Rostock bekommt nach "Remigrations-Anzeige" viel "Feedback" und will debattieren

Rostock - Bis Donnerstag konnten sich Interessierte für die offene Stelle "Sachbearbeiter*in II Remigration" in Rostock bewerben. Inzwischen ist das Gesuch online nicht mehr verfügbar und Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (42, Linke) sah sich offenbar nun gezwungen, Stellung zu nehmen.

Die Stadt Rostock sucht jemanden, der sich um Abschiebungen und ausreisepflichtige Ausländer kümmert.
Die Stadt Rostock sucht jemanden, der sich um Abschiebungen und ausreisepflichtige Ausländer kümmert.  © Screenshot/rostock.de

Statt das als Unwort des Jahres bezeichnete Wort "Remigration" schnell und vehement aus dem Stadt-Wortschatz zu streichen, geht sie in einer Mitteilung einen anderen Weg:

Kröger unterstützte die in der Stadtgesellschaft laufende Debatte um die Verwendung des Begriffes "Remigration", heißt es.

"Der Begriff wird missbraucht und hat einen Schlag weg, das kann niemand leugnen. Deshalb unterstütze ich die inhaltliche Diskussion dazu."

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Ein "Schlag weg" scheint hier doch maßlos untertrieben zu sein. Denn: Großer Bekanntheit "erfreut" sich der Begriff besonders seit Recherchen von Correctiv, bei denen publik wurde, dass sich hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und reiche Unternehmer im November bei Potsdam getroffen hatten, um einen gemeinsamen Masterplan zur Abschiebung von Ausländern zu schmieden - Remigration.

Laut Eva-Maria Kröger gehe es in der Diskussion um den Begriff selbst und auch um das Aufgabenfeld des entsprechenden Bereiches innerhalb der Verwaltung.

"Mir ist genauso die Perspektive der Betroffenen wichtig, also der Menschen, die zu uns kommen, die hier bleiben wollen, die vielleicht wieder gehen möchten und die unter Zwang abgeschoben werden."

Rostock bekommt viel Feedback und will debattieren

Eva Maria Kröger (42, Die Linke), Oberbürgermeisterin der Hansestadt Rostock, glaubt, dass die Debatte um die Verwendung des Begriffes 'Remigration' auch dabei helfen könne, die Perspektiven der Geflüchteten in Rostock stärker als bisher in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken.
Eva Maria Kröger (42, Die Linke), Oberbürgermeisterin der Hansestadt Rostock, glaubt, dass die Debatte um die Verwendung des Begriffes 'Remigration' auch dabei helfen könne, die Perspektiven der Geflüchteten in Rostock stärker als bisher in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken.  © Jens Büttner/dpa

Die Stadt habe sehr viele Rückmeldungen bekommen, die die Oberbürgermeisterin aufnehme und im Austausch mit der Kommunalpolitik sowie den auf diesem Gebiet tätigen Verbänden und Vereinen diskutiere.

"So kann uns die Debatte um die Verwendung des Begriffes 'Remigration' auch dabei helfen, die Perspektiven der Geflüchteten in unserer Stadt stärker als bisher in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu rücken. Denn eine gelebte Willkommenskultur ist eine Frage der richtigen Wortwahl, aber vor allem des Engagements vieler Menschen in unserer Stadt."

Ob für dieses löbliche Vorhaben auch unbedingt über die Verwendung des doch sehr mit dem Rechtsextremismus verwobenen Begriffs überhaupt debattiert werden muss, steht auf einem anderen Blatt.

Titelfoto: Jens Büttner/dpa,Screenshot/rostock.de

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