Nach 333 Jahren: Realschulen in Straubing öffnen sich für gemischte Geschlechter

Straubing - Im Jahre 1691 gründete sich im niederbayerischen Straubing das Ursulinenkloster mit der Eröffnung einer dazugehörigen Mädchenschule. Inzwischen sind "die Urschln" ein reines Mädchengymnasium beziehungsweise eine reine Mädchenrealschule. Letzteres soll sich nun ändern.

Die Jakob-Sandtner-Realschule in Straubing öffnet sich für Mädchen – was Folgen für die Tradition einer anderen Schule hat.
Die Jakob-Sandtner-Realschule in Straubing öffnet sich für Mädchen – was Folgen für die Tradition einer anderen Schule hat.  © Armin Weigel dpa/lby

Denn nur wenige Schritte von diesem Gebäudekomplex befindet sich die einstige "staatliche Realschule für Knaben", heute "staatliche Jakob-Sandtner-Realschule" (JSR).

Und die wollen nach der namentlichen Öffnung vor einigen Jahren auch bei den Schülern nicht mehr auf rein männliche Besucher reduziert bleiben.

Klingt im Grunde einfach – ist es aber nicht. Natürlich kann sich die staatliche Schule problemlos für beide Geschlechter öffnen, aber es würde ein Ungleichgewicht entstehen.

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Die Mädchenrealschule ist unter privater Trägerschaft – kostet also auch Schulgeld. Entsprechend könnten dadurch einige Kinder abwandern.

Andererseits würde eine 333 Jahre alte Tradition beendet werden. Damit die Klosterschule auch Jungs bei sich aufnehmen kann, braucht es die Zustimmung der Schulstiftung der Ursulinen. So steht es in den Vorgaben des Bayerischen Kultusministeriums.

Gymnasium der Ursulinen möchte (noch) keine Jungs bei sich

Ab 2025/26 nicht mehr nur für Mädchen: Die Ursulinen-Realschule hat nach 333 Jahren beschlossen, auch Jungs als Schüler zuzulassen.
Ab 2025/26 nicht mehr nur für Mädchen: Die Ursulinen-Realschule hat nach 333 Jahren beschlossen, auch Jungs als Schüler zuzulassen.  © Schimpfhauser/privat

Wie das "Straubinger Tagblatt" berichtet, wurde diese Entscheidung im Kollegium und Elternbeirat der Ursulinen-Realschule diskutiert.

"Die Haltung, die der Konvent der Schwestern der Ursulinen in der für sie sehr schwierigen Frage eingenommen hat, beeindruckt mich zutiefst", lobt Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (52) auf Instagram.

Der Stiftungsrat habe am Ende sogar einstimmig beschlossen, der Jakob-Sandtner-Realschule nicht im Wege stehen zu wollen und künftig auch an der Ursulinen-Realschule Buben zulassen zu wollen. Ab dem Schuljahr 2025/26 soll es auf beiden Schulen umgesetzt werden.

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Mit dieser Entscheidung reduziert sich laut Kultusministerium die Zahl der reinen Knabenschulen auf zehn, die Anzahl der Mädchenschulen auf 59 – von insgesamt rund 4600 allgemeinbildenden Schulen.

Komplett krempelt sich die Seite der Ursulinen jedoch (noch) nicht um: Das Mädchengymnasium der Ursulinen will weiterhin monoedukativ bleiben.

Titelfoto: Schimpfhauser/privat

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