Heftige Proteste in Peru: Polizei setzt Tränengas ein, Demonstranten wollen "Kampf nicht aufgeben"

Lima (Peru) - In der peruanischen Hauptstadt Lima haben am Samstag erneut Tausende Menschen gegen Präsidentin Dina Boluarte (60) protestiert.

Hunderte von Demonstranten kamen am Samstag in Lima zusammen.
Hunderte von Demonstranten kamen am Samstag in Lima zusammen.  © ERNESTO BENAVIDES / AFP

Nach Angaben der Organisatoren handelte es sich um die größte Demonstration seit Beginn der Proteste im Dezember, in deren Verlauf bereits 48 Menschen starben.

Bei Einbruch der Dunkelheit kam es am Samstagabend zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei.

Bauerngewerkschaften, Bürgerorganisationen und Studentenbewegungen aus den Andenregionen Cusco und Puno im Süden des Landes zogen gemeinsam mit Einwohnern der Hauptstadt zur Plaza Dos de Mayo, um erneut den Rücktritt Boluartes und die Auflösung des Parlaments zu fordern.

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Bei Einbruch der Dunkelheit setzte die Polizei Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben, die sich in Richtung des Parlaments und des Regierungspalastes bewegten.

Die mit Helmen und selbstgemachten Schilden ausgestatteten Protestierenden stellten sich den Sicherheitskräften entgegen und feuerten Feuerwerkskörper ab.

Neuwahl bei Rücktritt von Präsidentin Dina Boluarte möglich

Musiker spielen traditionelle Musik während einer Demo in Cusco.
Musiker spielen traditionelle Musik während einer Demo in Cusco.  © Rodrigo Abd/AP/dpa

"Wir werden diesen Kampf nicht aufgeben", sagte eine 37-jährige Bäuerin aus Puno der Nachrichtenagentur AFP. Stattdessen müssten Boluarte und das Parlament aufgeben, "die alles tun, um unsere Situation nicht verbessern zu müssen."

Sie warf der Präsidentin und den Volksvertretern vor, diese raubten Perus Bevölkerung aus und gäben "unseren Reichtum nicht-peruanischen Unternehmen".

Am Freitag hatte das Parlament eine Entscheidung über Neuwahlen noch in diesem Jahr zunächst bis voraussichtlich August verhindert.

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Unter Berufung auf einen Verfahrensfehler lehnte der Verfassungsausschuss des peruanischen Parlaments es ab, einen von Boluarte eingebrachten Gesetzentwurf zu behandeln, demzufolge die Parlamentswahl auf den Oktober 2023 vorverlegt werden sollte.

Eine rasche Neuwahl wäre nach Einschätzung von Experten nunmehr nur dann möglich, wenn Boluarte zurückträte. Dadurch würde Parlamentspräsident José Williams (71) ihr Amt übernehmen und könnte umgehend Neuwahlen ausrufen.

Wieder kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Wieder kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.  © ERNESTO BENAVIDES / AFP

Bislang 48 Tote bei Protestunruhen in Peru

Peru wird seit der Amtsenthebung und Verhaftung des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo (53) am 7. Dezember von schweren Unruhen erschüttert.

Bei den landesweiten Protesten fordern die Demonstranten neben dem Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Boluarte auch die Auflösung des Parlaments, um unverzüglich Neuwahlen abzuhalten.

Titelfoto: ERNESTO BENAVIDES / AFP

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