150 Reservisten für den Ernstfall! Sachsen mobilisiert Kompanie für den Heimatschutz

Dresden - Sachsen will die Bevölkerung besser schützen, im Ernstfall müsste auch die Bundeswehr helfen. Dafür gibt es unter anderem eine Heimatschutzkompanie. Sie besteht aus knapp 150 Reservisten - ist aber nicht für die Verteidigung gedacht.

Beim Pilotprojekt Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz traten auch Frauen zur Grundausbildung an.
Beim Pilotprojekt Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz traten auch Frauen zur Grundausbildung an.  © imago images/localpic

"Seitdem der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist, hat Heimatschutz eine höhere Bedeutung", sagt Oberstleutnant Stephan-Thomas Klose (59) vom Kommando Streitkräftebasis in Bonn. Seit 2012 seien Heimatschutzkompanien in allen Bundesländern entstanden.

Mit unterschiedlicher Stärke: So gibt es in Sachsen seit 2013 eine einzige Heimatschutzkompanie, aktuell rund 150 Soldaten stark. Das Nachbarland Bayern hingegen hat gleich sieben Heimatschutzkompanien mit insgesamt 650 Mann. Auch Brandenburg ist Sachsen voraus, hat 190 Reservisten für den Heimatschutz.

Die Verteidigung der Heimat sei aber gar nicht die Aufgabe der Heimatschützer, erklärt Oberstleutnant Eric Gusenburger (50) vom Landeskommando Sachsen. Die Reservisten würden Hilfe leisten im Notfall, so etwa in den vergangenen Jahren bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in der Oberlausitz. Dort hätten sie Zäune gebaut und nach Fallwild gesucht.

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Neben der Heimatschutzkompanie hat die Bundeswehr ihre festen Stützpunkte im Freistaat: das Panzergrenadierbataillon in Marienberg und die Panzergrenadierbrigade in Frankenberg.

"Wir haben in Sachsen knapp 4000 aktive Soldaten", so Oberstleutnant Gusenburger. "Das ist im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Bayern recht wenig." Ein Problem sieht er darin nicht. Denn sollte Sachsen sich verteidigen müssen, wäre das ohnehin die Aufgabe der gesamten Bundeswehr.

Oberstleutnant Eric Gusenburger (50), Chef des Landeskommandos.
Oberstleutnant Eric Gusenburger (50), Chef des Landeskommandos.  © Thomas Türpe
Auch Sachsen hat eine Heimatschutzkompanie.
Auch Sachsen hat eine Heimatschutzkompanie.  © Thomas Türpe
Die Heimatschutzkompanie koordinierte die Wildsuche auf dem Truppenübungsplatz in der Oberlausitz mit zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest mit.
Die Heimatschutzkompanie koordinierte die Wildsuche auf dem Truppenübungsplatz in der Oberlausitz mit zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest mit.  © Bundeswehr/Anne Weinrich

Bevölkerungsschutz hat für Sachsens Landesregierung einen hohen Stellenwert

Für das Verteidigungsministerium des Bundes ist nicht die Zahl der Soldaten entscheidend. "Eine einfache Aufstockung der Streitkräfte würde zu kurz greifen", teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Stattdessen müssten sich nun die Ausbildung und Ausrüstung ändern. Lange habe sich die Bundeswehr auf das "internationale Konflikt- und Krisenmanagement" spezialisiert, jetzt ginge es wieder um "Landes- und Bündnisverteidigung".

Der Bevölkerungsschutz hat auch für die Landesregierung einen höheren Stellenwert bekommen. "Wir brauchen Krisenvorsorge für den 'Worst Case'", so Innenminister Armin Schuster (60, CDU).

Die Bundeswehr würde laut Innenministerium aber erst angefordert, "wenn alle anderen (eigenen) Möglichkeiten zur Krisenbewältigung ausgeschöpft wurden".

Titelfoto: Bundeswehr/Anne Weinrich

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