Fliegen soll billiger werden: Regierung plant Ticketsteuer-Senkung! Klimaschützer entsetzt
Von Andreas Hoenig
Berlin - Die schwarz-rote Koalition will zum 1. Juli 2026 die Ticketsteuer im Luftverkehr senken. Das teilte Bundeskanzler Friedrich Merz (70, CDU) nach dem Koalitionsausschuss mit. Klimaschützer reagierten entsetzt.
Er sprach von einer Größenordnung von etwa 350 Millionen Euro zugunsten der Luftverkehrsindustrie in Deutschland. Wenn es damit Steuerausfälle geben sollte, würden diese in Verkehrsetat verbucht.
Im Mai 2024 wurde die Luftverkehrsteuer deutlich erhöht. Das verteuert potenziell Passagierflüge von deutschen Flughäfen.
Im Koalitionsvertrag hatten CDU, CSU und SPD angekündigt, die Erhöhung zurückzunehmen. Dies ist bisher unter Hinweis auf knappe Kassen aber nicht passiert.
Die Steuer für Starts von deutschen Flughäfen war 2011 von der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung zur Etatsanierung eingeführt worden. Im Inland und auf Kurzstrecken sind pro Flug 15,53 Euro fällig, für Mittelstrecken 39,34 Euro und für fernere Ziele 70,83 Euro. Zahlen müssen dies die Fluggesellschaften.
Deutscher Luftverkehr wächst langsamer als im Ausland
Im Oktober hatte der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) berichtet, dass der Luftverkehr in Deutschland auch im kommenden Winterflugplan langsamer wächst als im europäischen Ausland.
Um Deutschland machten die Airlines wegen immer weiter steigender Steuern und Gebühren einen zunehmend großen Bogen, sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.
Die staatlichen Standortkosten aus den Gebühren für Flugsicherung und Luftsicherheit sowie aus der Luftverkehrssteuer haben sich seit 2019 mehr als verdoppelt und sind laut BDL die höchsten in Europa.
Die international tätigen Airlines stationieren ihre Flugzeuge zunehmend an Standorten mit niedrigeren Einstiegskosten.
Gestrichen wurden hierzulande insbesondere innerdeutsche Flüge und Direktverbindungen auch von kleineren und mittleren Flughäfen ins europäische Ausland.
"Schlechter Scherz": Kritik an Senkung der Ticketsteuer
Klimaschützer reagieren indes empört auf die Pläne der Union und SPD, die Ticketsteuer im Luftverkehr zu senken.
"Das ist wohl ein schlechter Scherz", sagte der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser der Deutschen Presse-Agentur und nahm Bezug auf die laufende Weltklimakonferenz in Brasilien.
"Während die Staatengemeinschaft auf der COP30 in Belém um die Reduktion von CO2-Emissionen ringt, verteilt die Bundesregierung Steuer- und Preisgeschenke an die fossilen Industrien."
Damit sende das Kabinett Merz ein fatales Signal, schwäche Deutschlands Glaubwürdigkeit und heize die Erderhitzung weiter an.
"Das Kabinett Merz blamiert sich erneut auf offener Bühne." Auch die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer teilte aus: "Mal wieder beweist der Kanzler sein feines Gespür für explosive Rückwärtspolitik. Den Preis dafür zahlen wir alle, direkt und im übertragenden Sinne", sagte sie der dpa und bezeichnete die Pläne als ein "als Konsumgeschenk getarntes Steuergeschenk an die Flugindustrie".
"Nichts anderes ist diese Entscheidung, die wenige Monate nach der erneuerten Verteuerung des 49-Euro-Tickets erneut den fossilen Kurs der Regierung verstärkt."
Erstmeldung um 20.15 Uhr, zuletzt aktualisiert um 21.35 Uhr
Titelfoto: Montage: Boris Roessler/dpa, Sebastian Christoph Gollnow/dpa

