Mehr als 700 Helfer warten in Hochwasser-Gebiet seit Tagen auf ihren Einsatz

Windhagen - Das hatten sich die rund 700 Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein anders vorgestellt. Vor drei Tagen hatten sie sich auf den Weg in das Katastrophengebiet nach Rheinland-Pfalz gemacht. Dort angekommen, warten sie aber immer noch auf ihren Einsatz.

700 Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein wollen im Katastrophengebiet helfen.
700 Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein wollen im Katastrophengebiet helfen.  © Screenshot/ZDF/Mittagsmagazin

In das Einsatzzentrum an den Nürburgring haben es die Helfer von Feuerwehr, DLRG, Rotem Kreuz, Johanniter, Malteser und Technischem Hilfswerk erst gar nicht geschafft. Sie wurden stattdessen in Windhagen im Norden des Bundeslandes stationiert.

Dort heißt es nun seit zwei Tagen: Däumchen drehen und warten!

"Das sind die Umstände, die wir vorher nicht besprechen oder planen konnten", sagte Mira Soeth vom DRK Neumünster im Mittagsmagazin von ARD und ZDF und schob gelassen nach. "Das nehmen wir so hin. Ich glaube, die Schleswig-Holsteiner sind da auch einfach cool mit der Situation."

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Ähnlich sieht es auch Heino Lafrenz, Leiter Mobiler Führungsstab Schleswig-Holstein, der als langjährig Wirkender im Katastrophenschutz tätig ist. "Ich weiß aber, dass es unwahrscheinlich schwer ist, große Helfer-Kontingente zu organisieren", erklärte er. "Die Meldewege in diesen Großeinsätzen sind auch immer sehr lang."

Dennoch bleibt die Frage: Wie kann es sein, dass eine solch hohe Anzahl an Kräften in einem derartigen Katastrophenfall offenbar nicht gebraucht wird? Auf Bildern aus den entsprechenden Gebieten ist deutlich zu sehen, wie viel Arbeit noch nötig sein wird, um dort mit den Wiederaufbauarbeiten beginnen zu können.

THW-Vize-Präsidentin Sabine Lacker bestätigt Chaos-Phase

Mira Soeth vom DRK Neumünster (links) sieht die Situation gelassen, Rüdiger Fuhrmann, Ortsbürgermeister von Adenau, weiß um die Schwere der Koordination.
Mira Soeth vom DRK Neumünster (links) sieht die Situation gelassen, Rüdiger Fuhrmann, Ortsbürgermeister von Adenau, weiß um die Schwere der Koordination.  © Fotomontage: Screenshots/ZDF/Mittagsmagazin

Die Kritik von Hilfsorganisationen wird mittlerweile immer größer. "Wir haben durchaus die Problematik, dass wir nicht mehr nur retten können, sondern es jetzt Bergung angesagt, sowohl Sachwerte, aber möglicherweise auch Menschenbergung", sagte Uwe Wichert von der Kreisfeuerwehr Rendsburg-Eckernförde vor der Abfahrt in den Süden. "Von daher müssen wir runter, um die Kräfte entsprechend zu unterstützen. Sie sind aufgebraucht."

Sabine Lacker, Vize-Präsidentin vom THW, relativiert die Situation um die arbeitslosen Einsatzkräfte. "Bei jeder Katastrophe haben wir eine Chaos-Phase", sagte sie. "Das wird man nie beseitigen."

Zudem seien auch die Entscheidungsträger vor Ort, sprich Bürgermeister oder Landräte betroffen. "Ich möchte nicht sagen, dass es nicht auch Fehler gegeben hat", gab Lacker aber auch zu.

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Einer, der selbst betroffen ist, bestätigt diese Aussage. "Hilfe ist eigentlich sehr viel vorhanden", beschrieb Rüdiger Fuhrmann, Ortsbürgermeister von Adenau. "Dass das sehr schwer zu koordinieren ist bei dieser Schadensgröße, ist verständlich."

Für die Helfer aus Schleswig-Holstein könnte es also noch weitere Tage dauern, bis sie endlich zum Einsatz kommen.

Titelfoto: Screenshot/ZDF/Mittagsmagazin

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