Junge (2) ist nach neun Monaten wieder mit seinen Eltern vereint!

Kabul/New York - Ein zweijähriger afghanischer Junge ist wieder bei seinen Eltern, die mittlerweile in den USA leben. Zuvor saß der Kleine neun Monate in Afghanistan fest. Seine Eltern flüchteten nach der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 aus dem Land und ließen ihn dort zurück.

Ein US-Marine hält während einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport in Kabul im August 2021 ein Kleinkind im Arm und beruhigt es. Die Jüngsten waren, wie so oft in Krisen, die größten Leidtragenden.
Ein US-Marine hält während einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport in Kabul im August 2021 ein Kleinkind im Arm und beruhigt es. Die Jüngsten waren, wie so oft in Krisen, die größten Leidtragenden.  © Sgt. Isaiah Campbell/U.S. Marine Corps/AP/dpa

Am Morgen des 16. August machte sich die Familie des kleinen Hanzala Hadi auf den Weg zum Flughafen von Kabul. Bald gerieten sie in das Gedränge von Menschen, die versuchten, aus Afghanistan zu fliehen. Zuvor waren die US-Truppen abgezogen und die Taliban hatten die Kontrolle übernommen.

Wie NBC News berichtet, wurden Hanzala und sein Vater im Chaos vom Rest der Familie getrennt. Seine Mutter schaffte es mit seinem Bruder (1) zum Eingang und die US-Soldaten ließen sie in den Flughafen.

Als Hadi und sein Sohn versuchten, sich ebenfalls Zutritt zu verschaffen, wurden sie abgewiesen. Nach Stunden in der Hitze und ohne Wasser sorgte sich der Vater um die Sicherheit seines Sohnes. Gleichzeitig drängten die Taliban immer weiter vor und schlugen die flüchtenden Menschen zurück.

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Aus Sorge, den Jungen nicht beschützen zu können, zog der Vater sich schließlich vom Flughafen zurück. Er rief seine Brüder an und bat sie um Hilfe. Sie sollten Hanzala zu sich nehmen, bis sie im Flughafen wieder vereint werden könnten.

"Ich habe versucht, Hanzala das Leben zu retten", sagte Hadi. Dass er sein Kind wenig später im Land zurücklassen musste, hätte er wohl nie geglaubt.

Hanzala durfte nicht ausreisen

Britische und türkische Koalitionstruppen helfen im August 2021 zusammen mit US-Marines einem Kind während einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport.
Britische und türkische Koalitionstruppen helfen im August 2021 zusammen mit US-Marines einem Kind während einer Evakuierung am Hamid Karzai International Airport.  © Staff Sgt. Victor Mancilla/U.S. Marine Corps/AP/dpa

Nachdem er Hanzala seiner Familie übergeben hatte, schaffte es Hadi auf das Flughafengelände. Dort fand er auch seine Frau mit dem jüngsten Sohn.

Sein Bruder habe mehrmals versucht, Hanzala zum Eingang zu bringen, aber die US-Marines hätten gesagt, das Tor sei geschlossen. Vier Tage später flogen sie schweren Herzens zu dritt aus und es begann eine bange Zeit des Wartens und Hoffens.

Denn der Zweijährige wurde daran gehindert, zu seinen Eltern zu fliegen, weil er keinen afghanischen Pass besaß. Das Dokument brauchte er jedoch, um ausreisen zu können. So hatte es Katar festgelegt, das sämtliche Flüge für afghanische Flüchtlinge in die USA überwacht.

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Also bat die Hadi-Familie das Kabinett von US-Präsident Joe Biden (79) und die Regierung von Katar um Hilfe.

Dann die nächste dramatische Wende: Im Januar dieses Jahres stoppten die Taliban alle Flüge für afghanische Flüchtlinge in die USA. Erst im April wurden sie wieder aufgenommen.

Evakuierte Afghanen gehen am 25. August 2021 zur Abfertigung am Hamid Karzai International Airport in Kabul.
Evakuierte Afghanen gehen am 25. August 2021 zur Abfertigung am Hamid Karzai International Airport in Kabul.  © Sgt. Isaiah Campbell/U.S. Marine Corps via AP/dpa
Evakuierte Menschen aus Afghanistan kommen am 31. August 2021 am Washington Dulles International Airport an. Die Vereinigten Staaten hatten am 30. August ihren Rückzug aus dem Land abgeschlossen und damit den längsten Krieg der USA beendet.
Evakuierte Menschen aus Afghanistan kommen am 31. August 2021 am Washington Dulles International Airport an. Die Vereinigten Staaten hatten am 30. August ihren Rückzug aus dem Land abgeschlossen und damit den längsten Krieg der USA beendet.  © Gemunu Amarasinghe/AP/dpa

"Er ist jetzt zu Hause"

Schließlich wurde der Fall bei verschiedenen Flüchtlingsorganisationen bekannt. Alle weiteren Details sind unter Verschluss, ein Sprecher des US-Außenministeriums lehnte es "aus Gründen des Datenschutzes" ab, sich zu äußern.

Er sagte jedoch, die Biden-Regierung arbeite weiterhin daran, Afghanen bei der Umsiedlung in die USA zu helfen. "Wir setzen uns dafür ein, Familien wieder zusammenzuführen, insbesondere Eltern und minderjährige Kinder, die möglicherweise im August 2021 getrennt wurden."

Hanzala landete am 1. Juni in New York, wo er von seinen Eltern begrüßt wurde. "Er ist jetzt zu Hause. Ich kann es nicht glauben", sagte sein Vater, der inzwischen ein Sonder-Visum bekommen hat - weil er beruflich bei der Ausbildung der afghanischen Nationalpolizei geholfen hat.

Titelfoto: Sgt. Isaiah Campbell/U.S. Marine Corps/AP/dpa

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