Heizkosten-Schock extrem! Vermieter fordert rückwirkend 1,54 Millionen Euro

Ingolstadt - Kaum ein Bürger blickt wirklich entspannt der künftigen Heizkosten-Abrechnung entgegen. Doch in Ingolstadt hat das Thema eine völlig neue und existenzbedrohende Ebene erreicht. Und dabei geht es noch nicht einmal um die Zukunft.

Gemeinsam lassen sich die WestPark-Mieter Volker Beidler (Fitnessstudio-Betreiber), Roland Schneider (Orthopädieschuh-Techniker), Zatis Dervesi (Pizzeria-Betreiber) und Peter Treubel (Friseursalon-Chef, v.l.) juristisch beraten.
Gemeinsam lassen sich die WestPark-Mieter Volker Beidler (Fitnessstudio-Betreiber), Roland Schneider (Orthopädieschuh-Techniker), Zatis Dervesi (Pizzeria-Betreiber) und Peter Treubel (Friseursalon-Chef, v.l.) juristisch beraten.  © vifogra / Goppelt

"Der Vermieter meinte, ihnen sei ein Fehler bei der Berechnung der Nebenkosten in den letzten 20 Jahren unterlaufen", so Volker Beidler, Betreiber des Fitnessstudios im WestPark.

Ein entsprechender Brief war vor wenigen Tagen bei ihm angekommen und schloss mit einem regelrechten Schock: "Nach zirka 14 Tagen wird man mein Konto mit 1,547 Millionen belasten, um diesen 'kleinen Fehler' den sie gemacht haben, einzuziehen."

Er ist damit nicht der einzige, der dieses Schock-Schreiben in den Händen hielt. "Das bedeutet absolute Existenzgrundlage entzogen – für viele Mieter", erklärt Beidler weiter.

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"Der WestPark sagte mir, dass jeder Unternehmer immer ein bisschen Geld auf der Seite haben muss, für unvorhersehbare Dinge", so Beidler und hält diesen Gedanken, "Okay, ich lass mal 1,5 Millionen auf der Seite" für mehr als fragwürdig.

Fast noch günstig kommt bei der Nachzahlungswelle Zatis Dervesi davon. Er ist seit 2009 mit seiner Pizzaria im WestPark und muss "nur" 15.000 Euro nachbezahlen.

"Eine Ratenzahlung ist bei 1,5 Millionen Euro ... schwierig."

Für die letzten 20 Jahre soll ein Fitnessstudio wegen eines Rechenfehlers mehr als 1,5 Millionen Euro nachzahlen. Es sind noch weitere Unternehmen betroffen.
Für die letzten 20 Jahre soll ein Fitnessstudio wegen eines Rechenfehlers mehr als 1,5 Millionen Euro nachzahlen. Es sind noch weitere Unternehmen betroffen.  © vifogra / Goppelt

"Die Situation passt gerade überhaupt nicht", so der Pizzabäcker. "Und jetzt kommt erst noch die Zeit, in der wir alle Probleme haben werden, mit Stromerhöhungen und allem."

Er erhofft sich vom Vermieter ein entsprechendes Entgegenkommen, beispielsweise in Form von Ratenzahlungen.

Dieser hat gegenüber Medienvertretern bereits angedeutet, dass man auch in Zukunft an einem guten Mietverhältnis interessiert sei und bereit ist, Lösungspakete mit und für jeden Mieter zu schnüren. Der Unmut der Mieter sei verständlich.

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Man sei bei diesen Heizkosten als Vermieter in der Vergangenheit finanziell in Vorleistung gegangen und bitte daher um Verständnis, dieses vorgestreckte Geld auch einzufordern.

"Corona hat uns so viel Geld gekostet und die sogenannten Hilfen sind auch nicht so geflossen, wie uns das die Politiker versprochen haben", ruft Frisörsalon-Betreiber Peter Treubel ins Gedächtnis. Er musste bei der KfW einen "ordentlichen Kredit" aufnehmen, damit im Laden die Lichter nicht ausgehen.

Aus dieser Zeit sei er auch aktuell dabei, ihm eingeräumte Mietstundungen abzubezahlen. Und jetzt noch eine Heizkosten-Nachzahlung von insgesamt rund 100.000 Euro für seine drei Läden. Und das bei steigenden Kosten und zurückhaltenden Kunden – denn auch die versuchen zu sparen.

"Wir fühlen uns sehr, sehr ungerecht behandelt", so Fitnessstudio-Betreiber Volker Beidler. Er hätte sich zusammen mit anderen Mietern bereits anwaltlich beraten lassen. "Auch eine Ratenzahlung ist bei 1,5 Millionen Euro ... schwierig."

Titelfoto: vifogra / Goppelt

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