, was genau vor sich geht – wird der Webseitenbesucher auf spd.de weitergeleitet.

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Dort wartet dann ein Countdown zur Wahl des Europäischen Parlaments und natürlich auch ein Auszug aus dem Programm der Sozialdemokraten.

SPD erklärt Internet-Aktion auf Kosten der CDU

Katarina Barley (55) ist die Spitzenkandidatin der SPD im Europawahlkampf.
Katarina Barley (55) ist die Spitzenkandidatin der SPD im Europawahlkampf.  © AFP/John Macdougall

Im Netz äußerte sich die SPD bereits zweimal zur Aktion.

In einem Posting auf Instagram kritisierten die Sozialdemokraten die CDU nämlich deutlich für ihre Fahrlässigkeit im Internet: "Wir sichern Frieden und Arbeitsplätze", schrieben die Admins auf Rot, während "andere nicht mal cdu.eu" als klares Bekenntnis zur Webseiten-Übernahme auf türkis-blaufarbenem Hintergrund zu lesen ist.

Der spezielle Farbton war dabei dem der aktuellen Kampagne der Christdemokraten nachempfunden. Das Rot entspricht dem der SPD.

CDU-Frau Ursula von der Leyen (65) taucht als Spitzenkandidatin ihrer Partei nicht auf den Plakaten auf. Von der Webseiten-Aktion der SPD ist sie sicher nicht begeistert.
CDU-Frau Ursula von der Leyen (65) taucht als Spitzenkandidatin ihrer Partei nicht auf den Plakaten auf. Von der Webseiten-Aktion der SPD ist sie sicher nicht begeistert.  © AFP/Frederick Florin

In einem weiteren Beitrag hieß es in dieser Woche: "Leyen verstecken ihre Kandidaten", geschrieben auf derselben hellblauen Farbe. "Deutschlands stärkste Stimmen für Europa zeigen sie", prangerte auf rotem Grund daneben.

Die CDU-Kampagne kommt in diesem Jahr ohne Gesichter aus. Plakate und Banner haben nur Slogans in schwarzer Schrift in weißen und hellgrauen Boxen auf blauen Hintergründen, worauf sich die SPD in diesem Instagram-Bild bezog.

Titelfoto: Montage: dpa/Kay Nietfeld, AFP/Frederick Florin

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