4 Städte aus Sachsen unter Deutschlands Aufsteiger-Top-30: Für diese Kommunen geht's nach oben

Dresden - Von wegen verschnarchte Provinz! Gleich vier sächsische Städte haben es bei einem Städte-Ranking in Sachen Dynamik und Entwicklung unter die Top 30 Deutschlands geschafft. Als Aufsteiger-Regionen konnten sich dabei besonders Döbeln auf Platz 2 und Reichenbach im Vogtland auf Platz 4 in Szene setzen. Was haben diese Städte, was andere nicht haben? Mit welchen Pfunden wuchern und punkten sie?

Döbeln profitiert nicht nur von seiner Lage

Das Döbelner Krankenhaus. Die 23.000-Einwohner-Stadt punktet beim Ranking mit enormem Zuwachs beim verfügbaren Einkommen, wenig Insolvenzen und vielen Zuzügen.
Das Döbelner Krankenhaus. Die 23.000-Einwohner-Stadt punktet beim Ranking mit enormem Zuwachs beim verfügbaren Einkommen, wenig Insolvenzen und vielen Zuzügen.  © Eric Münch

Schwere Bagger heben Gräben aus, Brummis fahren Aushub weg - die Erschließungsarbeiten für das neue Döbelner Walduferviertel gehen sichtbar voran.

"Auf dem Areal der ehemaligen Zuckerfabrik entsteht ein neues Wohngebiet mit Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern", erklärt Daniela Klug (47). Sie überwacht für die Sparkasse Döbeln als Projektleiterin Immobilienentwicklung die Baufortschritte.

Klug erfreut: "Uns liegen bereits 27 Reservierungen für 59 Grundstücke vor." Vor allem junge Familien aus Dresden, Chemnitz und Döbeln wollen hier innerstädtisch an der Freiberger Mulde bauen.

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150 Euro pro Quadratmeter zahlen sie für das erschlossene Bauland - fast ein Schnäppchen im Verhältnis zu den Preisen in den Ballungsgebieten.

Erlebnis-Dorf für Döbeln geplant

Projektleiterin Daniela Klug (47), Sparkassen-Vorstand Thomas Gogolla (48) und Oberbürgermeister Sven Liebhauser (39) auf der Baustelle "Walduferviertel". Die Sparkasse hat das Areal der alten Zuckerfabrik gekauft, um es als Wohngebiet zu entwickeln und vermarkten.
Projektleiterin Daniela Klug (47), Sparkassen-Vorstand Thomas Gogolla (48) und Oberbürgermeister Sven Liebhauser (39) auf der Baustelle "Walduferviertel". Die Sparkasse hat das Areal der alten Zuckerfabrik gekauft, um es als Wohngebiet zu entwickeln und vermarkten.  © Eric Münch

Viele Jahre musste Döbeln einen Einwohnerschwund hinnehmen. Dank neuer Wohnstandorte und Gewerbeansiedlungen konnte der Negativ-Trend gestoppt werden - 23 800 Menschen leben jetzt hier.

"Theater, Gymnasium, Krankenhaus, Freibad, Parkanlagen - Döbeln hat als Mittelstadt viel zu bieten. So mancher entdeckt uns jetzt", freut sich Oberbürgermeister Sven Liebhauser (39, CDU).

Dabei profitiert die städtische Perle an der Mulde von ihrer Lage im Dreieck zwischen Chemnitz, Dresden und Leipzig, guten Verkehrsanbindungen, steigenden Mieten in den kreisfreien Städten und Groß-Investoren.

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Bereits vor Jahren beschloss der Freistaat, dass der Landesrechnungshof nach Döbeln zieht. Jüngeren Datums ist die Ankündigung der Agrar-Freizeitpark-Kette Karls, vor Ort ein Erlebnis-Dorf zu errichten.

Sven Liebhauser, der seit zwei Jahren an der Rathausspitze steht, sagt: "Vieles fügt sich jetzt für uns glücklich zusammen. Wir sind stolz und freuen uns sehr über den 2. Platz im Aufsteiger-Ranking."

Der Kommunalpolitiker schaut voll Optimismus in die Zukunft, plant für kommende Generationen - zum Beispiel eine neue zweizügige Grundschule im Osten der Stadt.

Hoyerswerda konnte den Absturz stoppen

Hoyerswerda aus der Vogelperspektive. Die Stadt wuchs mit dem Braunkohlebergbau rasant und schrumpfte nach dem Mauerfall dramatisch.
Hoyerswerda aus der Vogelperspektive. Die Stadt wuchs mit dem Braunkohlebergbau rasant und schrumpfte nach dem Mauerfall dramatisch.  © DPA/Picture Alliance

Geringe Wirtschaftskraft, starke Überalterung, löchrige Infrastruktur - auf diesen Problemfeldern ackert man seit Jahren in Hoyerswerda.

Im Vergleich zu anderen steht die Stadt in dieser Hinsicht mies da. Aber es gibt eine äußerst positive Entwicklungsdynamik. Von niedrigem Niveau startend konnte man enorm zulegen.

So schaffte es Hoyerswerda auf Rang 29 und damit in die Top 30. Besonders positiv in der Tendenz sind in "Howoy" die Einkommensentwicklung, der Rückgang der Arbeitslosigkeit, die Abnahme der Zahl der Insolvenzen sowie die Steuereinnahmen.

Beim Bau von Einfamilienhäusern und der Qualität der Wohnungen vor Ort liegt die Lausitz-Stadt sogar deutlich über den Mittelwerten.

Reichenbach setzt auf Jugend und Allianzen

Im Rahmen der 5. Sächsische Landesgartenschau 2009 im Reichenbach in Vogtland entstand der Park der Generationen. Er ist beliebt bei Jung und Alt.
Im Rahmen der 5. Sächsische Landesgartenschau 2009 im Reichenbach in Vogtland entstand der Park der Generationen. Er ist beliebt bei Jung und Alt.  © C. Steps

Reichenbach im Vogtland belegte Rang 4 (hinter Ilmenau, Döbeln und Bad Salzungen) beim Aufsteiger-Ranking. Die Stadt überflügelt Konkurrenten zielstrebig und eiskalt.

Reichenbach musste nach dem Niedergang der DDR den Zusammenbruch der lokalen Textilindustrie verkraften. "Damit sich neue Firmen ansiedeln, setzte die Stadt konsequent auf die Schaffung von attraktiven Gewerbegebieten", berichtet Stadtsprecherin Heike Keßler.

Dafür ging Reichenbach Allianzen mit seinen Nachbar-Kommunen ein. Gemeinsam gründete man den Planungszweckverband "Industrie- und Gewerbegebiet Autobahnanschlussstelle Reichenbach/Vogtl." (kurz PIA), der bis heute erfolgreich Flächen akquiriert und Firmen anzieht, die Jobs schaffen.

Zudem profiliert sich Reichenbach als Bundeskompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik und als Bildungsstandort. In der Stadt sind neben dem Beruflichen Schulzentrum Vogtland die Sächsische Kältefachschule sowie Einrichtungen der Berufsakademie Glauchau und der Technischen Universität Chemnitz beheimatet.

Heike Keßler: "Ziel ist es, junge Menschen für die Ausbildung und das Studium nach Reichenbach zu ziehen und ihnen hier eine Perspektive für die Zukunft zu bieten."

Delitzsch nimmt gern Leipziger auf

Die Türme der "Stadtkirche St. Peter und Paul" überragen die Häuser der Altstadt von Delitzsch.
Die Türme der "Stadtkirche St. Peter und Paul" überragen die Häuser der Altstadt von Delitzsch.  © ZB/picture alliance

Die Sonne verwöhnt das nordsächsische Delitzsch gern. Regelmäßig taucht die Stadt ganz vorne in Vergleichen auf, wenn es um die meisten Sonnenstunden deutschlandweit geht.

Nur darf sich Sachsens "Sun-City" auch offiziell Aufsteiger (Platz 25 im Ranking) nennen. Ausgesprochen positiv haben sich vor Ort die Einkommenssituation, der Wohnungsmarkt und der Anteil von Arbeitslosen in der Gemeinde entwickelt.

Delitzsch liegt an der S-Bahn-Linie innerhalb der Metropolregion Mitteldeutschland und kann sich seit geraumer Zeit über zahlreiche Zuzüge aus Leipzig freuen.

Je teurer die Mieten, das Leben und Arbeiten in "Hypzig" werden, desto mehr Menschen und Unternehmer erkennen die Vorzüge vom ländlich geprägten Delitzsch.

600 Städte wurden verglichen

Das Fachmagazin "Kommunal" untersuchte gemeinsam mit der Firma Contor-Regio für diese Studie 600 mittelgroße Städte mit mindestens 20.000 und maximal 75.000 Einwohnern.

Anhand von 67 Indikatoren rund um das Thema "Entwicklung und Wachstum" wurde skaliert.

Dafür wertete und verglich man zigtausende Statistik-Daten aus den vergangenen fünf Jahren.

Die komplette Liste wurde veröffentlicht unter: contor.org/studien/kommual/erfolg/.

Titelfoto: Eric Münch

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